Gazette Verbrauchermagazin

„Vom Bleiben und Verändern“

Fotoausstellung: Der Klausenerplatz-Kiez in den 1970er- und 1980er-Jahren

Imbiss neben dem Toilettenhäuschen beim Wochenmarkt Klausenerplatz, 1976. Foto: Gottfried Schenk
Imbiss neben dem Toilettenhäuschen beim Wochenmarkt Klausenerplatz, 1976. Foto: Gottfried Schenk
Erschienen in Gazette Charlottenburg Oktober 2022
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In Folge der Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert entstehen am Schloss Charlottenburg die Arbeiterquartiere um den Friedrich-Karl-Platz, dem heutigen Klausenerplatz. Mit dem Stadterneuerungsprogramm von 1963 setzt der Exodus der angestammten Bewohnerschaft in die Neubauviertel am Stadtrand ein. Durch die Freimachungsprogramme des Sanierungsträgers, der Neuen Heimat Berlin, stehen viele Wohnungen leer, in die zunehmend Studierende und Arbeitskräfte aus Südeuropa und der Türkei einziehen. Es entsteht ein Alternativmilieu mit Wohngemeinschaften, Szenekneipen und dem sonntäglichen Trödelmarkt am Klausenerplatz. Die 1973 gegründete Mieterinitiative Sanierungsgebiet Klausenerplatz e. V. kämpft für den Erhalt der Häuser und fordert deren Modernisierung zu bezahlbaren Mieten. Unterstützt wird sie vom Architekten Hardt-Waltherr Hämer, der mit einem Pilotprojekt im Block 118 die behutsame Stadterneuerung in die Tat umsetzt.

Von Eckkneipen und Widerstand

Gottfried Schenk, der Fotograf der Serie spürte mit seiner Kamera dem Zusammenleben in den Charlottenburger Kiezen nach. Als betroffener Mieter und Aktivist hat er die Prozesse der Stadterneuerung, Hausbesetzungen und nachbarschaftlichen Initiativen, die bis heute bestehen, über viele Jahre fotografierend begleitet. In seinen Aufnahmen vereint er diese Standpunkte zu einem Porträt des Kiezes um den Klausenerplatz. Aus Eckkneipen und Kiezleben, Freiräumen für Subkultur und dem fantasiereichen Widerstand der Mieterbewegung entwickelte sich ein Zusammenleben, das sich in den Fotografien der Ausstellung entfaltet. Die Bilder ermöglichen einen Rückblick auf eine ereignisreiche Zeit der Mieter- und Hausbesetzerbewegung. Die derzeitige Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt beweist mit Nachdruck die Aktualität der Wohnungsfrage und die gegenwärtigen Bezüge der Fotografien. Gottfried Schenk, geboren 1949 in Österreich, lebt seit 1970 in Berlin. Er ist als freier Autor und Fotograf tätig. Von 1974 bis 1988 wohnte er im Klausenerplatz-Kiez und war in der Mieterinitiative Sanierungsgebiet Klausenerplatz e. V. aktiv.

Die Ausstellung „Vom Bleiben und Verändern“ mit Fotografien aus dem Charlottenburger Kiez der 1970er- und 1980er- Jahre wird bis zum 8. Januar 2023 gezeigt im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim, Schloßstraße 55/Otto-Grüneberg-Weg, 14059 Berlin. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, der Zugang ist barrierefrei möglich.

www.villa-oppenheim-berlin.de

Titelbild

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