Erschienen in Lichterfelde West Journal Oktober/November 2021
Als Sohn eines Apothekers war die Laufbahn des am 22. August 1765 geborenen Berliners Carl Ludwig Willdenow eigentlich vorherbestimmt. Apotheker würde der Junge werden, wie sein Vater. Dessen Apotheke befand sich an der Friedrichstraße/Ecke Unter den Linden, sozusagen eine 1A-Lage. Schon als Kind war er an der Natur interessiert. Seine Sammelleidenschaft für Raupen, aus denen er Schmetterlinge ziehen wollte, wandelte sich in ein Interesse für die Pflanzen, die er für die Fütterung sammelte. Er sammelte, trocknete und bestimmte die Pflanzen. Schon bald standen Töpfe mit selbst gesammelten und gezüchteten Pflanzen der Berliner Umgebung auf dem Dach des Hinterhauses. Seine Lehrer unterstützten den Jungen und ein Gärtner überließ ihm Beete für seine Zuchtversuche. Nach Abschluss der Schule begann er eine Apothekerlehre, anschließend studierte er Medizin. Während der Semesterferien unternahm der junge Carl Ludwig Wanderungen durch Nord- und Mitteldeutschland. Dabei sammelte er viele Pflanzen für sein Herbarium. 1787 veröffentlichte er sein erstes Buch über die Berliner Flora. Die Fachwelt wurde auf ihn aufmerksam und er bekam Kontakt zu Alexander von Humboldt, mit dem er den Rest seines Lebens befreundet blieb. Humboldt besuchte ihn während seiner Aufenthalte in Berlin häufig und ließ Pflanzen von ihm bestimmen.
Auch wenn er den Beruf des Apothekers ausübte – seine Leidenschaft galt der Botanik. Eine Einladung zur Weltreise schlug er jedoch aus, denn er musste sich 1790 zwischen der Reise und der Heirat mit seiner Verlobten Henriette Luise Habermus entscheiden. Er entschied sich für die Ehe und begann zusätzlich junge Menschen in Botanik zu unterrichten. 1792 veröffentlichte er das nächste Buch „Grundriss der Kräuterkunde“. 1793 gab Willdenow seine Tätigkeit als Apotheker auf. Er wurde 1798 Professor der Naturgeschichte und 1801 Direktor des Königlichen Botanischen Gartens in Schöneberg. Dieser befand sich auf dem Gelände des heutigen Kleistparks. Nun folgten Reisen innerhalb Deutschlands, aber auch in den Norden Italiens und nach Wien. Im Jahr 1810 berief man ihn zum ersten Professor der Botanik an der neuen Friedrich-Wilhelms-Universität. Im Herbst des gleichen Jahres reiste Carl Ludwig Willdenow auf Bitten Humboldts nach Paris um die zahlreichen in Süd- und Mittelamerika gesammelten Pflanzen zu sichten. In Paris erkrankte er schwer und kam im April 1811 zurück nach Berlin, wo er am 10. Juli starb. Er bekam ein Grab auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhof. Die Dorotheenstädtische Kirche wurde 1965 nach den Schäden im Zweiten Weltkrieg gesprengt und der Kirchhof eingeebnet. Der Grabstein von Carl Ludwig Willdenow steht nun im Eingangsbereich des Botanischen Museums in Dahlem. In Lichterfelde ist die Willdenowstraße nach ihm benannt, die direkt an den Botanischen Garten angrenzt.
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