Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Mai 2022
Nadja Bournonville (*1983) beschäftigt sich in ihrem neuen künstlerischen Projekt „A worm crossed the street“ mit der Natur, der Artenvielfalt, der Schaustellung, dem Aussterben von Tieren und unserem Umgang damit. Die präparierten Tiere in den Archiven sind nicht nur ein Relikt ihrer früheren Existenz, sondern manchmal auch ihrer gesamten Spezies.
2019 hat Bournonville im Naturhistorischen Museum Wien 377 Fotografien von Objekten und Präparaten aufgenommen. Entstanden ist ein visueller ästhetischer Kosmos, tief verwurzelt im Sein zwischen Schönheit und Deformation. Dabei verschwinden die den Exponaten zugrunde liegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter einem faszinierenden, abstrakten Moment.
Zu sehen ist eine Ausstellungsinstallation aus Fotografie, Video, Objekten, Siebdrucken und Collagen. Die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger hat dazu eine Textarbeit beigetragen. Für Besucherinnen und Besucher besteht die Möglichkeit, ein virtuelles Objekt in der Augmented Reality zu bewegen. Die Ausstellung ist bis zum 29. Mai geöffnet (geschlossen am 24. Mai).
Unter dem Titel „A Forlorn Hope“ zeigt der Berliner Fotograf Andreas Rost (*1966) Fotografien, die während seiner insgesamt drei Aufenthalte in Afghanistan zwischen 2007 und 2009 unter schwierigen und auch gefährlichen Bedingungen entstanden sind. Rost hat sich der Situation vor Ort intuitiv angenähert. Seine schwarz-weiß aufgenommenen Bilder überzeugen sowohl durch die subjektiv bewusste, sensible Annäherung an die Thematik als auch durch ihre Poesie und ästhetische Anmutung. Im Blick von Andreas Rost können wir einen unmittelbaren Eindruck vom alltäglichen Leben im Afghanistan jener Jahre erhalten und bekommen zugleich einen Eindruck von den vorherrschenden patriarchalisch-archaischen Strukturen.
Auf einer Fotografie schauen wir zusammen mit dem afghanischen Fotografen Zabi von der Anhöhe TV Hill, zum Aufnahmezeitpunkt Standort des ISAF-Hauptquartiers, hinunter auf Kabul. Die durch das Bild diagonal verlaufende, breite Straße führt zu den Ruinen des Dar-ul-Aman-Palasts, vorbei an der russischen Botschaft. Das Szenario ist in eine majestätische Bergkette eingebettet, eine Dunstglocke liegt wie ein Schleier über der Ebene. Die Fotografie scheint Historie zu atmen, sie erzählt in vielen Details von der Lage und dem Leben in Afghanistan. Nicht zuletzt erinnert das Bild an das Schicksal von Zabi, der während einer Reportage Reise in einem gepanzerten Fahrzeug einem Raketenangriff der Taliban zum Opfer fiel. So wie dieses Bild hat jede Fotografie in dieser Ausstellung eine Geschichte, die ihr eingeschrieben ist. Ergänzend hat der Fotograf während seiner Afghanistan-Aufenthalte Tagebuch geschrieben und macht einen Teil der Texte in der Ausstellung zugänglich. Die Ausstellung ist bis zum 29. Mai geöffnet.
Ort: Haus am Kleistpark, Grunewaldstraße 6–7, 10823 Berlin. Öffnungszeiten: Di – So 11 – 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Kein barrierefreier Zugang.
Weitere Informationen und die aktuellen Hygienevorschriften unter www.hausamkleistpark.de
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