Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau April 2018
Eine Gedenktafel für den beliebten Berliner Musiker Heinz Jakob „Coco“ Schumann, der im März im Alter von 93 Jahren verstorben ist, das ist der Vorschlag der CDU-Fraktion in Tempelhof-Schöneberg. Unvergessen ist die Feier zum 90. Geburtstag des Künstlers, bei der der Willy-Brandt-Saal im Rathaus Schöneberg fast aus den Nähten platzte. Vor dem Krieg lebte Schumann in der Kurfürstenstraße 118 in Schöneberg. Auch an seine Auftritte in der „Rosita Bar“ am Bayerischen Platz erinnern sich noch viele Fans, nicht nur aus Schöneberg.
Das Leben des beliebten Musikers war alles andere als einfach: Der 1924 geborene Schumann war in der NS-Zeit als „Geltungsjude“ eingestuft. Sein Vater war zwar in die christliche Kirche eingetreten, fühlte sich aber der reformjüdischen Gemeinde locker verbunden. Seine Mutter war Jüdin. Bereits als Minderjähriger verdiente sich Schumann mit Engagements in Musikclubs Geld. Als Autodidakt beherrschte er Gitarre und Schlagzeug. Vor allem Jazz und Swing hatten es ihm angetan, allerdings wurden beide Musikrichtungen vom Regime abgelehnt. Zunächst spielte Coco Schumann in der Illegalität, wurde aber 1943 verhaftet. Er kam in das KZ Theresienstadt, wo die Nazis „heile Welt“ vorspiegelten. Im Propagandafilm „Theresienstadt – Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“ ist Schumann als Schlagzeuger zu sehen. Das Versprechen, die Darsteller nach Ende der Dreharbeiten freizulassen, wurde nicht eingelöst. Die meisten kamen nach Ausschwitz. Auch Schumann deportierte man dort hin. Er musste an der Todesrampe spielen, während die andere in den Tod geschickt wurden. 1945 kam er nach Kaufering, einer Außenstelle von Dachau. Von da aus ging es auf einen Todesmarsch in Richtung Innsbruck, bei dem amerikanische Soldaten die Häftlinge befreiten.
Er blieb zunächst in Deutschland und spielte als erster deutscher Musiker Jazz auf der E-Gitarre. 1950 wanderte er mit seiner Familie nach Australien aus. Vier Jahre später kehrten sie nach Deutschland zurück. Coco Schumanns Karriere nahm Fahrt auf. Er spielte in mehreren Orchestern und hatte auch Fernsehauftritte. Im Jahr 1990 gründete er das Coco-Schumann-Quartett.
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