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Das vermarktete Genie

Ausstellung über Antoine Watteau im Schloss Charlottenburg

Antoine Watteau, L’Amour paisible. Die friedliche Liebe, 1718/1719. Foto: SPSG/Jörg P. Anders
Antoine Watteau, L’Amour paisible. Die friedliche Liebe, 1718/1719. Foto: SPSG/Jörg P. Anders
Erschienen in Gazette Wilmersdorf Oktober 2021
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2021 jährt sich der Todestag des französischen Malers Antoine Watteau (1684-1721) zum 300. Mal. Watteau gilt neben Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) als einer der größten Maler des 18. Jahrhunderts. Nach dem Louvre in Paris besitzt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die bedeutendste und berühmteste Sammlung seiner Werke. Die SPSG präsentiert deshalb im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg die Ausstellung „Antoine Watteau. Kunst – Markt – Gewerbe“. Sie wird vom 9. Oktober 2021 bis zum 9. Januar 2022 zu sehen sein und eines der Hauptwerke des Künstlers in den Mittelpunkt rücken: das „Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint“. Dieses 1746 für die königliche Sammlung Friedrichs des Großen (1712-1786) erworbene Gemälde gilt heute als ein zentrales Meisterwerk der Malerei des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich als Medium der (Geschäfts-)werbung und als „Aushängeschild“ des Pariser Kunsthandels entstanden, fasziniert das Gemälde bis heute und regt Fragen an, die den Handel mit Kunst, deren Vermarktung, aber auch das Sammeln von Kunst und die intellektuelle Auseinandersetzung mit ihr betreffen.

Mit Blick auf die Aspekte „Kunst – Markt – Gewerbe“ wird nicht nur die wechselvolle Geschichte des 1720 entstandenen „Ladenschilds“ als Gemälde und Galeriewerk erzählt, vielmehr werden die Besucherinnen und Besucher auch mit Edmé-François Gersaint (1694-1750) als einem einflussreichen Protagonisten des Pariser Kunsthandels des 18. Jahrhunderts bekanntgemacht. Dem Geschäftssinn dieses jungen, aufstrebenden Kunsthändlers ist es zu verdanken, dass unsere Vorstellungen vom Künstler Watteau immer noch durch die Vermarktungsstrategien dieser Zeit geprägt sind.

In der Ausstellung wird mit einer virtuellen 3D-Rekonstruktion die Pariser Pont Notre Dame mit dem Geschäft Gersaints erfahrbar. Auch werden von Gersaint entwickelte Werbemedien und -formate vorgestellt. Zugleich ist anhand von ausgewählten Werken zu sehen, dass nicht zuletzt Watteau selbst mit seiner Arbeitsweise der lukrativen Vermarktung seines Œuvre den Weg bereitete.

Vom Künstler zur Stilikone

Nach Watteaus Tod ließen Gersaint sowie der mit ihm befreundete Pariser Sammler und erfolgreiche Unternehmer Jean de Jullienne (1686-1766) die Zeichnungen und Gemälde des Künstlers druckgrafisch reproduzieren. Mit Julliennes Projekt, diese Drucke in einer vierbändigen Edition herauszugeben, dem sogenannten „Recueil Jullienne“, wurde für eine europaweite Verbreitung der Werke Watteaus gesorgt. Durch diese Geschäftsidee entstand zugleich der Prototyp eines modernen illustrierten Werkverzeichnisses, das Watteau zu jahrhundertelangem Nachruhm verhelfen sollte.

Die in hoher Auflage reproduzierten und auch einzeln vertriebenen Stiche lösten im 18. Jahrhundert eine internationale Modewelle aus. In ganz Europa erwarben Sammler, Manufakturbesitzer und Gewerbetreibende die nach den Werken Watteaus entstandenen Druckgrafiken. Watteaus frischer Blick auf seine Motive, sein Einfallsreichtum und sein zeichnerisches sowie malerisches Talent machten seine Bilderfindungen populär. Sie inspirierten nicht nur Künstler, sondern auch Kunsthandwerker. Motive Watteaus finden sich u. a. auf Tapisserien, Wanddekorationen, Fächern, Kaminschirmen und Porzellanen wieder. Auch Preußen lieferte vor allem im Kunstgewerbe unter dem Einfluss Friedrichs des Großen einen wichtigen Beitrag zu dieser „Watteau-Mode“. Besonders deutlich lässt sich dies an den Erzeugnissen der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) ablesen, in der sich die „Watteaumalerei“ zu einer eigenen anspruchsvollen Art des Dekors entwickelte. Porzellane mit Bildmotiven „à la Watteau“ wurden als kostbare Geschenke in Auftrag gegeben und vom König als modische Luxusgüter an Europas Fürstenhäuser verschickt.

„Antoine Watteau. Kunst – Markt – Gewerbe“, 9. Oktober bis 9. Januar 2022 im Schloss Charlottenburg, Neuer Flügel. Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und Hygienekonzept unter www.spsg.de/watteauinberlin .

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