Gazette Verbrauchermagazin

Gruppenausstellung „CASH on the Wall“

Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank präsentiert Werke rund ums Geld

Ausstellungsansicht „CASH on the Wall“ Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank. © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, © Anne Jud, Anahita Razmi, Lies Maculan, Thomas Eller. Foto: Natalia Carstens Photography
Ausstellungsansicht „CASH on the Wall“ Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank. © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, © Anne Jud, Anahita Razmi, Lies Maculan, Thomas Eller. Foto: Natalia Carstens Photography
Erschienen in Gazette Charlottenburg April 2022
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Kreativ, facettenreich und fantasievoll erwartet „Geld an der Wand“ Kunstinteressierte bis zum 19. Juni 2022 in der Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank. In der Gruppenausstellung mit Werken aus der Kunstsammlung der Berliner Volksbank, der Geldkunst-Sammlung Haupt „Dreißig Silberlinge – Kunst und Geld“ und weiterer Leihgeber wird das dynamische Thema „Geld“ in der Kunst thematisiert, wobei auch der Kunstmarkt und der Wert von Kunst als Handelsware und Spekulationsmasse nicht außer Acht gelassen werden. Auf diese Weise will die Ausstellung zum Nachdenken über dieses allgemein anerkannte Tausch- und Zahlungsmittel anregen, „wertvolle“ Gesellschaftskritik leisten und Fragen nachgehen wie: Was bedeuten digitale Unikate im Kunst-Trend der Non-Fungible Token (nicht austauschbare digitale Objekte)? Wie wichtig ist Geld für jeden Einzelnen? Inwieweit sind Kunstschaffende selbst im System von Existenzsicherung, Wertsteigerung und Marktmacht gefangen? Und wie wichtig ist eigentlich das Geld für jeden Einzelnen?

Die präsentierten künstlerischen Positionen stammen aus den letzten fünf Jahrzehnten und lassen international bekannte Künstler ironische und manchmal auch unbequeme Blicke auf die Bedeutung des Geldes und hinterfragten Wertvorstellungen werfen.

Geld – Zahlungsmittel mit komplexem Hintergrund

Bei der alles andere als leichten Antwortfindung helfen vielfältige, durchdacht ausgewählte Kunstwerke der Ausstellung: Gemälde, Objekte, Skulpturen, Druckgrafiken, Collagen, Fotografien, Installationen und Videos von namhaften Künstlern wie Joseph Beuys, Albrecht Fersch, Horst Hussel, Anne Jud, Michael Müller, Bewegung NURR und Andy Warhol. Sie hinterfragen mit ihren Arbeiten den „Wert“ des Geldes in unserer Gesellschaft, üben dabei aber auch immer wieder Kritik am Kapitalismus sowie an Kunst und Kommerz. Da haben Anne Jud („Dollarfächer am Stiel“) und Andy Warhol (2-Dollar-Schein mit aufgeklebter Briefmarke) US-Dollar-Scheine als Symbole für die monetäre Supermacht USA zerlegt, präsentiert die Künstlergruppe um Klaus Staeck, A. R. Penck und Bert Papenfuß ihre eigene Währung im Berliner Prenzlauer Berg, das „Knochengeld“ der frühen 90er-Jahre. Mit diesem Projekt setzte sie sich mit dem tiefgehenden gesellschaftlichen Wandel im Rahmen von Übernahme der Marktwirtschaft, Währungsunion und Wiedervereinigung auseinander. Zehn Jahre danach kam anlässlich der Euro-Einführung aus Reihen Kunstschaffender mit ihren Werken eine nicht weniger kritische Weiterführung: Aus den nun wertlos gewordenen und geschredderten Geldnoten entwickelten sie ihre Arbeiten, setzen sich dabei mit der Fragilität unseres monetären Systems und dem Wert des für ihre Werke verwendeten Materials auseinander. Künstler wie Horst Hussel dagegen kreierten fantastische Kunst-Währungen, denen sich die Gruppenausstellung am Kaiserdamm 105 ebenso widmet. Und auch das Thema Gold – in diesen Zeiten beliebtes Anlage-Edelmatall – wird u. a. in den Werken von Helge Leiberg, Albrecht Fersch und Michael Müller thematisiert.

Da gilt es in Leibergs „Goldregen“- zumindest in Gedanken – hemmungslos einzutauchen, Fersch legt mit seinem „Detail Opus Magnum“ Konsumware, die den Zusatz „Gold“ trägt, sprichwörtlich auf die Goldwaage, und Müller begeistert mit auf Karton blattgoldgerahmtem Jigsaw Puzzle. Daneben erstrahlt der „Sternenhimmel der kleinen Preise“ der Bewegung NURR und Joseph Beuys handschriftlich mit „Kunst=KAPITAL“ signierte Original-20-DM-Banknote regt zum Nachdenken an.

