Gazette Verbrauchermagazin

Von der „alten Mälzerei“ zur „malzfabrik“

Vom Industriegelände zum Ort für Visionäre

Das Gelände der malzfabrik heute. Foto: Niels Krüger/malzfabrik
Das Gelände der malzfabrik heute. Foto: Niels Krüger/malzfabrik
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Mai 2018
Anzeige
Ballettschule am Mexikoplatzdenn's Biomarkt Berlin GmbHMesserschmiedemeisterBatrole Ing. Ingenieurgesellschaft

In der Zeit um 1914 schritten durch den roten Klinker-Werkseingang der neu errichteten Schultheiss-Mälzerei an der Schöneberger Bessemerstraße Arbeiter zur schweißtreibenden Schicht an kohlebefeuerten Öfen. Auf dem angegliederten Schienennetz rollten Waggons mit riesigen Mengen an Getreide und Malz heran, und Pferdefuhrwerke bahnten sich einen Weg auf das Industriegelände, das die immerhin größte Mälzerei Europas beherbergte.

Hundert Jahre später ist wieder Leben in das im Jahr 1998 fast vollständig stillgelegte Areal eingekehrt. Mit seinem positiven Karma heißt nun die „malzfabrik“, seit 2009 als ein Ort der Kreativität und Kultur, mit seiner umweltbewussten Positionierung eine bunte Mischung an Mietern aus der Kunst-, Kreativ- und Startup-Szene ebenso willkommen wie Besucher, die das geschichtsträchtige Geländeportal täglich passieren. Zu verdanken hat sie dies besonders Frank Sippel. Mit seiner Real Future GmbH, mehreren Schwesterfirmen und einer gehörigen Portion umweltbewusstem Idealismus, Menschenliebe und kaufmännischem Geschick ist es ihm gelungen, Visionäre, Künstler, Neugierige, Idealisten und Kreative für das Projekt malzfabrik zu begeistern, das dank seines neuartigen Nutzungskonzeptes für die kommenden 100 Jahre nachhaltig Geschichte schreiben dürfte. Schon von Weitem erkennbar, recken sich die vier typischen Darren der einstigen Mälzerei wie Ritterhelme in den Himmel, und der alte Schultheiß blickt zustimmend von der Gebäudemauer herab auf das sanierte und lebendige Areal, könnte man meinen.

Die malzfabrik als „Petrischale für Innovation“

bezeichnet der Schweizer Investor und Eigentümer Frank Sippel das rund 50.000 Quadratmeter große denkmalgeschützte Gelände, das etappenweise unter Berücksichtigung ökologischer Optimierung liebevoll restauriert wurde, wovon inzwischen 17.000 Quadratmeter an 95 Mietparteien vermietet sind. Mit neun historischen Gebäuden, einem modernen Bürokomplex, der weitläufigen Parkanlage mit zwei Retentions-Teichen und einer Aquaponik-Farm ist die Malzfabrik bereits mehrmals für ihre vorbildliche Revitalisierung ausgezeichnet worden. Dabei setzte der Investorenvertreter nicht auf Steuergelder. Vielmehr bildeten Eigeninvestitionen und Zuschüsse für Sanierungsmaßnahmen vom Denkmalamt die finanzielle Grundlage.

Wie wichtig es Frank Sippel ist, alle Lebewesen, Natur und Umwelt in Einklang zu bringen und auf ihre hoffnungsvolle Zukunft hinzuarbeiten, wird in jedem seiner Sätze und in seinem Handeln deutlich. – Selbst im Besprechungsbüro sind da die alten Holztüren der Mälzerei zu Schranktüren und überflüssig gewordene Leitungsrohre zu Lampenarmen umfunktioniert worden, und auf dem Parkareal sind alte Metallfundstücke aus Fabrikzeiten als Kunstobjekte installiert.

„Wir – das Malz-Team und ich – bemühen uns ressourcenschonend, Vorhandenem eine sinnvolle neue Aufgabe zu geben“, erklärt Sippel, der nicht nur als Investorenvertreter und studierter Betriebswirtschaftler sondern auch als Umweltbotschafter gewohnt ist, langfristig zu denken und in den Dingen den positiven Mehrwert zu entdecken; und das stets mit Verständnis für und Rücksicht auf die Umwelt: „Wir denken nicht in 5-Jahres-Schritten wie viele Fonds, sondern in Jahrhunderten. Wirtschaftlichkeit muss nachhaltig sein“, betont Sippel, der geschickt philosophische und durchaus nachvollziehbare Gedankengänge in seine Auslegungen einzubauen vermag. Er fährt fort: „Wir müssen uns immer fragen: Warum machen wir das, was wir tun? – Wir tragen Verantwortung und müssen authentisch bleiben!“

In der malzfabrik sorgt die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Immobilienfirma dafür, dass sozial- und umweltverträgliche Beschaffungsmaßnahmen eingehalten werden und nicht „im Eifer des Geschäftslebens“ untergehen.

