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Wort der Bezirksbürgermeisterin

Steglitz-Zehlendorf Mai 2022

Koordinierungstreffen Ukrainehilfe mit (v.l.n.r.) Bezirksstadtrat Richter, Bezirksbürgermeisterin Schellenberg und Bezirksstadträtin Böhm. Foto: BA SZ
Koordinierungstreffen Ukrainehilfe mit (v.l.n.r.) Bezirksstadtrat Richter, Bezirksbürgermeisterin Schellenberg und Bezirksstadträtin Böhm. Foto: BA SZ
Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Mai 2022
Maren Schellenberg
Maren Schellenberg. Foto: Uwe Steinert

Liebe Leserinnen und Leser,

die Corona-Pandemie lässt uns mehr und mehr aufatmen. Es kehrt allmählich die Normalität zurück, die wir uns alle gewünscht haben. Ich hoffe, Ihnen geht es so wie mir: Diese wahnsinnige Vorfreude auf einen unbeschwerten Frühling und sonnenreichen Sommer – ohne hohe Inzidenzen, Masken oder tägliches Testen.

Leider ist meine Vorfreude durch die nächste Krise in Europa getrübt. Hiobsbotschaften aus dem ukrainischen Kriegsgebiet erreichen uns fast im Minutentakt. Kaum jemand hätte es für denkbar gehalten, dass im Herzen unseres Kontinents ein Angriffskrieg ausbrechen würde, dessen unmittelbare Folgen auch vor Steglitz-Zehlendorf nicht haltmachen. Gerade einmal 1.600 km Luftlinie liegen zwischen uns und unserer Partnerstadt Charkiw. Das ist nichts im globalen Maßstab. In den Wochen der Krise zeigt Steglitz-Zehlendorf den Menschen aus der Ukraine sein gastfreundliches Gesicht. Die Willkommenskultur von 2015 wiederholt sich und ich bin dankbar für so unglaublich viel Engagement bei uns in Deutschland, in Berlin und ganz besonders in Steglitz-Zehlendorf.

Mit der Einrichtung eines zentralen „Leistungszentrums für Ukrainische Flüchtlinge Steglitz-Zehlendorf“ zum Stichtag 20. April 2022 haben wir einen großen Schritt gemacht, um Geflüchteten beizustehen und ihnen eine Perspektive zu eröffnen. Im alten BVV-Saal des Rathauses Steglitz bieten wir eine niedrigschwellige Anlaufstelle, um Fragen rund um Aufenthaltsstatus, Registrierung, Unterkünfte oder Sozialleistungen zu klären bzw. entsprechende Anträge zu stellen. Mittelfristig wird das Jobcenter für Fragen der Arbeitsaufnahme und die Betreuung zuständig werden.

Auch wenn die meisten Flüchtlinge sehnsüchtig auf die Rückkehr in ihre Heimat warten, sobald die Situation vor Ort dies zulässt, werden etliche bleiben. Ihnen allen müssen wir ein Integrationsangebot machen. Die Victor-Gollancz-Volkshochschule hat in Rekordzeit ein Programm für kostenlose Deutsch- und Integrationskurse aufgelegt, an denen seit Ende April Geflüchtete mit Aufenthaltstitel teilnehmen können. Anträge auf Zulassung nimmt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entgegen. Dieses Angebot und viele weitere nützliche Informationen finden Sie auf: www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/aktuelles/ukraine/

In unseren Schulen werden Willkommensklassen für schulpflichtige ukrainische Kinder und Jugendliche eingerichtet. Ende März gingen bereits rund 140 ukrainische Kinder und Jugendliche auf Steglitz-Zehlendorfer Schulen. Zahlreiche private Träger wie das bezirkliche Willkommensbündnis, aber auch Kirchengemeinden stellen spontan Räumlichkeiten für Begegnungs-Cafés zur Verfügung, in denen sich die Menschen vernetzen und im geschützten Rahmen austauschen, vielleicht bei aller Not sogar ein bisschen Freude und menschliche Zuwendung erleben können.

Es ist die Kombination aus Menschlichkeit der Bürgerinnen und Bürger, das Verständnis und der offene und liebenswerte Umgang, mit zum Teil fremden Menschen, die mich positiv in die Zukunft blicken lassen. Viele von Ihnen haben Familien aus der Ukraine bei sich in privaten Wohnungen oder Häusern aufgenommen, um ihnen ein sicheres Dach über dem Kopf, Zuversicht und Hoffnung zu geben. Diese Hilfsbereitschaft kann nur schwer in Worten ausgedrückt werden.

Dem Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e. V. ist es gelungen, mit Unterstützung zahlreicher Institutionen bereits zwei humanitäre Hilfstransporte mit dringend benötigten Gütern, darunter Medikamente, Hygieneartikel, Babynahrung und haltbare Lebensmittel, auf den Weg zu bringen. Trotz der logistischen Herausforderungen sind beide Transporte bei den Empfängern in Charkiw angekommen. Zusätzlich sind dank einer großartigen Spendenbereitschaft auf dem Spendenkonto „Charkiw-Hilfe“ des Städtepartnerschaftsvereins mittlerweile 62.000 Euro eingegangen (Stand: 8. April 2022).

Die spendenfinanzierte Organisation Medizin hilft (https://medizin-hilft.org/de) betreut Menschen, auch aus der Ukraine, die keine Krankenversicherung haben in Zehlendorf medizinisch.

Wenn Sie helfen oder sich engagieren möchten, können Sie auf der Internetseite des Bezirks nähere Informationen erhalten.

Meine Hoffnung ist, dass wir irgendwann aus dem Dauerkrisenmodus der letzten beiden Jahre herauskommen. Die Natur um uns herum schert sich zumindest nicht um Krisen und Kriege. Sie zieht ihr farbenprächtiges Frühlingskleid an und lässt erahnen, wie schön und unbeschwert eigentlich alles sein könnte – in „normalen“ Zeiten.

Ihre
Maren Schellenberg
Bezirksbürgermeisterin

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