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Was lange währt…

Olivaer Platz fertig, Einweihungsfeier eingespart

Olivaer Platz im Wandel der Zeit...
Olivaer Platz im Wandel der Zeit...
Erschienen in Gazette Charlottenburg Juni 2022
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Seit Herbst 2021 präsentiert sich der Olivaer Platz in neuem Gewand. Anwohner und Vierbeiner haben von dem Platz in nur kurzer Zeit fast ein wenig zu hemmungslos Besitz ergriffen, und die vom Bezirk angekündigte feierliche Einweihung lässt auf sich warten.

Geduld musste bereits reichlich bei der Platz-Umgestaltung aufgebracht werden: Nur wenige Neugestaltungsprojekte des Bezirks wurden so umfangreich und heiß diskutiert wie das Projekt dieses unweit des Kurfürstendamm zwischen Württembergischer Straße, Konstanzer Straße, Pariser Straße und Lietzenburger Straße gelegenen Platzes. 2010 hatte das Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmersdorf mit der Ausstellung „Olivaer Platz – gestern, heute, morgen“ die Planungsphase für die Neugestaltung des Stadtplatzes eingeläutet.

Hürdenreicher Weg bis zum Ziel

Bezirksverordnete und ihre Ausschüsse, Bürger- und Anwohnerveranstaltungen, die Bürgerinitiative Olivaer Platz e. V., AG City West und u. a. ein Realisierungswettbewerb nahmen sich über die Jahre des Themas und immer wieder umstrittenen Bebauungsplanes am runden Tisch an. Dabei ging es oft heiß her, und ein Konsensplan stellte die ursprüngliche Planung schließlich hinten an, nicht ohne dabei einigermaßen befriedigende Kompromisse für die Beteiligten zu suchen und schließlich auch zu finden: Da sind die Autofahrer, die sich ihre 123 Parkplätze am Platz nicht nehmen lassen wollten, diese nun wenigstens teilweise erhalten sehen, da sind Familien, die sich Spielgeräte für ihre Kinder wünschten und Menschen, die in der städtischen Parkanlage einfach nur Ruhe und Erholung suchen. – Sie alle können nun nach zweijähriger intensiver Bauzeit die barrierefreien und multifunktionalen Angebote des Begegnungs-Platzes für alle Altersgruppen nutzen: Mit einladendem Café, attraktiven Spielbereichen und neuen Grünanlagen mit weitläufigen Rasenflächen und niedrigrahmigen Stauden- und Strauchpflanzen. Diese verbessern nicht nur die kleinklimatische Situation, sondern vermitteln auch ein höheres subjektives Sicherheitsgefühl, das zuvor durch nicht einsehbare Bereiche des Platzes fehlte.

Mediterran anmutende Bodenplatten wurden verlegt, Spielgeräte und Parkbänke hielten Einzug, vom Förderverein kam eine gespendete Tischtennisplatte dazu, und im neuen zugänglichen Urbanis-Pavillon sowie auf der zur Grünfläche ausgerichteten Terrasse lässt es sich prima relaxen oder ins Gespräch kommen – ebenso im Café für 30 Gäste und im Außenbereich für nochmals 60. Moderne Optik harmoniert gefällig mit warmen Holz- und Grüntönen.

Nach und nach konnten die bereits fertiggestellten Platzbereiche für den Publikumsverkehr geöffnet werden, dem nun auch akzeptable öffentliche Toiletten, die behindertengerecht ausgestattet sind, zur Verfügung stehen. Mit rund 4,8 Millionen Umbaukosten aus Mitteln der Städtebauförderung wurde der 13.000 Quadratmeter umfassende Olivaer Platz Ende 2021 fertiggestellt. Dazu Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger: „Die Fertigstellung der Platzgestaltung symbolisiert auch den erfolgreichen Abschluss der Gesamtmaßnahme „Aktives Zentrum City West“, für die das Programm Aktive Zentren seit dem Jahr 2009 wichtige Unterstützungen und Impulse gab.“ Eine „offizielle“ feierliche Eröffnung unter Teilnahme von Anwohnern und dem Kinder- und Jugendparlament wurde von dem Stadtrat im vergangenen Jahr in Aussicht gestellt, sei nun aber – nicht zuletzt aus Haushaltsgründen – nicht mehr vorgesehen, wie er auf Nachfrage mitteilte.

