Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Oktober/November 2022
Sie ist eine kleine Brücke von gerade einmal 15 Metern Länge und vier Metern Breite, die über die schmalste Stelle der Verbindung zwischen Koenigssee und Dianasee führt. Sie ist Teil einer 270 Meter langen Promenade zwischen der Koenigsallee und der Winkler Straße.
Die denkmalgeschützte Brücke ist aus Stein – allerdings erst seit Beginn der 1920er-Jahre. Alte Postkarten zeigen noch eine Holzbrücke über den Graben zwischen den Seen. Die Hasensprungbrücke beeindruckt dennoch durch die großen Figuren aus Muschelkalkstein, die der Brücke ihren Namen gaben. Links und rechts der Brücke sind die namensgebenden Tiere: Ein Hase läuft den Passantinnen und Passanten entgegen, der andere, auf der gegenüberliegenden Seite, läuft gerade weg. Schöpfer der Hasen war der Bildhauer Eberhard Encke (1881 – 1936). Nur wenige von seinen Werken sind erhalten geblieben. In Hamburg stehen seine „Faustkämpfer“, ein Abguss davon, der um 1923 im Wilmersdorfer Preußenpark aufgestellt wurde, ist verschwunden. Auch das Giebelrelief und die Figuren am Krematorium Wilmersdorf stammen von ihm. Sein monumentalstes Werk hielt nur kurz – er entwarf riesige Rosselenker samt Pferden für das Dach der deutschen Botschaft in St. Petersburg. Sie wurden 1912 aufgestellt und bereits 1914 wieder zerstört, als ein wütender Mob zu Beginn des Ersten Weltkriegs die Botschaft stürmte.
Der Name Hasensprung leitet sich von einer Weinlage in Hessen ab. Sie befindet sich nahe der Stadt Oestrich-Winkel, nach dessen Stadtteil Winkel die Winkler Straße benannt wurde. Gleichzeitig erinnert der Name an die Zeit, in der der Grunewald an dieser Stelle noch unbebaut und wildreich war.
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