Gazette Verbrauchermagazin

DRIVE DROVE DRIVEN

Kommunale Galerie zeigt Autos in der zeitgenössischen Fotografie

Charles Johnstone, Little Red Car, Kuba, 2006.
Charles Johnstone, Little Red Car, Kuba, 2006.
Erschienen in Gazette Wilmersdorf März 2018
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Erst 100 Jahre jung, aber trotzdem in unserem Alltag präsent – das Auto. Es gibt wohl kaum einen Gegenstand, der so sehr polarisiert. Autos sind Fluch und Segen zugleich, Designwunder und Umweltkiller, Symbole für Flexibilität und Freiheit, Kultobjekte und geradezu erotische Statussymbole.

Statussymbol mit Schattenseiten

All das wird von einer überaus innovativen Autoindustrie mit Werbebildern und -filmen befeuert sowie von einer einflussreichen Autolobby unterstützt. Vor diesem Hintergrund entwickeln Konstrukteure Automobile mit extremer Motorisierung und Beschleunigung und versprechen dabei zugleich eine airbaggeschützte und neuerdings auch selbststeuernde Wohlfühloase. Für manche Fahrer auf deutschen Autobahnen ohne Tempolimit erfüllt sich die Sehnsucht nach unendlicher Freiheit. Gleichzeitig kommt es dort immer wieder zu tödlichen Unfällen.

Wohlstand und Individualismus

Schon die Futuristen hatten Anfang des 20. Jahrhunderts die Geschwindigkeit des Autos zum ästhetischen Prinzip und zur Konstante der Moderne erklärt. Sie empfanden einen „Rennwagen schöner als die Nike von Samothrake“. Später entwickelte sich das Auto schlechthin zur Metapher für kollektiven, kleinbürgerlichen Wohlstand. Es war Ausdruck eines besonders auffälligen Designs oder stand für Individualismus. Doch wenn in den heutigen Schwellenländern und zukünftigen Weltmächten Indien und China mit ihrer Milliardenbevölkerung die Automobilisierung weiter so rasant verläuft, wird die Menschheit bald keine Luft zum Atmen mehr haben – trotz der Weiterentwicklung von Elektro- und Hybridantrieben.

Thema für Fotografen

In der modernen und zeitgenössischen Kunst war und ist das Auto immer wieder zentraler Bildgegenstand, etwa bei Andy Warhol und Arman, bei Sylvie Fleury und Gabriel Orozco; auch in den Filmklassikern „French Connection“ und „Bullitt“ sowie in vielen James-Bond-Abenteuern spielen schnelle Wagen eine tragende (Neben-)Rolle. Auch zahlreiche internationale zeitgenössische Fotografen haben das Auto zum Thema gemacht und kongeniale Ikonen geschaffen, parallel zur werbenden, das Auto als Ware anpreisenden Abbildung.

Unterschiedliche Perspektiven

Die Gruppenausstellung in der Kommunalen Galerie stellt 23 künstlerisch arbeitende Fotografen mit völlig unterschiedlichen Einzelwerken oder Bildserien exemplarisch vor: Wir werden konfrontiert mit Bildern von Unfällen und leeren Straßen, parkenden oder wild abgestellten, verfallenden Autos, mit Oldtimer-Rallys und gleich mehrfach mit dem sprichwörtlichen Unterwegssein im Auto. So futuristische Autos wie von Beni Bischof haben wir noch nie in unseren Straßen gesehen – manche scheinen zu schweben, andere besitzen zu viele Scheinwerfer oder gar keinen Fond für die Fahrer und Beifahrer. Bischofs digital veränderte Autos wirken wie am Fahrbahnrand abgestellte Mini-Ufos aus einem skurrilen Science-Fiction-Film.

DRIVE DROVE DRIVEN präsentiert unterschiedliche Automodelle und künstlerische Ansätze in über 60 Aufnahmen. So entsteht ein vielschichtiges Gesellschaftsbild, in dem ein Abgesang auf unsere automobile Gegenwart genauso aufblitzt wie die noch immer weit verbreitete Faszination für das Auto.

Die Ausstellung wird bis zum 8. April gezeigt. Kommunale Galerie, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin. Öffnungszeiten Di, Do, Fr von 10 bis 17 Uhr, Mi von 10 bis 19 Uhr, So von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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