Erschienen in Gazette Charlottenburg November 2021
Nach der Teilung der Stadt wollte auch der Westen Berlins ein eigenes Opernhaus. Denn die großen Opernhäuser – Staatsoper Unter den Linden sowie die Komische Oper – lagen beide in Berlin Mitte und somit im sowjetisch kontrollierten Teil Berlins. An der Bismarckstraße, auf dem Grundstück der zerstörten Städtischen Oper, wurde von 1957 bis 1961 das Gebäude der Deutschen Oper erbaut.
Die massive Beton-Kiesel-Fassade des 70 Meter langen Gebäudes verhindert, dass der Lärm der Bismarckstraße den Musikgenuss trübt. Licht dringt durch die großen Fensterflächen der Seitenfassaden in das Gebäude. Der Zuschauerraum mit 1865 Plätzen ist so konzipiert, dass man von allen Sitzen und den freitragenden Balkonen eine gute Sicht auf die gesamte Bühne hat. Durch die schlichte Gestaltung des holzvertäfelten Zuschauerraums soll die gesamte Konzentration der Besucher auf das Bühnengeschehen gelenkt werden. In den Pausen lädt das großzügige Foyer ein.
An der Rückseite des Gebäudes ist mit der „Tischlerei“ eine zweite Spielstätte vorhanden. Hier ließ man eine frühere Werkstatt umbauen. Mit den Stücken soll ein junges Publikum angesprochen werden. Auch ein Kinderballett und ein Kinderchor gehören zur Deutschen Oper. Die Deutsche Oper ist das größte Opernhaus Berlins. Während der Mauerzeiten wurde sie zum Repräsentationshaus, da die Staatsoper Unter den Linden, die diesen Zweck früher erfüllte, nicht mehr erreichbar war.
Im November und Dezember bietet die Oper ein vielseitiges Programm für die ganze Familie. Ballettbegeisterte ab vier Jahren freuen sich über „Kinder tanzen – Der Nussknacker“. „Die Schneekönigin“, die in der Tischlerei gezeigt wird, ist für das junge Publikum ab acht Jahren geeignet. Wagner-Fans – die sich eher unter den Erwachsenen finden dürften – können sich auf den Zyklus „Ring des Nibelungen“ freuen. Aber auch „Die Entführung aus dem Serail“ und „Die Zauberflöte“ von Mozart, „Don Carlo“ von Verdi, „Don Quixote“, „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck und viele weitere stehen auf dem Programm unter www.deutschoperberlin.de .
Der Vorgängerbau der Deutschen Oper wurde 1911 bis 1912 nach Plänen des Architekten Heinrich Seeling erbaut. Es war die Zeit vor der Gründung Groß-Berlins – Charlottenburg war nicht nur eine selbständige Stadt, sondern auch die reichste Großstadt Preußens. Das „Deutsche Opernhaus“ wurde 1912 eröffnet. Acht Jahre später erfolgte die Eingemeindung Charlottenburgs. Die frühere Stadt war nun ein Berliner Bezirk und das „Deutsche Opernhaus“ ließ man in „Städtische Oper“ umbenennen. Nach 1933 erhielt das Haus den Namen „Deutsches Opernhaus“ zurück. Seine Geschicke führte ab 1934 das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, geleitet von Joseph Goebbels. Der Zuschauerraum wurde von über 2300 Sitzplätzen auf 2098 Sitzplätze verkleinert, um eine „Führerloge“ zu schaffen. Am 23. November 1943 zerstörten Bomben das Haus. Das Ensemble spielte nach Kriegsende zunächst im Theater des Westens, bevor 1961 die Rückkehr in die wieder aufgebaute Deutsche Oper erfolgen konnte.
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