Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Februar/März 2022
Erholung und Wissensvermittlung perfekt verbunden: Das vor etwa 150 Jahren erbaute Wasserwerk – heute Ökowerk am Teufelssee – ist ein gern besuchter Ort im Grunewald. Hier ziehen Gegensätze an – verschlungene Wege, auf denen sich herrlich flanieren lässt, informative Tafeln am Wegesrand erweitern das Wissen über die Natur. Schaukästen an Bienenkästen gewähren Einblicke in das Leben der Tiere und immer wieder öffnet sich entlang der Einzäunung der Blick auf den Teufelssee. Doch auch die großen Hallen mit riesigen Maschinen und Filteranlagen sowie der beeindruckende unterirdische Reinwasserbehälter sind Teil des Naturschutzzentrum Ökowerk.
Der 1871 erbaute Komplex entstand als „Wasserwerk der Westend-Gesellschaft H. Quistorp & Co“, um die Wasserversorgung des neu erbauten Villenviertels Westend zu sichern. Für die Mitarbeiter entstand ein Wohnhaus auf dem Gelände. Nach dem Konkurs der Gründerfirma wurde das Werk von der „Charlottenburger Wasser- und Industriewerke AG“ übernommen. Die neuen Eigentümer erweiterten das Werk um das Rieselergebäude, das eine Filteranlage enthielt und einen 3000 Kubikmeter großen Reinwasserbehälter. In dem Reinwasserbehälter, der damals als Wasserspeicher genutzt wurde, werden heute Konzerte abgehalten.
Um 1892 wurden Haushalte von Neukölln bis Zehlendorf vom Wasserwerk am Teufelssee versorgt. 1906 kaufte die Stadt Charlottenburg das Werk. Nach der Eingemeindung gehörte das Wasserwerk zum Verbund der städtischen Wasserwerke Berlins. Bis 1969 – also beinahe hundert Jahre – war das Wasserwerk in Betrieb, dann wurde es wegen veralteter Technik und hygienischer Mängel stillgelegt. 1974 sollte es abgerissen werden, doch der sofort einsetzende öffentliche Protest sorgte dafür, dass das Werk erhalten blieb. Über die Nachnutzung wurde lange gestritten. 1980 überzeugte die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e. V. mit ihrem Konzept und nach vielen Umbauarbeiten konnte das Ökowerk am Teufelssee seine Arbeit aufnehmen. Heute steht das Wasserwerk unter Denkmalschutz. Das Ökowerk bietet ein vielseitiges und informatives Programm für die ganze Familie. Weitere Informationen unter www.oekowerk.de .
In diesem Jahr sind einige Bauarbeiten am früheren Wasserwerk erforderlich – das Umbaujahr beginnt. Das Ökowerk wird zum Leuchtturmprojekt des Landes Berlin im Bereich „Energetische Sanierung von Industriedenkmalen“. Voraussichtlich bis Ende 2023 müssen im Zuge der Arbeiten sowohl Denkmalschutzgesichtspunkte als auch Klimaschutzmaßnahmen unter einen Hut gebracht werden. Umfangreiche Dämmmaßnahmen an den genutzten Gebäuden und der Einsatz eines innovativen Eisspeichers im früheren Reinwasserbehälter sollen bis zu 90 % CO2 einsparen. Am Vorbild des Ökowerks, mit etwa 60 000 Gästen pro Jahr ein Multiplikator in Sachen Klimaschutz, können sich dann ähnliche Projekte orientieren. Gefördert wird das Vorhaben im Rahmen des Berliner Programms für Nachhaltige Entwicklung aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung sowie aus Mitteln des Landes Berlin.
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