Erschienen in Gazette Zehlendorf Juli 2022
Der Dorfanger in Zehlendorf – einst der Mittelpunkt des Bauerndorfes. Im Sprachgebrauch hat sich die Bezeichnung „Dorfaue“ eingebürgert, die deshalb auch im Text benutzt wird. Lange erstreckte sich die Dorfaue zwischen der heutigen Scharfestraße im Norden und dem Restaurant Fürstenhof im Süden.
Die Dorfaue war auch der gesellschaftliche Mittelpunkt. Hier trafen sich die Bewohner zum Dingetag, an dem Probleme und Administratives im Dorf gemeinsam mit der Obrigkeit besprochen wurden. Hier wurden aber auch Feste gefeiert und die Kinder spielten auf der grünen Fläche. Es gab zwei Teiche. Ein kleiner Weiher im nördlichen und ein größerer Dorfteich im südlichen Bereich. Anfangs durchzogen sandige Wege die Dorfaue. Das änderte sich im Jahr 1795, als die erste „ordentliche Chaussee“ zwischen Potsdam und Berlin die Dorfaue durchschnitt.
1896 wurde der Weiher im Nordteil zugeschüttet und ein Großteil der nördlichen Dorfaue für den Straßenbau genutzt. Die Reste der grünen Fläche mit ihrem Baumbestand verschwinden in den 1950er-Jahren mit der Verbreiterung der Clayallee. Der südliche Teil hingegen bleibt weitgehend erhalten. Der Dorfteich machte den Bewohnern immer wieder Sorgen, da er in heißen Monaten nahezu austrocknete. Im Jahr 1857 ließ die Gemeinde laut dem Chronisten Ernst Ferdinand Schäde etwa 1000 Fuhren Schlamm herausschaffen.
Mit der Entwicklung zum Villenvorort veränderte sich auch die Dorfaue. Sie wurde, um das Jahr 1900 herum, zu einem Schmuckplatz umgestaltet. Aus dem Teich sprudelte schon bald eine Fontäne und das zu dieser Zeit fast obligatorische bronzene Denkmal von Kaiser Wilhelm I. zierte den Platz. Zur Unterhaltung der Bevölkerung fanden auf der Dorfaue Konzerte statt. Das Denkmal wurde im Jahr 1918 entfernt und soll zu Kanonenmetall eingeschmolzen worden sein. Der Bereich der Dorfaue wurde zusehends kleiner. Ein Bauteil des Rathauses ragte hinein und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Dorfteich zugeschüttet. Zum einen wurde die Ausbreitung der Malaria befürchtet, zum anderen wurde Platz für die Erweiterung der Kirchstraße und des Teltower Damms benötigt.
Schon seit den 1950er-Jahren wurden Pläne für die Erneuerung der Dorfaue erstellt. Doch die Verwirklichung ließ auf sich warten. Im vergangenen Jahr wurde endlich mit der Umgestaltung begonnen, die im Mai dieses Jahres fertiggestellt werden konnte.
Die umfassenden Sanierungs- und Umgestaltungsmaßnahmen auf der Dorfaue Zehlendorf wurden nach einjähriger Bauzeit durch die Ausbildungskolonne des Straßen- und Grünflächenamts fertiggestellt. Die offizielle Einweihung fand mit der Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg, dem Bezirksstadtrat Urban Aykal sowie den beteiligten Auszubildenden und Ausbildern statt.
Die Maßnahmen umfassten die Befestigung des Trampelpfads und das Herstellen von Platzflächen vor dem Standesamt mit hochwertigen Granitplatten sowie die Sanierung bestehender Wegeflächen. Weiterhin wurde ein rund 120 Meter langer, mehrfach unterbrochener Stahl-Staketenzaun eingebaut. Er schützt die Neupflanzungen aus Blühsträuchern und Stauden davor, zertrampelt zu werden. Insgesamt wurden rund 1.400 Stauden und 450 Sträucher sowie drei Linden neu gepflanzt und 350 Quadratmeter Wegeflächen neu hergestellt und saniert.
Der engagierte Einsatz der Auszubildenden und der Ausbilder ermöglichte die Schonung der alten Bestandsbäume sowie die sensible Sanierung der historischen Flächen. Zudem konnte die Maßnahme mit einer Gesamtbausumme von rund 60.000 Euro sehr wirtschaftlich umgesetzt werden.
Hierzu erklärt die Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg: „Mit der Sanierung und Umgestaltung auf der Zehlendorfer Dorfaue ist ein schöner grüner Ort zum Verweilen, zum Spazieren und um Menschen zu treffen im Herzen von Zehlendorf entstanden. Ich bedanke mich bei allen Menschen, die das möglich gemacht haben und lade herzlich alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich an der neugestalteten Dorfaue zu erfreuen.“
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