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150-jähriges Bestehen des Goethe-Gymnasium Lichterfelde

Innovation + Tradition = Nachhaltigkeit

Das Goethe-Gymnasium an der Drakestraße 72.
Das Goethe-Gymnasium an der Drakestraße 72.
Erschienen in Gazette Steglitz Juni 2022
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Auf eine wechselvolle, auf jeden Fall aber beeindruckende Geschichte ihrer Schule können rund 750 derzeitige Schüler, Lehrer, Ehemalige und Zukünftige zurückblicken, wenn sie am 16. Juni 2022 das 150-jährige Bestehen ihrer Schule feiern. – Nicht ohne Stolz auf ihr aktuelles Leitbild, das mit dem Focus auf moderne Lehransätze Bewährtes pflegt und mit neuesten Erkenntnissen hin zu stabiler Nachhaltigkeit weiterentwickelt. Wichtige Bausteine dazu, denen sich das naturverbundene Goethe-Gymnasium Lichterfelde verpflichtet fühlt, sind – mit Goethe gesprochen: Gemeinschaft Orientierung Erziehung Toleranz Hilfsbereitschaft Engagement

In den speziellen Projekten fächerverbindenden Unterrichts der Schule, die nicht nur als Lern- sondern auch als Lebensraum verstanden werden will, spiegelt sich dies deutlich wider. Nicht von ungefähr also darf das Goethe-Gymnasium sich internationale Nachhaltigkeitsschule nennen und – seit dem Jahr 2004 ununterbrochen – Europäische Umweltschule.* Doch damit geben sich die Schüler des expandierenden Gymnasiums noch lange nicht zufrieden, auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Arbeits- und Privatleben. Und mit jedem bewährten oder neuen Projekt kommen sie diesem Ziel und ihrem Leitbild ein gutes Stück näher.

Astrid-Sabine Busse, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, verlieh die Auszeichnung „Berliner Klima-Schule“ bei der 150-Jahr-Feier am 16. Juni. Die Schülerinnen und Schüler hatten im Herbst 2021 eine Konferenz der Umwelt-AGs organisiert, an der 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Steglitz-Zehlendorfer Oberschulen Ideen, Erfahrungen und erfolgreiche Problemlösungen austauschten. Die Jury des Wettbewerbs „Berliner Klima-Schulen“ sprach der Klima-AG des Goethe-Gymnasiums hierfür den ersten Preis zu.

Wechselvolle Geschichte und zukunftsorientierte Gegenwart

In der 150-jährigen Geschichte des Goethe-Gymnasium Lichterfelde griffen Innovation und Tradition immer wieder wechselvoll ineinander, wovon Standort, Geschichte und Name der Schule betroffen waren. Der eigentliche „Geburtstag“ des heutigen Goethe-Gymnasium Lichterfelde ist der 8. April 1872.

Damals gründete Schulleiterin Adelheid Krahmer die private „Krahmersche höhere Mädchenschule“ in der Villa Heidesheim in der Berliner Straße 21 (heute Ostpreußendamm). Schnell wuchs die Schülerzahl, 1878 musste der Umzug in die Chausseestraße stattfinden, drei Jahre danach der in die Berliner Straße 166. 1911 kam es zur Umbenennung der Schule, die unter ihrem neuen Namen „Lyzeum und Oberlyzeum der Gemeinde Groß-Lichterfelde“ nun zur öffentlich höheren Mädchenschule geworden war. Erst 1921 erhielt die Lehranstalt den Namen „Goethe-Oberschule“. Einen zwischenzeitlich „reinen“ Namen gaben ihr die Nationalsozialisten, die sie 1937 in „Carin-Göring-Oberschule“ nach der ersten, aus Schweden stammenden Ehefrau Herrmann Görings umtauften. Doch auch diese dunkle Zeit ging vorbei, und die an altem Standort stark zerstörte Schule konnte 1945 an ihren heutigen an der Drakestraße 72-74 umziehen.

1951 wurde aus der „Lichterfelder Oberschule für Mädchen“ wieder die Goethe-Oberschule, an der ab 1953 nun Mädchen und Jungen gemeinsam erzogen werden durften. Erst 2016 erhielt sie auf Initiative des Berliner Senats die Umbenennung in „Goethe-Gymnasium Lichterfelde“. – Und so landet heute ob der Namensgleichheit häufig Post für das Goethe-Gymnasium Wilmersdorf im Lichterfelder Sekretariat und umgekehrt, wie Schulleiterin Eva Frederichs erzählt.

Wo früher noch strenges unerbittliches Lernen im Vordergrund stand, steht heute eine von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Schulgemeinschaft im Zentrum, die im Unterricht, aber auch bei Festen und Veranstaltungen respektvoll miteinander umgeht.

