Erschienen in Lichterfelde Ost Journal April/Mai 2018
Kaum ein Berliner, der ihn nicht kennt: Häufig ist Axel Walter in den Wohnzimmern zu Gast und informiert unaufgeregt, mit klarer Stimme und deutlicher Aussprache in „rbb AKTUELL“ oder der „Abendschau“ über aktuelle Geschehnisse des Tages.
In diesem Jahr wird der Moderator 50, die Abendschau 60. Aus dem Berliner Medien-Milieu ist er – seit 21 Jahren zum festen Stamm der rbb-Nachrichtensendungen zählend – inzwischen ebenso wenig wegzudenken wie die Abendschau selbst.
Aufgewachsen in Steglitz nahe Stadtpark, lebt Axel Walter heute nicht weit ab im Nachbarbezirk in Friedenau. Bereits früh faszinierte ihn alles rund um Funk und Fernsehen. Sein Vater arbeitete als Toningenieur beim RIAS. Der Sohn durfte so manchen Blick hinter die Sende-Kulissen werfen. „Konzentriertes Arbeiten und gemeinsame Aktivitäten lagen dort dicht beieinander“, beschreibt Axel Walter die damalige Atmosphäre im Studio, in dem er manch freie Stunde verbrachte.
„Doppeldecker“ und „Flick- Flack“ zählten zu den RIAS-Kultsendungen, die viele Jugendliche hinter´m Ofen hervorlockten. Und als einmal ein junger Reporter bei „Doppeldecker“ ausfiel, war es der 12-jährige Axel Walter, der einsprang.
Unverkrampft stellte er frisch von der Leber weg seine Fragen beim Jugend-Sportmagazin Flick- Flack, „eben aus Zuhörerperspektive, weil ich als Nicht-Sportler von der Materie eigentlich gar nicht viel wusste“, wie er heute verrät. Vielmehr war er selbst neugierig auf die Sportarten, deren Regeln er so gar nicht kannte. In dieser Zeit lernte er dort auch den jungen Daniel Gäsche kennen, der heute sein Moderator-Kollege beim rbb ist.
Axel Walters Jugend-Reportagen, deren Themen er weitgehend selbst bestimmen durfte, kamen gut an, und so wuchs er parallel zur Schule weiter in die Praxis der Medienwelt hinein.
Seinen Lehrern am Hermann-Ehlers-Gymnasiums ist Axel Walter bis heute dankbar: „Holger Thomsen und Richard Faller haben bei mir den Spaß an der Sprache und am Formulieren geweckt“, betont Axel Walter, der in der Theater-AG und im Deutsch-Leistungskurs diese Begeisterung ausbauen konnte und damit wichtiges Rüstzeug für seinen späteren Beruf erwarb. Mit Holger Thomsen und Richard Faller ist er bis heute freundschaftlich verbunden über den Freundeskreis Schlosspark Theater in Berlin e. V., deren Vorstand beide angehören. Auch Axel Walter engagiert sich immer wieder aktiv ehrenamtlich im Verein für das Steglitzer Traditionshaus. So produzierte und verantwortete er u. a. neunmal „Ullis Nachtcafé“, das musikalisch mitreißend begleitet und moderiert wurde von seinem Kollegen Ulli Zelle und der Profi-Band „Die Grauen Zellen“. Dass derzeit keine Fortsetzung dieser abendlichen Café-Stunde geplant ist, bedauert nicht nur das Publikum…
Auch auf die Initiative Axel Walters und die des Freundeskreises zurückzuführen ist die jeweils vor einer bevorstehenden Premiere stattfindende sonntägliche Matinee. Auf der Bühne des Schlosspark Theaters wird da das neue Stück mit seinen Schauspielern, Rollen und Hintergrundinformationen im lockeren Gespräch vorgestellt. Moderator ist nach Axel Walter nun Holger Thomsen, dem sein ehemaliger Schüler vorab so manch hilfreichen Moderatoren-Tipp mit auf den Weg gab. „So konnte ich meinem ehemaligen Lehrer ein bisschen von dem zurückgeben, was ich ihm zu verdanken habe“, freut sich Axel.
