Erschienen in Gazette Zehlendorf April 2018
„Wir wollen kein Außenbezirk mit Partymeile sein, sondern beliebtes Tourismusziel mit Kultur- und Naturerlebnis jenseits von Mitte“, erklärte die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf Cerstin Richter-Kotowski anlässlich der „Premiere“ des Tourismusforum Berlin Südwest im Steglitzer Rathaus, das Branchenkundige und -interessierte Anfang März im Vortrag und Gespräch zusammenbrachte.
Zu der ebenso informativen wie visionsreichen Veranstaltung hatte – auch im Namen der Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf und des Regionalmanagement Berlin Südwest – die EBC Hochschule Berlin eingeladen, welche die gemeinsamen Bemühungen im Berliner Südwesten um nachhaltige Fitness hin zum angesagten Tourismusziel am Rande der Stadt unterstützt.
Damit geht auch das 2016 ebenfalls gemeinsam entwickelte Tourismuskonzept an den Start und erfährt nun seine schrittweise Umsetzung. Steglitz-Zehlendorf setzt dabei auf seine natürlichen Vorteile wie Wasser und Natur, aber auch auf sein vielfältiges Kulturangebot, das von AlliiertenMuseum über Museumsdorf Düppel bis Schlosspark Theater reicht.
Diese durchaus zugkräftigen Lockmittel – tiefgrüner Wald, begeisternde Seen- und Wasserlandschaft und ein spannendes Kulturangebot – sollten gerade dem zum wiederholten Male unsere Stadt besuchenden Touristen Appetit auf den Bezirk jenseits der überfüllten Innenstadt machen.
Doch schaut man sich die Übernachtungszahlen des vergangenen Jahres an, sagen die anderes: Lediglich 200.000 Gäste und 480.000 Übernachtungen konnte Steglitz-Zehlendorf da zählen, während in Berlin-Mitte rund 13 Millionen Übernachtungen bei 5,5 Millionen Gästen gebucht wurden. Damit liegt der Bezirk im Tourismusbereich gerade noch vor Marzahn-Hellersdorf auf vorletztem Platz. Sind daran die nur 3.000 Betten schuld, die Steglitz-Zehlendorf bietet?
Entschieden „nein“ sagt dazu Alexander Stolle, Marketingchef des an der Schloßstraße gelegenen „Hotel International Steglitz Berlin“ und Mitbegründer des „Wirtschaftsstammtisch Berlin Südwest“. Übernachtungsangebote gebe es genügend, vielmehr seien dies die Früchte einer falsch betriebenen Berliner Tourismuspolitik, die sich jahrelang auf innerstädtische Angebote konzentrierte und für den Touristen die Stadt Berlin – nicht nur auf den angebotenen Stadtplänen – am Bundesplatz enden ließ. Reichlich spät falle den Verantwortlichen nun ein, die Vermarktung der Außenbezirke ins Visier zu nehmen. Dabei gebe es genügend Highlights im Bezirk, angefangen an der Schloßstraße, die Shoppingqueens ein mindestens ebenso attraktives Angebot wie in der Innenstadt präsentiert.
Burkhard Kieker, Geschäftsführer von VisitBerlin, schlägt da eine andere Problemlösung vor: „Es fehlen Übernachtungsmöglichkeiten. Die Lösung wäre hier der Bau eines Kongresszentrums, woran berlinweit ein Riesenbedarf besteht.“ Damit würden auch neue Hotels entstehen.
Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat sich für 2018 drei tourismusfördernde Ziele gesetzt:
So wird die Schiffsanlegestelle an der Wannseer Ronneby-Promenade einer umfassenden Schönheitskur unterzogen, außerdem wird im Sommer die 13 Kilometer umfassende und etwa1 ½ Stunden dauernde Dahlem-Radroute als Teil eines umfangreichen Radnetzes an der Podbielskiallee an den Start gehen, an deren Route viele Museen und kulturelle Kleinode liegen, wie die Domäne Dahlem oder die Taut-Siedlung. Umgekehrt führt die Route über den Mexikoplatz vorbei am Haus am Waldsee, an der FU Berlin und am Botanischen Garten vorbei. Als Fortsetzung in Planung steht bereits die Wannsee-Radroute, die dann den Bereich Wasser und Seen verstärkt in seine Stationen mit einbezieht.
Eine wichtige Aufgabe sehen Bezirk und Fachberater auch darin, „intelligente“ Stelen und Guides entlang dieser Routen entstehen zu lassen sowie ein ebenso werbeträchtiges wie zeitgemäßes Logo für den Berliner Südwesten zu entwickeln.
Überwiegend hoffnungsvoll blickt man im Bezirk auch auf die Umsetzung des geplanten Tourismus-Besucher-Zentrums unweit der Glienicker Brücke, das am Schloss Glienicke Besucher auf das attraktive Angebot für den Rad- und Wassertourismus im Berliner Südwesten aufmerksam machen will. – Auch wenn kritische Stimmen den Standort am Ende der Stadt nicht für den günstigsten halten.
Derzeit wird außerdem ein neuer, von der EBC-Hochschule Berlin entwickelter Bezirks-Führer zu Berlin Südwest in Magazin-Form zur Druckreife überarbeitet.
Indessen wünscht sich nicht nur die Bezirksbürgermeisterin, dass bald der neugierige Besucher Steglitz-Zehlendorf mit dem Leihrad erkundet, nach dem Motto:
Am Vormittag Rendezvous mit dem Kunsthaus Dahlem und dem Brücke Museum, nachmittags Ahoi Ronneby-Promenade und abends im Schlosspark Theater Brecht oder Hallervorden pur.
Jacqueline Lorenz
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