Nachhaltigkeit lernen und leben

Betritt man das Schulgelände an der Drakestraße, fallen üppig wachsende Grünflächen, Obstbäume und der herrliche Garten sofort ins Auge. Sein Artenreichtum kommt dem Bienen-Projekt der Schule, die an vielen Umweltwettbewerben teilnimmt, ebenso zugute wie seine entspannende Wirkung für hier Lehrende und Lernende. Blumenbeete sowie Gemüse- und Kräutergarten werden von den Schülern unter Anleitung von Lehrkräften angelegt und gepflegt und vertiefen das Wissen über Umwelt und Nachhaltigkeit.

Und die Bienen-AG sorgt gemeinsam mit ihren summenden Partnern dafür, dass der Schulhonig nicht ausgeht. Totholzhaufen und gesunde Unordnung in manchen Gartenecken sorgen für ein natürliches Gleichgewicht. – So wie die Klima-AG, die darüber nachgedacht hat, welch großen Anteil Flugreisen an unserem ökologischen Fußabdruck haben, und die die Schulgemeinschaft ebenfalls zum Nachdenken anregen konnte. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Jede Schülerfahrt, vor allem die Kursfahrten in der Oberstufe, finden nun generell ohne Flugreise statt, wie die Schülervertretung beschlossen hat. Eine Ausnahme ist der langjährige USA-Austausch des Goethe–Gymnasium Lichterfelde. Schon jetzt freut sich Schulleiterin Frederichs auf ein Projekt hin zu noch mehr nachhaltigem Umweltbewusstsein, das im neuen Schuljahr beginnen wird, und erklärt dazu: „Damit starten wir erstmals in Berlin als profilierte Nachhaltigkeitsklasse die Future3-Klasse. Wir wenden uns mit ihr dreimal im Jahr ausführlich der Vielschichtigkeit des Klimawandels zu. Das Motto dabei: „Global denken – lokal handeln“. Was ist der Klimawandel und wer ist davon betroffen? Wie wollen wir uns bewegen? Wie wollen wir bauen? Wie soll produziert werden? Wie kleiden wir uns? Wie essen wir? Wird das teuer? Und wer entscheidet darüber in einer Demokratie? Wir wollen verstehen, diskutieren und handeln – in der Stadt, im Kiez oder in unserer Schule. Wer Lust hat, sich zu informieren, zu engagieren und seine Ideen einzubringen, ist genau richtig in der neuen Futur3-Klasse des Goethe-Gymnasium Lichterfelde.“

Moderner Geist hinter alten Mauern

Das in die Jahre gekommene Schulgebäude, dessen ursprüngliche Farbe eigentlich Hellrosa ist, bietet trotz bröckelnden Putzes manch charmante Ansicht mit verwunschenen Winkeln, die Spitzweg-Feeling aufkommen lassen.

Doch wie modern geht es dagegen im Schulgebäude zu: Am Ende der Schullaufbahn soll hier nicht nur ein erfolgreich abgelegtes Abitur stehen, sondern die Fähigkeit, sich selbstbewusst den Herausforderungen der Gesellschaft stellen zu können. So zielen die modernen Lehr- und Lernansätze auf die fundierte Vorbereitung der Schüler auf selbstständiges und selbstverantwortliches Lernen: Die Schüler der 7. und 8. Klassen erhalten beispielsweise im ZesA-Projekt der Schule während vier ZesA-Stunden wöchentlich „Zeit für eigenverantwortliches und selbstständiges Arbeiten“. Dazu bekommen sie in jedem Fach einen Arbeitsplan zu einem Thema, das auch in den drei Stunden im Klassenverband bearbeitet wird. Gelernt wird bei ZesA in acht sogenannten Lernzonen, die Fächer-Coaching (z. B. in Mathe, Englisch, Deutsch) ebenso beinhalten wie Ruhe- und Freiarbeitszonen. Die Klassenleitung entscheidet, wer welche Lernzone besucht.

Unterschiedlichste Workshops, AGs und Projekte – klima- und naturbezogen, musikbetont oder mit sozialem Aspekt – können aufgrund der hohen, mit modernen Medien bestückten informationstechnischen Ausstattung der Schule optimal durchgeführt werden. Dabei werden auch diejenigen nicht vergessen, denen es weniger gut geht: Seit über 25 Jahren engagieren sich Schüler, Lehrkräfte, Eltern und viele ehrenamtlich Tätige für soziale Projekte wie die monatlichen Sammlungen „für die Berliner Tafel“, zu der eine enge Verbundenheit des Goethe-Gymnasium Lichterfelde besteht: Vorsitzende der „BerlinerTafel“ ist Sabine Werth, eine „Ehemalige“ des Gymnasiums.

Informationen zum Goethe-Gymnasium Lichterfelde unter www.goethe-gymnasium-lichterfelde.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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