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40 Jahre Kultur in der Petruskirche

Kirche als Klangkörper

Konzertraum zum Durchatmen. Foto: Cristin Claas
Konzertraum zum Durchatmen. Foto: Cristin Claas
Erschienen in Lichterfelde West Journal August/September 2022
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Reichlich Grund zum Feiern gibt es am 27. August ab 16 Uhr mit Open End in der Petruskirche auf dem Oberhofer Platz in Lichterfelde Ost beim Sommerfest.

Musik-, Kultur- und Kirchenfreunde sind herzlich eingeladen. Gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf können sie bei Live-Musik, Ausstellung, Kultur-Quiz mit Gewinnen, musikalischen Mitmachaktionen und einem leckeren Buffet Spaß haben, dabei auf 40 Jahre erfolgreiche Kulturarbeit zurückblicken und sich auf ein „Kultur-Open End“ für die kommenden Jahre freuen. Die Besucher werden an diesem Tag auch die Menschen kennenlernen, welche dieses einzigartige Format seit 1982 unter großem Einsatz entwickelt haben.

Ausgewählte Konzerte, Ausstellungen, Workshops und die „offene Kirche“ prägen es, längst ist es zum Kultur-Highlight weit über Lichterfelde hinaus geworden und offeriert bei zivilen Eintrittspreisen ein qualitativ hochkarätiges Programm. Das begeistert – über die Jahre zur Tradition geworden – mit spannendem Mix aus Soul, Blues, Jazz und Folk, wobei der Besucher seinem jeweiligen Lieblings-Songwriter oder -Jazzer ganz ungezwungen näherkommen kann.

Pandemie als Chance

Und auch hier zeigte Corona sich als Spielverderber, der die beliebten Konzerte im Innenraum der Kirche zu verhindern wusste. Doch das rührige Kulturteam mit couragierten Machern und die für Veranstaltungsplanung und Konzertbetreuung zuständige Christiane Kurz-Becker hielten mit guten Ideen und Energie dagegen, suchten und fanden neue Wege, das Kulturleben weiterlaufen zu lassen. In der Petruskirche gibt es, wie Insider wissen, zwei akustische Klangräume, die je nach Musikrichtung als Konzertraum genutzt werden: die unter der Empore gelegene “Winterkirche“ als kleiner Raum mit trockener Akustik und das große Kirchenschiff mit langem Nachhall für meditative Klänge. In Pandemie-Zeiten wurde stattdessen der außerhalb der Kirche gelegene, natürliche Klangraum im Freien genutzt und dabei sein großes Potential als Open-Air- Location entdeckt. Sogar eine Überdachung dafür wurde vom Kulturteam angeschafft. Weitere ehrenamtliche Mitstreiter meldeten sich in dieser Zeit, das bestehende Kulturteam zu vergrößern. Inzwischen sind 15 aktive Helferinnen und Helfer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren regelmäßig im Einsatz, wenn es um Organisation und Umsetzung geht. Denn im Kirchenbereich gibt es viel zu räumen – vor und nach den Konzerten – da der Kirchenraum nach jeder Veranstaltung wieder „Gottesdienst-tauglich“ werden soll. Christiane Kurz-Becker erklärt: „Vom erfahrenen Team fielen während Corona einige Leute aus, die aufgrund des Alters zur Risikogruppe zählen. Aber es sind neue kompetente Leute dazugekommen, die unsere Gruppe stärken, beispielsweise aus dem Radio-Kulturbereich kommen. Auch zwei kräftige Männer gehören jetzt dazu, die gut anpacken können.“ Gemeinsam mit Pfarrer Roland Wicher, der ein großes Herz für die Kultur zeigt, stehen außerdem zuverlässig (finanziell) unterstützend der Förderkreis sowie der Kunstbeirat hinter dem engagierten Veranstaltungsteam. Das hat aus der Not heraus neue Möglichkeiten entdeckt, die Kunst und Musik Menschen auch in Zeiten von Abstandsregeln näher zu bringen. Open-Air-Konzerte wurden kreiert, die das grüne Umfeld der Kirche mit einbeziehen und schnell DER Renner waren, nun eigentlich nicht mehr aus dem Kulturrepertoire der Petruskirche wegzudenken sind. Doch um sie zum festen Angebot werden zu lassen, wird noch nach Lösungen gesucht: Denn das Grünflächenamt hat für dieses Jahr aus Gründen des Grünschutzes dazu keine Genehmigung erteilt.

