Erschienen in Gazette Wilmersdorf Mai 2022
Als sich die Berliner Künstlerin Bernadette Schweihoff im Januar 2020 auf den Weg machte, um mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostock zu fahren, war die Pandemie noch nicht in Europa angekommen und ein Krieg in Europa nicht vorstellbar. Bernadette Schweihoff hatte diese längste Eisenbahnstrecke der Welt gewählt, um das eigene Ich zu entdecken – abgeschirmt auf 7 m² in einem Eisenbahnabteil – hin und zurück. Der Kontakt zur Außenwelt beschränkte sich meistens auf den Blick aus dem Abteilfenster – draußen war es sowieso bitterkalt. Begleitet wurde sie von ihrem Partner und einem leeren Tagebuch.
In der Ausstellung „treiben“ erzählt die Künstlerin Bernadette Schweihoff in enigmatischen Bildern von dieser Reise mit der transsibirischen Eisenbahn. Angefangen mit Seiten aus ihrem Tagebuch, über Fotografien und die noch von Farbe befreiten Bleistiftzeichnungen bis hin zur fertigen Graphic Novel lädt die Ausstellung dazu ein, an dieser Reise teilzunehmen. Die Zeichnungen und Tagebucheintragungen lassen teilhaben an der inneren Reise der Künstlerin, spiegeln ihre Gedanken- und Vorstellungswelt zwischen weiblichem Verlangen und Identität.
„Die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn ist ein Gefühl. Es ist grafische Poesie oder ein komponiertes Lied in Bildern und Text. Wie ein eigener Song. Und genau das habe ich versucht festzuhalten. Auf der Reise selbst habe ich ein Tagebuch geführt und gezeichnet. Und egal, wo ich ein Lied gehört habe, habe ich es mit einer App gesucht und abgespeichert. Zuhause konnte ich dann mit den Liedern wieder auf Momente zurückgreifen. Und dann waren da noch die einzelnen Stationen, an denen wir ausgestiegen sind. Je weiter wir nach Sibirien kamen, umso mehr hatte sich etwas in mir verändert. Ursprünglich war es ein Abenteuer, aber es wurde zu einem unbeschreiblichen Gefühl, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Was sollte denn schon Großartiges passieren, wenn man nur aus dem Fenster schauen kann für Wochen. Zuerst denkt man, hoffentlich streiten wir uns nicht in dieser 7m²- Büchse“, so Bernadette Schweihoff
Die Werke in der Ausstellung dokumentieren das Reisen, Ausbrechen und Ankommen zu sich selbst, auf einer Temperatur-und Farbskala zwischen Rosa und Hellblau. Auch das originale Tagebuch wird in der Ausstellung gezeigt.
Begrenzte Plätze, Teilnahme nur nach telefonischer Anmeldung unter 9029 16704.
Sonntag, 15. Mai, 14 Uhr: Gespräch mit der Künstlerin und Sonntag, 29. Mai, 14 – 17 Uhr Finissage – die Künstlerin ist anwesend.
Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Mai geöffnet. Ort: Kommunale Galerie, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin. Weitere Informationen und die aktuellen Hygienevorschriften unter www.kommunalegalerie-berlin.de
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