Nach dem Abitur wandte sich Axel, wie er selbst sagt, „dem praktischen Lernen“ zu und absolvierte eine zweijährige Ausbildung zum Industriekaufmann bei Mercedes Benz am Salzufer. Als man ihm danach die Stelle als Leiter des Ersatzteillagers anbot, lehnte er ab: „Kaufmännisch hatte ich mir mehr vorgestellt.“
Beim Sender lief es gut. Axel lektorierte Hörspiele, war Aufnahmeleiter und schrieb eigene Radio-Beiträge. Doch die Faszination fürs Theater hatte den neugierigen jungen Mann nie los gelassen, und so studierte er zusätzlich Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Nachts arbeitete er beim RIAS, wo er Chefsprecher Reinhard Bülow kennenlernte. „Er lud mich zum Tee in sein Büro und sagte irgendwann ‚Machen Sie was aus Ihrer Stimme‘“, erinnert sich Axel Walter. Immer wieder hakte Bülow nach, bis Walter – als einer der letzten Schüler von Rosemarie Grosse – eine Sprechausbildung machte.
Schauspielerin Ruth Diehl, auch als SFB-Nachrichtensprecherin und spätere Moderatorin der „Berliner Abendschau“ bekannt, war es, die Axel schließlich zum SFB holte. Hier absolvierte Axel Walter sein Redaktionsvolontariat. „Eigentlich wollte ich ja Hörspieldramaturg werden“, erzählt er.
Seit 1991 arbeitete der Moderator beim SFB, der am 1. Mai 2003 mit dem ORB zum rbb zusammengeführt wurde. Axel Walter moderierte bei radioBerlin88,8 und präsentierte das rbb-Gesundheitsmagazin QUIVIVE. Seit 1997 ist er Sprecher bei der Abendschau, deren Nachrichtenchef er 2002 wurde. „Ich habe viele technische Entwicklungen im Laufe der Jahre miterlebt“, schmunzelt Walter, dem etwa 350.000 Menschen pro Abendschau an den Lippen hängen.
Und während er nicht ohne spürbaren Stolz im rbb-Fernsehzentrum am Theodor-Heuss-Platz durch die Studios und Räume der Abendschau führt, spürt man, dass er mit Recht ein Teil von ihr geworden ist: Er, der einstige Jung-Moderator, scheint nichts seiner Begeisterungsfähigkeit verloren zu haben. – Auch wenn ihm manchmal die direkte Reaktion des Publikums fehlt, wie er sie im Theater direkt und unverhüllt findet. So ist er – wenn es seine Zeit erlaubt – fachkundiger Zaungast im Schlosspark, Renaissance oder Deutschen Theater; nicht zuletzt, „um auf dem Laufenden zu bleiben.“
Als gern gesehener Dozent an der Berliner Journalistenschule gibt er indessen seine Moderatoren-Erfahrung an den Nachwuchs weiter.
Im Fernsehzentrum trägt Axel Walter mit dazu bei, Behaglichkeit in die Gänge und Büros zu bringen. Da hängen in seinem und in Cathrin Böhmes Büro seine buntgemischten Urlaubsfotos von Ostsee, Asien und Afrika. Sie erinnern an eine seiner Freizeit-Leidenschaften: das Reisen (am liebsten auf Kreuzfahrt-Schiffen).
Und im Vorfeld des diesjährigen 60-jährigen Jubiläums der Abendschau präsentieren Axel Walter und rbb bereits jetzt eine sehenswerte Dauerausstellung zum Thema auf der Studio-Etage. Auf 60 Wandtafeln wird da an unvergessene Sprecher und Moderatoren – von Rosemarie Diehl und Harald Karas über Gerhard Lenz und Helga Bayertz bis Hans-Werner Kock und Evelyn Lazar – erinnert. Gleichzeitig führt Axel Walter damit weltbewegende Ereignisse vergangener Tage wie Mauerbau, Kennedybesuch und Mauerfall aus der Sicht alter Abendschau-Berichte dem Betrachter noch einmal vor Augen.
Mit reichlich Vorfreude blickt schon heute nicht nur der Nachrichtenchef auf das runde Jubiläum der Abendschau, das am 1. September mit den Berlinern gefeiert werden wird. Doch davon später mehr…
Jacqueline Lorenz
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