Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf November 2022
In den 1990er-Jahren wurden im Zuge der Verwaltungsreform und landesweiten Sparvorgaben für die Bezirke zahlreiche Stellen in den damaligen Gartenbauämtern eingespart. Die gleichzeitig eingestellten Sachmittel für Fremdvergaben von Aufgaben in den heutigen Grünflächenämtern waren nie ausreichend. Diese aufgezwungene Mangelverwaltung hatte Auswirkung auch auf den Pflegezustand auf den Friedhöfen, der immer wieder auch Gegenstand von Beschwerden aus der Bevölkerung ist. Zu diesem Thema nehmen die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf Stellung.
Der Zustand der Friedhöfe und der Orte der Trauer sind ein Spiegelbild unserer Gesellschaft selbst. Seit Perikles gilt, dass ein Volk auch danach beurteilt wird, wie es seine Toten bestattet. Nach Auffassung der CDU besteht bei der Pflege der Friedhöfe, ihrer Wege, der Kapellen, der Sanitäranlagen, ein erheblicher Handlungsbedarf. Es ist nicht zumutbar, dass trauernde Angehörige fürchten müssen, auf den Wegen zu stürzen, geschlossene Sanitäranlagen vorfinden und Kapellen sich in einem schlechten Instandsetzungszustand befinden. Auch die Räumlichkeiten für die Mitarbeiter des Grünflächenamtes sind bei der baulichen Instandsetzung zu berücksichtigen. Mit dem Antrag der CDU zur Ds 98/VI soll hier Abhilfe geschaffen werden. Die CDU hat beantragt, dass die Pflege der Friedhöfe im Bezirk derart sicherzustellen ist, dass die Wege verkehrssicher sind, sauber und gepflegt erscheinen. Zudem ist für eine Funktionsfähigkeit der Toiletten zu sorgen. Dies gilt insbesondere in Wannsee für den Friedhof Friedensstraße. Die BVV hat den Antrag am 14.9.2022 angenommen. Der zuständige Stadtrat, Herr Aykal (Grüne) ist nunmehr in der Pflicht.
Jens Kronhagel
Unsere Friedhöfe im Bezirk entwickeln sich in den letzten Jahren immer weiter zu besonderen Orten, an denen Trauernden durch eine neue Gestaltung mehr Aufenthaltsqualität geboten wird. Diese wichtigen Orte in unserem Bezirk muss das Bezirksamt mit stark begrenzten Mitteln sichern: insbesondere durch Pflege- und Wegebaumaßnahmen, aber auch allgemeine Unterhaltung. Besonders Toilettenanlagen sind hier von großer Bedeutung, auch wenn diese durch Vandalismus immer wieder in besorgniserregende Zustände geraten. Die Arbeit an den Friedhöfen wird auch durch die Rücksichtnahme auf einzelne Gräber erschwert, die sich auf Flächen befinden, die gemäß Friedhofsentwicklungsplan langfristig aus der Nutzung genommen werden sollen. Wir werden hier die Entwicklung und vor allem die Arbeit des Grünflächenamtes aufmerksam verfolgen. Bei der Frage der Toiletten wollen wir, dass im Bezirk sog. „Öko-Toiletten“ als Chance wahrgenommen und genutzt werden. Diese werden gerade von den zuständigen Behörden im Land auf Funktionalität getestet und könnten im nächsten Schritt den Bezirken zur Verfügung gestellt werden.
Alexander Kräß
Die Pflege der Friedhöfe ist zu Recht ein Thema, was viele bewegt. Die Zählgemeinschaft stellt sich den Aufgaben! Die Sicherung der Verkehrssicherheit ist zentral. Im aktuellen Haushalt konnten durch Umschichtungen mehr Mittel eingestellt werden, als in den Haushalten zuvor. An mehreren Friedhöfen werden nun die Wege erneuert, da Wasser teilweise nicht abfließt und Schotter zu Tage tritt (Friedhof Steglitz, Parkfriedhof Lichterfelde, Waldfriedhof Zehlendorf). Das alleine summiert sich auf 750.000 Euro, dazu die Erneuerung der Einzäunung am Waldfriedhof Zehlendorf als Schutz gegen Wildschweine mit weiteren 200.000 Euro. Der Fuhrpark ist veraltet, zwei Friedhofsbagger und ein Radlader sind zu ersetzen. Die heißen Sommer machen dem Altbaumbestand zu schaffen, mehr Kontrollen und Pflegemaßnahmen sind nötig. Dass dann bei zehn Friedhöfen im Bezirk nicht immer alle Wegeflächen 1A gepflegt sein können, ist sich leicht auszumalen. Dennoch ist die Pflege im Groß in Ordnung. Friedhöfe sind ein wichtiger Rückzugsort für Flora und Fauna, der Artenreichtum ist höher als in Grünanlagen. Das Handbuch Guter Pflege ist auch auf Friedhöfen umzusetzen.