Am Anfang war das Geld

Wohl gewählt als Ort der Ausstellung die Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank: Wo Banker und Bankwesen Geld zu ihrem täglich Brot zählen, wo Cash und Cashflow die Stimmung von Privatkunden und Marktgeschehen beeinflussen, wird der kunstfreudige Ausstellungsbesucher auf die Spur des Geldes gesetzt. Und auch der Bankkunde von Morgen wird dabei nicht vergessen: Im begleitenden, museumspädagogischen Workshop „Der schöne Schein“ können Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 18 Jahren in der hauseigenen, 2005 gegründeten „Werkstatt für Kreative“ ihr eigenes Kunst-Spielgeld unter kunstpädagogischer Begleitung entwerfen: Kunterbunt, nach eigenen Fantasiemotiven. Nach einem interaktiven Rundgang durch die Ausstellung entstehen dann im kreativen Teil des Workshops Geldscheine mithilfe selbsterstellter Stempel und Druckstöcke aus Moosgummi und Alltagsmaterialien wie Korken, Wellpappe oder Luftpolsterfolie. Getrocknet und zurechtgeschnitten, kann schon bald ein reger Handel mit dem eigenen Kunst-Spielgeld beginnen, das natürlich zusammen mit den selbst hergestellten Stempeln nach Hause genommen werden darf. Übrigens: Die von der Werkstatt für Kreative angebotenen Workshops gelten für Schulklassen sowie für Kinder- und Jugendgruppen mit mindestens 10 und maximal 28 Teilnehmenden. Dauer zwei Stunden, wobei pro Schuljahr und Einrichtung zwei Workshops kostenlos sind. Weitere Workshops können kostenpflichtig gebucht werden. Seit der Gründung der Werkstatt, die immer wieder auch externe Bildungsangebote macht, haben sie bereits über 50.000 Kinder und Jugendliche genutzt.

Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank

Die Berliner Volksbank eG fördert mit ihrer Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank in erster Linie die Kunst- und Kulturarbeit in Berlin-Brandenburg und will damit gleichermaßen Kunden, Mitarbeiter und Kunstfreunde ansprechen. Seit 2007 vereint sie dazu unter einem Dach die Stiftung Kunstforum, die Werkstatt für Kreative und eine inzwischen rund 1.500 Werke von 155 Künstlern umfassende Sammlung überwiegend gegenständlicher deutscher Kunst nach 1950. Der Ausstellungsort Stiftung KUNSTFORUM, an dem aktuell „CASH on the Wall“ präsentiert wird, liegt im lichten Galerie-Stil nahe Lietzenseepark. Standen zum 30. Jahrestag des Mauerfalls mit der Ausstellung „Zeitenwende“ Kunstwerke zum Thema „Ost-West“ im Mittelpunkt, folgten weitere Präsentationen, die die eigene Kunstsammlung in den Vordergrund rückten. Der Vorgänger der Ausstellungshalle Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank fand sich seit 1985 in der Budapester Straße 35 als Kunstforum der GrundkreditBank. Nach Fusion mit der Berliner Volksbank firmierte sich das KUNSTFORUM der Berliner Volksbank. Nach dem 2018 erfolgten Umzug an den Kaiserdamm 105 in Berlin-Charlottenburg kam es 2021 zur Umbenennung des Ausstellungsortes in Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank. Zusätzliche Räume im 1. OG. kamen noch hinzu, so dass mit größerer Ausstellungsfläche auch die Kooperationen mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern mehr Raum erhalten haben.

Konzeptionelle Grundlage für die 1985 gegründete Kunstsammlung der Berliner Volksbank ist bis heute das ursprüngliche Leitmotiv „Bilder vom Menschen – Bilder für Menschen“, später ergänzt durch „Berliner Stadtbilder“. Mit der Fusionierung im Jahr 1999 wurden auch die Sammlungen von GrundkreditBank eG – Köpenicker Bank und Berliner Volksbank zusammengelegt, sodass ein einzigartiges Sammlungsensemble entstand. In den ersten Jahren lag der Schwerpunkt auf einer Konzentration vornehmlich realistisch künstlerischer Positionen der deutschen Nachkriegskunst, mit überwiegend Künstlern aus Berlin und Ostdeutschland, einer Ausrichtung, die als visionäre Sammlungspolitik galt. Inzwischen ist das Verhältnis ausgeglichen und bietet gleichermaßen ost- und westdeutsche Kunst, was den Vergleich künstlerischen Schaffens der Kunstszenen von Berlin und angrenzender Regionen in Ost und West vor der politischen Wende und danach von älteren wie jüngeren Generationen erleichtert. Sebastian Pflum, Geschäftsführer der Stiftung KUNSTFORUM Berliner Volksbank gGmbH, erklärt dazu: „Auch aus kunsthistorischer und kulturpolitischer Sicht handelt es sich um eine bedeutende Sammlung, denn sie spiegelt Entwicklungen der Kunst in Deutschland der vergangenen sieben Jahrzehnte wider.“ Gesammelt werden Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier. Darüber hinaus betreut die Stiftung KUNSTFORUM rund 800 weitere Kunstwerke der Malerei, Grafik und Skulptur, die nicht zum Kernbestand der Kunstsammlung gehören.

Pünktlich zu Beginn der Ausstellung „CASH on the Wall“ startete auch der Internetauftritt der Stiftung KUNSTFORUM mit neuem Erscheinungsbild, auf dem sämtliche Informationen der Stiftung auf Deutsch und Englisch sowie die der Werkstatt für Kreative zu finden sind, und auf dem die Kunstsammlung erstmals digital einsehbar ist unter: www.kunstforum.berlin

Öffnungszeiten der „CASH on the Wall“-Ausstellung bis 19. Juni 2022: Di. – So. 10-18 Uhr, Mo. geschlossen.

Jacqueline Lorenz

Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank

Kaiserdamm 105
14057 Berlin

Titelbild

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