Kirche zum Klingen bringen

Andere reizvolle Angebote mit besonderem Themenbezug sind hinzugekommen und zeigen, wie lebendig und aktuell Kultur in der Petruskirche auch nach 40 Jahren ist: Nach der Sommerpause geht es im September mit einer Konzertreihe großartiger Gitarristen in den Herbst: Der kanadische Gitarrist Dave Goodman lädt am 3. September zu persönlichen Songs und Konzert (20 Uhr, Ticket 16 Euro) und Workshop (14-17 Uhr, Teilnahmegebühr noch offen), am 8. September steht um 20 Uhr das Konzert mit Clive Caroll aus England mit Blues, Jazz und Folk auf dem Programm (Ticket 16 Euro), und am 13. September treten um 20 Uhr der amerikanische Songwriter und Countrysinger Sean Della Croce und die deutsche Gitarristin Judith Beckedorf Banjo und Mandoline auf (Ticket 16 Euro). Den herbstlichen Gitarrenreigen schließt dann am 25. September um 20 Uhr das Konzert mit Vicente Ptiz – Sonido del Mundo, der mit seinem Klang die ganze Welt umfassen, zum Träumen und zum Lachen bringen will (Ticket 16 Euro).

Vor 500 Jahren übersetzte Martin Luther das Neue Testament ins Deutsche. Anlässlich „500 Jahre Luther Bibelübersetzung“ begibt sich am 14. Oktober um 20 Uhr mit „Psalms in Jazz“ das Duo Zia mit Psalm-Vertonungen auf musikalische Reise durch verschiedene Kontinente und Jahrhunderte; an der Trompete Marcus Rust und an der Orgel Christian Grosch. Dabei sind sie Liedern und Gesängen auf der Spur, die auf den Psalmen Davids beruhen (Ticket 16 Euro). Am 23. Oktober um 11 Uhr erwartet die Besucher ein ganz besonderer Jazz-Gottesdienst zum Thema „Luther in Jazz / 500 Jahre Lutherbibel“: Sängerin Nina Links und Jazz- Gitarrist Ro Gebardt interpretieren Lutherlieder spannend und auf ihre Weise. Der Eintritt ist frei.

Kultur für Jung und Alt

Ein wichtiges Thema, das bei Kultur in der Petruskirche viel Aufmerksamkeit erhält, ist die Jugendförderung. Regelmäßig finden ab nachmittags Familienkonzerte statt, die Jung und Alt mit entsprechendem Programm ansprechen: nachmittags die Kids, abends die Erwachsenen. Wie das geht, davon können sich Groß und Klein am 22. Oktober ihr eigenes Bild machen: Dann trifft die Pianistin und Vollblutmusikerin Annette Hölzl mit Performer, Heavy Metal Drummer und Schlagzeuger Marius Hamann musikalisch beim Familienkonzert zusammen unter dem Motto: „Mozart wäre heute ein Rockstar und Bach rockt!“ . Beide servieren Mixed Classics; nachmittags um 16 Uhr (Ticket 10 Euro / Kinder 5 Euro) und abends um 20 Uhr (Ticket 16 Euro).

Bei Alt und Jung kam besonders gut eine Veranstaltung an, die ebenfalls Corona-bedingt entstanden ist und ob ihrer Qualität nach Wiederholung ruft: Jazztrompeter Matthias Schriefl hatte für sein Außen-Konzert drei individuell auf das Glockengeläut der Petruskirche zugeschnittene Musikstücke komponiert und den Geläut-Dur-Dreiklang passgenau in seine Kompositionen eingefügt.