Rainer Ziffels
Für die FDP sind Friedhöfe wichtige Orte des Gedenkens, die neben den Toten aus Familien- oder Freundeskreis an die Toten eines Ortes und die Opfer von Gewaltherrschaften und Weltkriegen erinnern. Insbesondere der Waldfriedhof Zehlendorf und der Waldfriedhof Dahlem sind mit ihren Ehrengräbern u. a. für Politiker und als Soldatenfriedhof von überregionaler, historischer Bedeutung. Erhalt und Pflege der Friedhöfe bereiten den zuständigen Stellen in Steglitz-Zehlendorf großes Kopfzerbrechen. Der Fachbereich Grünflächen verwaltet im Bezirk 10 landeseigene Friedhöfe. Moderne Bestattungsformen wie in Memoriam-Gärten bieten neue Wege der Pflege und Kooperationen auch mit privaten Dienstleistern, was Hinterbliebene bei der Grabpflege entlastet. Der Rückgang an Erdbestattungen bedingt, dass die von der öffentlichen Hand zu tragende Grünpflege zunimmt. Umwidmungen oder die Freigabe von Teilen von Friedhöfen werden auch aus Kostengründen gefordert. Mit Blick auf verdichtete Stadträume wie rund um den Friedhof Steglitz gewinnen Friedhöfe jedoch als Naturräume an Bedeutung, die für Frischluft sorgen und als Erinnerungsparks Ruhe bieten. Katharina Concu
Friedhöfe sind wichtige Stätten des Gedenkens, des Abschieds und der Trauer. Sie sind zudem kulturell wichtig: Von Hildegard Knef bis Walter Scheel, von Willy Brandt bis Ernst Reuter, von Heinrich Lummer bis Julius Leber – zahlreiche Prominente liegen auf den Friedhöfen unseres Bezirks. Die Friedhöfe bieten uns Orte der Stille – aber auch wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Und gerade deshalb muss dringend gehandelt werden, denn viele Friedhöfe sind in einem miserablen Zustand. Wildschweine verwüsten Gräber und Grünanlagen. Toilettenanlagen, Wege, Schilder und Bänke sind in einem desolaten Zustand. Die Vermüllung ist nicht zu übersehen. „Berlin hat das Schäbige ja ohnehin zum Kult erklärt. Doch vielerorts habe ich momentan den Eindruck, dass etwas außer Kontrolle gerät“, ließ uns kürzlich selbst eine Kolumnistin der Morgenpost wissen. Wir von der AfD fordern, dass die Friedhöfe so eingezäunt werden, dass Wildtiere keine Chance haben, die Gräber zu verwüsten. Unsere Friedhöfe sind als wichtige kulturelle und ökologische Räume zu erhalten. Davon profitieren die Bürger genauso wie die Natur in Steglitz-Zehlendorf.
Peer Döhnert
Friedhöfe sind Orte der Trauer, aber auch der Ruhe und Erholung. Sie sind öffentlich zugängige, grüne Oasen, die auch Lebensraum für viele Tiere bieten. Es sind Biotope, die es zu schützen gilt, weil sie Teil der „Grünen Lunge“ Berlins sind. Vor allem aber haben sie eine Funktion.
Bestattungen, die durchgeführt werden, müssen einen würdigen Rahmen, Hinterbliebene die Möglichkeit haben, die Grabstätten zu besuchen.
Besucher müssen sich sicher auf dem Gelände bewegen können. Um dies zu gewährleisten, braucht es gepflegte Trauerhallen, sichere Wege, die auch für körperlich beeinträchtigte Menschen die Fortbewegung ermöglichen, saubere, stets zugängliche Toiletten auf jedem Friedhof sowie ausreichend Sitzbänke zum Verweilen. Zuständig für die Pflege der Friedhöfe ist der Bezirk. Politisch verantwortlich war 5 Jahrzehnte die CDU. Der von ihr monierte schlechte Zustand u. a. von Toiletten auf den Friedhöfen (s. Begründung zur DrS 0098/VI), ist demnach vor allem von ihr selbst zu verantworten. Andere werden es jetzt hoffentlich besser machen.
Pia Imhof-Speckmann
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