Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal August/September 2022
Passend zum Sommer hatte der Vorstand des Berlin.Südwest e. V. eine von viel Grün umgebene Lokation gewählt: In der Englervilla im Botanischen Garten – wo 2008 im neuen Glashaus die Gründungsveranstaltung des Vereins stattgefunden hatte – begrüßte er in Dahlem Unternehmer, Vereinsfreunde und Unterstützer aus Bezirksamt, BVV, Wissenschaft und Wirtschaft, um ihnen mit diesem ersten „Dahlemer Salon“ gute Gespräche, Gastvortrag und Gastfreundschaft zu offerieren. Das neue Format des „Dahlemer Salon“ löst den bis zum Jahr 2019 und zur Pandemie regelmäßig im Hotel Steglitz International veranstalteten Wirtschafts-Stammtisch ab. Der 1. Vereinsvorsitzende, Thomas Herrmann, erklärt dazu: „Mit dem „Dahlemer Salon“ können wir wieder eine spannende Veranstaltung in Präsenz anbieten. Länger hat die Pandemie uns Zeit gegeben, über eine angemessene Nachfolge des Wirtschafts-Stammtisch Berlin Südwest nachzudenken. Wir hoffen, dass unsere neue Reihe auf Interesse stößt.“ Es sei geplant, etwa dreimal jährlich in die umfangreich renovierte Englervilla einzuladen. Im Zentrum der Veranstaltung „Dahlemer Salon“ sollen dabei weiterhin die Gäste und ihr direkter Austausch stehen. Eröffnet werden soll der Abend jeweils durch eine Keynote zu einem aktuellen wirtschaftlich oder gesellschaftlich besonders relevanten lokalen Thema, das bei anschließendem „Brot und Wein“ für den Rest des Abends genügend Gesprächsstoff liefert.
Zum Auftakt der Reihe gab es persönlich überbrachte Grußworte vom Präsidenten der Freien Universität Berlin und ersten Hausherrn der Englervilla Prof. Dr. Günter M. Ziegler sowie vom zweiten Hausherrn der Villa, dem Direktor des Botanischen Garten Berlin Prof. Dr. Thomas Borsch. Prof. Ziegler stellte in seinem Grußwort die Englervilla im Botanischen Garten Berlin als „neues Clubhaus und Veranstaltungszentrum der FU Berlin an einem wichtigen Ort der Forschung in Zeiten schwindender Biodiversität und des Klimawandels“ vor und lobte Dahlem als großartigen Ort des Lebens, der Vernetzung und seinen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, zu der auch das neue Format des „Dahlemer Salon“ beitrage.
Prof. Borsch fand erinnernden Worten an den ehemaligen Bewohner der Villa, Adolf Engler, der 1900 als führender Botaniker und Pflanzenexperte den Umzug des Botanischen Gartens vom Heinrich-von-Kleistpark in Schöneberg nach Dahlem veranlasst hatte und als neuer Direktor des Botanischen Gartens in die dort erbaute Villa an der Altensteinstraße eingezogen war. Diese ehemalige Direktorenvilla mit ihren vielen charmanten Zimmern wurde 2003 als „Englervilla“ von der Berliner Senatsverwaltung dauerhaft der Freien Universität Berlin zur Nutzung übergeben und bis 2018 für rund 3,5 Millionen Euro umfangreich renoviert.
Im Gastvortrag dieses ganz besonderen ersten „Dahlemer Salon“ stellte Prof. Dr. Jörg Niewöhner, Sprecher der transdisziplinären Forschungsinitiative, die Einstein Research Unit Climate and Water under Change (CliWaC) vor und gab Einblick in das hochaktuelle Forschungsfeld des Klimawandels und seine konkreten Auswirkungen auf unsere Region.
Die Einstein Research Unit Climate and Water under Change (CliWaC) widmet sich als transdisziplinäre Forschungsinitiative der Berlin University Alliance der Untersuchung wasserbezogener Risiken des Klimawandels im Raum Berlin-Brandenburg. Sie bringt sozial- und naturwissenschaftliches, aber auch praktisches Fachwissen zusammen, um Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen gegenüber Auswirkungen des Klimawandels zu entwickeln. Anhand von drei Fallbeispielen (Extremereignisse in der Stadt, ein Seensystem an der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg und das Einzugsgebiet der Spree) untersucht CliWaC, wie sich Klimawandel auswirkt und welche Lösungsoptionen es gibt. Dabei gehen die Forscher auf Ökosysteme und deren Diversität ein, auf Überschwemmungs-, Abwasser- und Wasserressourcenmanagement. Der Einblick zeigte konkret auf, was der Klimawandel für uns heißen kann und dass „gesellschaftliche neue Naturverhältnisse geschaffen werden müssen.“ So seien Probleme durch den Klimawandel mit seinen Auswirkungen nicht mehr zu verhindern, sondern längst schon bei uns vor der Haustür angekommen: Ausgetrocknete Böden, Waldbrände, Extremwetterlagen mit Trockenperioden, Unwettern, Starkregen und Stürmen nehmen in Berlin-Brandenburg zu, was deutlich zu Veränderungen des Wasserhaushalts unserer Region führt, – nicht nur im Bereich der zu nutzenden Wassermenge, sondern auch im Bereich der Wasserqualität. Sich auf die Suche nach wirkungsvollen Gegenmaßnahmen zu begeben, ist da dringliche Forschungsaufgabe. Wie kann Wasser aus Extremwetter-Ereignissen gehalten und sinnvoll genutzt werden? Welche Infrastruktur muss dazu geschaffen werden? Wie muss zukünftig die Bewirtschaftung der Wasserressourcen aussehen? Welche Strategien müssen angewandt werden? Fragen, die im ersten „Dahlemer Salon“ an Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer, aber auch an die Öffentlichkeit gestellt wurden, die damit aufgefordert sind, mit verantwortungsvollem Handeln zu einer für unsere Zukunft überlebenswichtige Beantwortung dieser Fragen beizutragen. Die Salon-Gäste dieses Abends, zu denen sich nach langer Ausschusssitzung auch Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg gesellte, ließ der Vortrag nicht unberührt, wie die anschließende lebhafte Diskussionsrunde zeigte.
Nach so viel Wissenschaft und Klimaüberlegungen lockte das schöne Wetter dann nach draußen in den Villengarten, wo unterm Blätterdach der uralten Buche, unter der schon Adolf Engler gesessen haben mag, bei kühlem Wein gute Gespräche geführt und neben der Seele auch dem Leib Gutes getan wurde.
Der Verein Berlin.Südwest engagiert sich seit 2008 für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf als starken Standort, mit dem Ziel, durch intensive Vernetzung der Mitglieder die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Wissenstransfer zu beschleunigen und innovative Neuansiedlungen im Bezirk zu generieren. Hochkarätige Unternehmen und Einrichtungen aus dem Bezirk zählen zu seinen Mitgliedern, die sich brisanten Zukunftsthemen stellen. Sie alle arbeiten mit dem Verein an der Wahrnehmung des Bezirks als bedeutender Forschungs- und Industriestandort der Hauptstadt Berlin auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Dafür fördern sie intern Synergien und tragen die besonderen Qualitäten des Standortes nachhaltig nach außen.
Der zweite „Dahlemer Salon“ ist für den 9. September 2022 geplant. Wer daran teilnehmen möchte und am Berlin.Südwest e. V. und seinen Zielen interessiert ist, bitte unter info@berlin-suedwest.org melden.
Weitere Informationen unter www.berlin-suedwest.org
Jacqueline Lorenz
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