Historie

Ursprünglich umfasste der Olivaer Platz lediglich einen zwischen der Konstanzer und der Bayerischen Straße gelegenen Bereich. 1892 und 1907–1910 wurde er nach einem im Jahr 1906 genehmigten Entwurf des Stadtobergärtners Richard Thieme angelegt. Zu dieser Zeit wurden Straßen rund um den Kurfürstendamm bis zum Hohenzollerndamm noch nach Personen und Ereignissen der Geschichte des Hauses Hohenzollern benannt. So benannte man den Platz nach dem Friedensvertrag von Oliva (heute ein Stadtteil von Danzig), der 1660 im Kloster Oliva in Pommerellen anlässlich der Beendigung der erfolgreichen Teilnahme Brandenburgs am Zweiten Nordischen Krieg geschlossen worden war. Doch als noch erwähnenswerter gilt, dass dieser Vertrag die Souveränität des hohenzollerschen Herzogtums bestätigte – was Grundlage für das spätere Königreich Preußen war.

Thieme ging einen zeitgemäßen Weg, indem er den Olivaer Platz als geometrischen und symmetrischen Stadtplatz anlegte und ihn mit integriertem Kinderspielplatz zu einem der modernsten Plätze Berlins und Umgebung machte.

Auffallend war der größte Teil des Parks, ein Senkgarten, den steile Rasenböschungen begrenzten. Alle Blicke zog der große rechteckige Blumenteppich auf sich, der mit seiner üppigen Beetrosen-, Astilben-, Narzissen- und Tulpenbepflanzung zentrales Element war und ein Drittel der Platzlänge einnahm. Schon damals gab es um die für viele zu eigenwillige Gestaltung Streit. Eine Stützmauer als grottenartiges Abschlussprospekt, mit fünf Bogennischen monumental gegliedert und aus bossiertem Rüdersdorfer Kalksteinquadern, begrenzte den Stadtplatz nach Westen hin. Davor erstreckte sich ein dreipassförmiges Wasserbecken. Bis 1910 reichte das Blumenbeet bis dicht an das Wasserbecken heran, welches ein schmaler Weg umgab. Dann gestaltete Thieme den Bereich um, indem er vor dem Brunnenbecken durch Verkürzung des Blumenteppichs einen freien Platz mit Sitzgelegenheiten schuf.

Nach den Verwüstungen des zweiten Weltkrieges stellte man den Platz nach Thieme wieder her, wobei der Blumenteppich durch Rasen ersetzt wurde.

Anlässlich der Verbreiterung der Lietzenburger Straße im Jahr 1961 wurde der Olivaer Platz an der Nordseite verkleinert und damit umgestaltet. Die Kriegsruine zwischen Bayerischer Straße und Schlüterstraße wurde beseitigt und die bayerische Straße aufgehoben. Dieser Bereich wurde als Parkplatz dem Stadtplatz zugeordnet. Damit erhielt er in den 60ern die uns bekannte Gestalt mit Springbrunnen, Backsteinwänden und Betonbänken sowie dem an der Südseite gelegenen Spielplatz. Rund um den Platz entstand eine lebendige Infrastruktur mit Geschäften und Gastronomie, die das Gebiet zur beliebten Wohn- und Flaniergegend machte. Dort hatte auch das Schreibwarengeschäft des Vaters von Heinz Berggruen, einem der bedeutendsten deutschen Kunstsammler des 20. Jahrhunderts, seinen Standort. Von 1998 – 2014 schmückte die Stahlskulptur „Lenz 92“ von Pit Kroke den Olivaer Platz. Im Rahmen von Baumaßnahmen wurde sie abgebaut.

Bis der Olivaer Platz in seiner heutigen Gestalt erstrahlen konnte, mussten mehr als zehn Jahre vergehen, die geprägt waren von hitzigen Diskussionen und Neu- und Umplanungen. Doch was lange währt…

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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