Erschienen in Lankwitz Journal Dezember/Januar 2021
Auf der Domäne Dahlem sind Landgut und Museum in einzigartiger Art verbunden.
Nun ist es der Stiftung in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin (UdK) gelungen, eine ganz besondere Ausstellung im Herrenhaus und auf dem Außengelände im Rahmen ihrer Ausstellungsreihe Domäne.ART zu präsentieren: Unter dem Titel „MORGEN – Experimentelle Untersuchungen und Zukunftsmodelle“ stellen rund 70 UdK-Studierende der Klassen „Gestaltung des bewegten Bildes“ sowie „Raumbezogenes Entwerfen und Ausstellungsgestaltung“ in Dahlem bis 23. Januar 2022 unter den betreuenden Professorinnen Anna Anders und Gabi Schillig ihre Arbeiten vor. Damit wollen sie visionär auf die nahe Zukunft und symbolisierend auf das historische Flächenmaß aus der Landwirtschaft hinweisen. Die Ausstellung zeigt filmische und räumliche Werke, die das zukünftige Verhältnis zwischen Mensch, Natur, Tieren, Land, Pflanzen und vielfältigen Lebewesen thematisieren und reflektieren: von farbenfroh, fantastisch bis technisch reduziert, auf jeden Fall aber lebendig und voller auditiver und visueller Eindrücke. Dabei will das Ausstellungs- und Kommunikationskonzept als organisches Geflecht verstanden werden, das die Exponate im Innen- und Außenraum der Domäne Dahlem in spannender Symbiose miteinander vernetzt. „Progressiv erfrischend, dabei manchmal auch schockierend“, wie einer der ersten Ausstellungsgäste erklärt.
Um in diese unbekannten Welten für sich selbst erfolgreich eintauchen und daraus neue Wahrnehmungs- und Sinnzusammenhänge ableiten zu können, reicht ein einziger Besuch der Ausstellung kaum aus, da es immer wieder Neues und Erstaunliches im Innen- und Außenbereich der Domäne zu entdecken gibt. Angeschlossene Sonderfilmprogramme und Führungen liefern Interessierten darüber hinaus zusätzliche Ausstellungs-Informationen.
Performances, Soundscapes, Animationen, Filme, Visualisierungen, Installationen – unwillkürlich erfassen einen die Kunstwerke mit aller Macht, die Pilze im 3-D-Raum, Abfall-Hybrid, Falten oder Storys als Denkanstöße einsetzen. Unweigerlich stellt man sich ihrer Aussage, die nicht selten auch Anklage enthalten, dabei Themen wie Tierschutz, Pandemie, Wetterkatastrophen oder immer stärker werdendes Wachstum thematisieren – und manchen Besucher vielleicht gerade noch rechtzeitig nachdenklich werden lassen.
Auch wenn bei der Ausstellungseröffnung am 23. Oktober 2021 der Wettergott wenig Kunstverständnis zeigte, war es eine ebenso gelungene wie gut besuchte Vernissage. Das extra für diesen Abend illuminierte Herrenhaus der Domäne, das die Studierenden lieber als „HerrInnenhaus“ bezeichnet sähen, leuchtete vielversprechend in die Dunkelheit, in Live Performances „Symbiogenesis“ von Valentina Berthelon und Tsingyun Zhang schufen Klänge und Formen vereint irreal fließende Kunstbilder. Unter ganz neuem Blickwinkel hätten sie, die jungen Künstler, sich mit dieser Ausstellung der Domäne Dahlem zugewendet, erklärt Vincent, Studierender der visuellen Kommunikation an der UdK Berlin.
Domäne-Direktorin Marit Schützendübel – am Eröffnungsabend fast auf den Tag seit fünf Jahren dabei – lobte das professionelle Zusammenwirken von Domäne-Mitarbeitenden wie Volontärin, Restaurator und Projektleitung mit den Kunstschaffenden der UdK bei diesem „ausufernden Projekt“, das auf Initiative der Domäne Dahlem zustande gekommen ist. Bereits vor zwei Jahren hatte die Ausstellung auf dem Landgut an den Start gehen sollen, doch Corona wollte es anders. Umso größer war nun die Freude am Eröffnungsabend, es geschafft zu haben. „Ein Kraftakt für alle – Domäne Dahlem und UdK Berlin, der aber allen Beteiligten ungeheuer viel Freude gemacht hat“, betonte Dennis Novak, Sammlungs- und Ausstellungsleiter der Domäne Dahlem und ließ durchblicken, dass dies „nach kurzer Pause“ nicht die letzte Zusammenarbeit gewesen sein dürfte. Schön sei sie geworden, die Ausstellung, deren Werke jedes für sich ein eigenes Universum darstellt, auf das sich der Betrachter ganz einlassen muss.
Bei Amtsübernahme im Oktober 2016 hatte Marit Schützendübel zukunftsorientiert angekündigt, die Domäne Dahlem als Bildungsort weiterentwickeln und kommenden Generationen entgegengehen zu wollen. Das Gelingen dieser Ausstellung ist ein wohlverdientes Abschiedsgeschenk für sie: Zum ersten Januar 2022 bricht sie zu neuen Tätigkeits-Ufern auf und übernimmt im ambulanten Rehazentrum Teltow die Verwaltungsleitung. – Eine gut überlegte persönliche Entscheidung von Marit Schützendübel, die viel Erfahrung aus der Geschäftsführung von Reha-Zentren mitbringt.
Die Domäne Dahlem hatte die erfahrene Betriebswirtin und Mediatorin innerhalb weniger Jahre sowohl strukturell als auch wirtschaftlich mit viel Kraft und Energie wieder auf stabile Beine gestellt. Dass Corona ihr und der Domäne etliche Fußangeln in den Weg legte, ist unumstritten. Die Veranstaltungsgesellschaft mbH ist nun aber auf gutem Weg, an die unter Schützendübel erreichten Erfolge anzuknüpfen. Worauf sich die scheidende Domäne-Direktorin, die zuletzt als Gesamt-Geschäftsführerin der Domäne Dahlem stark gefordert und beansprucht war, in ihrer zukünftigen Tätigkeit besonders freut: „Ich möchte wieder für Menschen arbeiten. Ich habe Hilfe und große Hilfsbereitschaft erfahren und möchte auch wieder Menschen helfen.“
Für die Einarbeitung ihrer Nachfolger auf der Domäne hat sich Marit Schützendübel viel Zeit genommen. So übernehmen nun gut vorbereitet als Vorstandsleiter Steffen Otte und als Verwaltungsleiter Tobias Frietzsche ihr neues Amt auf der Domäne Dahlem.
Jacqueline Lorenz
Stiftung Domäne Dahlem – Landgut und Museum
Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt, zu Führungen und zum Sonderfilmprogramm unter www.morgenmorgen.net und www.domaene-dahlem.de/museum/ausstellungen
Ausstellungs-Öffnungszeiten
Mi.-So. 10-17 Uhr
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