Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal Dezember/Januar 2021
Carl Blechen (1798-1840) zählt neben Caspar David Friedrich zu den bedeutendsten deutschen Landschaftsmalern des frühen 19. Jahrhunderts. Atmosphärische Werke, dramatische Lichtinszenierungen und leuchtende Farben prägen sein Schaffen. Von vielen hochgeschätzt, verehrte ihn auch Max Liebermann und widmete ihm 1921 eine seiner ersten Ausstellungen als Präsident der Berliner Akademie der Künste. Liebermann lobte vor allem Blechens Fähigkeit, seine subjektive Wahrnehmung in ein naturalistisches Bild „hineinzumalen“ und sah Blechen damit als Vorreiter des Impressionismus. Ausgehend von Liebermanns historischer Ausstellung zeigt die Liebermann-Villa am Wannsee im Herbst 2021 eine Auswahl von Blechens Werken aus der Cottbuser Sammlung der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz.
Als Max Liebermann im Oktober 1920 Präsident der Berliner Akademie der Künste wurde, widmete er eine seiner ersten Ausstellungen dem Gesamtwerk Blechens. Etwa 80 Jahre nach Blechens frühem Tod versammelte Liebermann im Herbst 1921 rund 120 Werke des Malers in den Räumen der Akademie am Pariser Platz. In seinem begleitenden Ausstellungstext bekräftigt Liebermann Blechens große Wirkung: „Einer der wenigen Auserwählten […] der nicht nur zu den Besten seiner Zeit gehörte – und als solcher übrigens von seinen Zeitgenossen eingeschätzt wurde […] – sondern der auch auf die Besten seiner Zeit […] einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hatte.“
Max Liebermann lobte vor allem die Studien von Blechens Italienreise 1828-1829, die er als klare Vorläufer des Impressionismus ansah. In diesen Bildern sei es dem Künstler gelungen, so Liebermann, seine subjektive Wahrnehmung in ein naturalistisches Bild „hineinzumalen“, wie er in seinem Ausstellungstext weiter ausführte: „Die Studien, die er von [Italien] mitbringt (oft im kleinsten Format) geben das Höchste, was ein Maler zu geben hat, sie geben das wieder, was Blechen gesehen hat: Das Einfachste und daher Schwerste.“
Zum 100-jährigen Jubiläum der Akademieausstellung 1921 zeigt die Liebermann-Villa am Wannsee vom 17. Oktober 2021 bis 24. Januar 2022 eine Auswahl von Blechens Ölstudien aus der Carl-Blechen-Sammlung der Stadt Cottbus, die Max Liebermann kannte und schätzte. Ausgehend von der historischen Ausstellung werden neben der Präsentation dieser besonderen Arbeiten seine künstlerischen Einflüsse auf Max Liebermann genauer beleuchtet: Was schätzte Liebermann an Blechen? Welche Bedeutung hat der Cottbuser Landschaftsmaler für die Entwicklung der modernen Malerei? Wie fügt sich Liebermanns Interpretation in die lange und wechselhafte Rezeptionsgeschichte des Landschaftsmalers zwischen Romantik, Moderne und Nationalsozialismus ein?
In der Ausstellung wird auch ein Blechen zugeschriebenes Werk gezeigt, das aus der Privatsammlung der Familie Liebermann stammt – Höhenzug mit blauen Wolken. Das Bild ist Martha Liebermann in der Zeit ab 1935 abhandengekommen und tauchte 1941 auf dem Kunstmarkt auf, wo es für das Führermuseum in Linz erworben wurde. Nach dem Krieg wurde dieses Bild im Salzbergwerk Altaussee entdeckt und gelangte über den Münchner Central Collecting Point in den Besitz der Bundesrepublik. 2010 wurde das Bild an die Liebermann-Erbinnen und Erben restituiert und befindet sich heute in Privatbesitz.
Zur Ausstellung erscheint ein begleitender Katalog in deutscher Sprache mit zahlreichen Abbildungen der Werke Blechens sowie Essays von Dr. Lucy Wasensteiner, Dr. Johannes Nathan und Dr. Stefan Körner, die neue Erkenntnisse zur Verbindung von Carl Blechen und Max Liebermann vorstellen (41 Seiten, 24 Abbildungen, Max-Liebermann-Gesellschaft, 12 Euro).
Weitere Informationen unter: www.liebermann-villa.de/carlblechen
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