Um profit- und umweltinteressierten Akteuren, Investoren und Unternehmern Verständnis für dieses Denken zu vermitteln, pendelt Sippel nicht ohne Erfolg wie ein Missionar zwischen Zürich, Berlin und Hamburg; den Städten, die inzwischen zu seinem Lebensmittelpunkt geworden sind, und die er auch ohne eigenen Pkw erreicht.

Für Frank Sippel ist das Projekt malzfabrik eine weitere wichtige Station auf seinem Erfolgsweg, der u. a. gesäumt ist von Firmengründungen, Bahnprojekten und dem Kauf des Holzmarkt-Geländes durch die Schweizer Stiftung Abendrot.

Oase im Gewerbegebiet offen für alle

Der Ruf vom Mehrwert des als malzfabrik wiederbelebten Geländes reicht weit über den Bezirk Tempelhof-Schöneberg und über Berlin hinaus.

Als „Teil des öffentlichen Raumes“ gedacht, hat hier jeder Interessierte Zutritt, der die Besonderheit dieses Areals kennenlernen und erleben will. Fließende Grenzen zwischen Arbeit, Freizeit und Erholung werden dabei an vielen Stellen spürbar. – Sei es beim Erkunden der Historie des Geländes in der Museumsinstallation „Malzkabinett“ oder beim Kennenlernen der Kunst- und Kulturförderung, beim Entdecken der zu beackernden „Mieterbeete“, beim Feiern auf dem ehemaligen Schiffscontainer „Rostlaube“ oder beim Verkosten des Honigs der Gelände-Bienen.

Das Parkgelände lockern diverse Naturgärten mit seltenen Pflanzen auf, die unterschiedlichsten Tierarten als Lebensraum dienen.

Regelmäßige Führungen wie die „Malzreise“ werden angeboten und geben spannenden Einblick in die Industriekultur von 1920 – 1990. Und zweimal im Jahr geben beim „Malzabend“ Kreative Einblick in ihre Arbeit, in ihre Projekte und treten in Kontakt mit den Besuchern, die aus nah und fern willkommen sind. Workshops, Vorträge und Angebote für Schüler und Studierende gehören ebenso zum umfassenden Malzfabrik-Programm.

Liebevoll verfasste Hinweistafeln auf dem gesamten Gelände erinnern, erklären und sprechen behutsam das eigene Verantwortungsgefühl an. Denn ein wichtiges Ziel des Projektes ist es, dass sich der Besucher als Teil dieses Ganzen und so mitverantwortlich fühlt. Eine Überlegung, die Vertrauen in den Menschen und viel Liebe zu ihm voraussetzt, wie Frank Sippel & Co es hier im Herzen des Gewerbegebietes täglich vorleben.

Der Erfolg gibt ihnen recht, und so hat sich die Malzwiese mit Strand zum beliebten und harmonischen Treffpunkt für Alt und Jung entwickelt, der zu Musik-Events und besonders bei Sonnenschein zum Baden, Chillen und Unterhalten einlädt.

Zum Kennenlernen der malzfabrik, ihres Geländes und ihrer so ganz besonderen Ausstrahlung bietet sich für Groß und Klein das diesjährige Sommerfestival rund um das Thema Nachhaltigkeit auf der „Malzwiese“ an.

Live-Musik, Tanz, Theater und Zirkus, aber auch Sport, Kunst, Karaoke, Lesungen, Vorträge und vieles mehr hält das bunte Programm bereit. Die Jüngsten erwartet u. a. ein Bett-Konzert, Tagebuchlesung und Zaubershow.

Wann: Am 2. und 3. Juni 2018 ab jeweils 12 Uhr, mit open end am 2. Juni, Veranstaltungsende am 3. Juni um 23 Uhr

Jacqueline Lorenz

malzfabrik Schöneberg

Bessemerstr. 2-14, 12103 Berlin

Tell. 030 / 75 51 24 800
www.malzfabrik.de

Sommerfestival 2. und 3. Juni 2018 Ticketpreise und weitere Informationen unter www.malzwiese.de

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022