Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal April/Mai 2022
Muscheln auf einem Grabkreuz dürften selbst in Berlin, wo prominente Gräber schon mal mit roten Rosen oder gelben Quietscheentchen geziert werden, eher selten sein. Doch mitten im westlichen Düppeler Forst, unweit der Kirche St. Peter und Paul, südlich des Nikolskoer Wegs wird man fündig. Auf dem kleinen Friedhof, auf dem hauptsächlich frühere Bewohner der nahen Pfaueninsel ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, liegt das Grab des Sandwich-Insulaners Harry Maitey (um 1807 – 1872), der 1824 auf einem preußischen Handelsschiff in Deutschland ankam. Bei seinem Herkunftsland handelt es sich um das heutige Hawaii. Entdecker James Cook hatte die Inselgruppe zu Ehren seines Landsmannes Lord Sandwich als „Sandwich-Inseln“ betitelt. König Friedrich Wilhelm III. ließ den jungen Mann von Hawaii nach Berlin bringen. Dort erhielt er eine christliche Erziehung und wurde getauft. Schließlich bekam er eine Anstellung als Gehilfe des Maschinenmeisters auf der Pfaueninsel.
Einer der bekanntesten Bewohner der Pfaueninsel war Gustav Adolph Fintelmann. Er war der Neffe von Ferdinand Fintelmann, des Hofgärtners auf der Pfaueninsel. Gustav ging bei seinem Onkel in die Lehre. Dank eines königlichen Reisestipendiums, das ihn in die Gartenanlagen in Österreich, München, Holland, Paris, England und Venedig führte, konnte er sein Wissen erweitern. In Preußen war er erst Hofgärtner in Paretz, bevor er 35 Jahre lang das Gartenrevier auf der Pfaueninsel gestaltete. Er wurde auf dem Friedhof neben seiner 1866 verstorbenen Ehefrau Eulalia beerdigt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Friedhof stark beschädigt und später wieder instand gesetzt. Heute werden hier nur noch Verstorbene beerdigt, die mindestens 25 Jahre auf der Pfaueninsel gewohnt haben.
© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2023