Gazette Verbrauchermagazin

Der Künstler und sein Milljöh

Vor 150 Jahren wurde Heinrich Zille geboren

Erschienen in Gazette Charlottenburg Juni 2018
Anzeige
Agon Sportpark GmbHBallettschulenBatrole Ing. IngenieurgesellschaftBalle d'Or Salon de Coiffure
Heinrich Zille, Selbstporträt von 1922.
Heinrich Zille, Selbstporträt von 1922.

Zweifellos einer der bekanntesten und beliebtesten Maler der Stadt: Heinrich Zille machte sich vor allem mit seinen „Milljöh“-Zeichnungen unsterblich. Der am 10. Januar 1858 in Radeburg bei Dresden geborene Sohn eines Uhrmachers und einer Bergmannstochter begann schon während seiner Schulzeit, Zeichenunterricht zu nehmen. Ab 1875 verdiente er seinen Lebensunterhalt damit.

Sein eigentlicher Berufswunsch war aber Lithograf. Nach seiner Gesellentätigkeit bei der Lithografieanstalt „Winckelmann & Söhne“ bekam er eine Stelle bei der Photographischen Gesellschaft Berlin. Zunächst lebte er mit seiner Frau Hulda in einer Kellerwohnung am Grenzweg in Berlin-Rummelsburg. 1887 zog die Familie mit der 1884 geborenen Tochter Margarete in die Türrschmidtstraße nach Lichtenberg, wo Hans 1888 geboren wurde.

Der dritte Sohn Walter kam in der Mozartstraße, die jetzt den Namen Geusenstraße trägt, zur Welt. Aus dem Berliner Osten zog er 1892 in den Westen, da auch sein Arbeitgeber den Standort gewechselt hatte. Die Photografische Gesellschaft Berlin war nach Westend gezogen und die Familie Zille bezog eine Drei-Zimmer-Wohnung in der Sophie-Charlotten-Straße 88. Nach seiner Entlassung 1907 entsann sich der Künstler der Worte seines Professors Theodor Hosemann „Gehen Sie lieber auf die Straße hinaus, ins Freie, beobachten Sie selber, das ist besser, als wenn Sie mich kopieren.“ Der Enttäuschung über die Entlassung folgte die Hinwendung zum freien Künstlerdasein. In jener Zeit entstanden die typischen Zeichnungen mit frechen Berliner Untertiteln, die Zille berühmt machten. Die Wohnung in der Sophie-Charlotten-Straße sollte auch seine letzte sein. Nach zwei Schlaganfällen starb Heinrich Zille am 9. August 1929 und wurde unter großer Anteilnahme der Berliner auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf beigesetzt. An seinem letzten Wohnort Sophie-Charlotten-Straße 88 wurde am 9. August 1949 eine Gedenktafel für Heinrich Zille enthüllt, die ursprünglich aus dem Jahr 1931 stammt: „Die Gedenktafel nach 1933 zum Verschrotten gegeben gerettet von Arbeiterhand im Jahre 1949 erneuert. In diesem Haus wohnte vom 1. September 1892 bis zu seinem Tode der Meister des Zeichenstiftes der Schilderer des Berliner Volkslebens. Heinrich Zille geb. 10.1.1858 Radeburg, gest. 9.8.1929 Berlin. Seinem Andenken die Stadt Berlin 1931.“

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022