Kultur in der Petruskirche, offen für alle

Nicht weniger gefragt als die Konzerte sind die vom Kulturteam entwickelten Thementage – auch wenn sich da schon mal mit dem Tod und dem Sterben beschäftigt wird. Christiane Kurz-Becker betont: „Mutmachend sollen sie sein, gemeinde- und generationsübergreifend.“ Beispielsweise wird „In die Stille gegangen“, wobei der Fritz-Lang-Stummfilmklassiker „Der müde Tod“ aus dem Jahr 1921 eine wichtige Rolle spielt. Oder das Projekt des Steinmetz Michael Spengler wird Familien vom Kunst-und Kulturraum Petruskirche vorgestellt, die nach dem Dokumentarfilm über den Künstler dann dort gemeinsam ihren ganz persönlichen „(Grab)Stein zum Leben“ entwickeln können.

Auch außerhalb der Kulturveranstaltungen ist es Besuchern möglich, der Petruskirche ihren ganz persönlichen Besuch abzustatten. Sei es, um Kulturgutscheine oder Tickets für die Veranstaltungen zu kaufen und die wechselnden Ausstellungen zu besichtigen oder um sie als Ort des Gebets, der Andacht und der Stille aufzusuchen. Jeden Mittwoch und Samstag in der Zeit von 10 bis 13 Uhr steht die Kirchentür weit offen für alle und für vieles. An jedem ersten Samstag im Monat findet außerdem ab 10.30 Uhr eine Kurzandacht statt.

Und noch ein Highlight hat pünktlich zur 40-Jahre-Kultur-Feier und nun wieder zu jeder „offenen Kirche“ geöffnet: das Galeriecafé „Zweites Frühstück“ als Ort der Begegnung, in dem man sich bei einem gemütlichen Frühstück wunderbar über Kultur in der Petruskirche austauschen und dabei gleich noch den ein oder anderen guten Veranstaltungstipp erhalten kann.

Historie

Anfang der 80er-Jahre entstand die Idee für ein Kulturangebot in der Petruskirche aus finanzieller Not. Hohe Unterhaltskosten der großen Kirche gefährdeten ihren Erhalt. Eine rentable Lösung musste gefunden werden. So entschloss man sich, in der Kirche Raum für Begegnungen und für Kultur zu schaffen. Dazu wurden aber zuerst umfangreiche Umbauten notwendig, aus denen durch Abtrennung des Kirchenvorraumes die „Winterkirche“ entstand. Ins Kirchenschiff zogen ein mobiler Altar, Bilderleisten und Galeriebeleuchtung ein. Aus einem Teil-Verkauf des Pfarrgartens und aus großzügigen Spenden konnten Einbauten der Sanitären Einrichtungen und Notausgänge finanziert werden. 1982 dann bildete sich aus überwiegend ehrenamtlich Engagierten die Kulturgruppe, zu denen bis heute in erster Reihe Gisela Kürschner zählt. Gemeinsam mit ihrem Kunstbeirat initiierte die Gruppe Wechselausstellungen moderner Kunst. Dank dieses unermüdlich aktiven Teams konnte die Kultur in der Petruskirche zu einem ganz besonderen Begegnungsort kulturellen Lebens werden, der bei Musikfreunden und Szene-Publikum einen festen Platz im Herzen hat.

Infos und Kartenvorbestellungen unter www.petrus-kultur.de oder unter E-Mail info@petrus-kultur.de oder unter Tel. 030 81 80 99 66

Kartenvorverkauf: MUSIKHAUS LICHTERFELDE, Lankwitzer Straße 1, 12209 Berlin, TORREFAZIONE, Oberhofer Weg 4 12209 Berlin, PETRUSKIRCHE Oberhofer Platz 12209 Berlin Mi & Sa von 10–13 Uhr / vor und nach allen Musikveranstaltungen.

Jacqueline Lorenz

Kultur in der Petruskirche

Petruskirche Lichterfelde
Oberhofer Platz
12209 Berlin

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