Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Dezember/Januar 2022
Als Oberstufenzentrum (OSZ) Natur und Umwelt sowie größte Agrarschule Deutschlands ist die Peter-Lenné-Schule in Zehlendorf bekannt für ihr breites Ausbildungsprofil. Mit zahlreichen spannenden Projekten werden Schüler und Schülerinnen da passend zum jeweiligen Ausbildungszweig vor der eigenen Haustür der Natur und ihrer Umwelt nähergebracht. So auch die 10 männlichen und weiblichen Auszubildenden zum Tierpfleger der Fachrichtung Tierheim und Tierpension, die jetzt vor ihrer Abschlussprüfung stehen.
Mit ihrem Fledermausprojekt aus dem Fachpraxisunterricht haben sie einen nachhaltigen Beitrag zugunsten dieser kleinen fliegenden Säugetiere geleistet. Das Ergebnis hängt im Fennpfuhlpark in Lichtenberg an den Bäumen, wo das OSZ-Projekt sich in einer Aktion Ende Juni der Öffentlichkeit vorgestellt hat: Drei installierte Fledermauskästen, die den nützlichen nachtaktiven Tieren tagsüber Schutz und Rückzugsmöglichkeit bieten. Gefertigt wurden sie im Werkunterricht von zwischen 17 und 25 Jahre alten Auszubildenden. Wichtiges Projekt-Ziel der Klasse war es, den fast ausnahmslos auf der „Roten Liste vom Aussterben bedrohter Tierarten“ stehenden Fledermäusen eine Chance zu geben und sie ins Bewusstsein möglichst vieler Menschen zu bringen: Sei es für die Vermeidung von Insektiziden, den Erhalt von Biotopen wie Kleingewässer und Obstwiesen oder für den Erhalt alter Dachböden als störungsfreie Quartiere. Und auch eine besondere Berücksichtigung in Baugutachten haben diese faszinierenden und nützlichen Tiere verdient.
Einen Überblick der Projekt-Ergebnisse liefert die von den Auszubildenden liebevoll verfasste Info-Broschüre mit Biologischen Eckdaten, Besonderheiten zu einheimischen Fledermausarten, Erklärungen zu Lebensraum und Lebensweise sowie mit Tipps, wie jeder von uns zum Schutz der Fledermaus beitragen kann. Ein Schaukasten im OSZ und die Schul-Webseite informieren ebenfalls ausgiebig zum Thema. Das Gespräch mit der GAZETTE am Ende des Projektes lieferte der Klasse für ihren späteren Beruf Einblicke in den für Tierpensionen und Tierheime unverzichtbaren Bereich der Medienarbeit und den damit verbundenen Kontakt zu Medien.
Begleitet von der Referendarin für Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit Christina Schweigert galt es für die Schüler vorab, in der Theorie ihr Vorwissen über Fledermäuse zu erweitern und sich in erster Linie auf die Populationen in urbanem Gebiet zu konzentrieren. Kontakt mit Fledermäusen hatten die Auszubildenden bis dato eher zufällig: So, als sich in Steglitz vier jugendliche Fledermäuse abends in der Wohnung eines Auszubildenden verflogen, die nach Löschen des Lichts jedoch bald wieder den Weg nach draußen fanden.
Wie sind die Möglichkeiten der Tiere an die Stadt? Welche Arten gibt es? Sind nach Aufhängen der Kästen mehr Tiere im Garten zu beobachten? – Fragen, nach deren Beantwortung die Auszubildenden auf verschiedenen Exkursionen in der Praxis im Fennpfuhlpark erfolgreich suchten.
„Wir wurden dabei fachkundig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und NABU unterstützt und vom Technischen Hilfswerk (THW), das die Verankerung der Kästen in vier Meter Höhe übernahm“, betont Christina Schweigert.
Und Auszubildender Jona erklärt: „Die Lebensräume in der Stadt werden für Fledermäuse immer weniger, orientierungsunsichere Jungtiere sind besonders in der Enge der Häuser gefährdet. Als Arten haben wir Abendsegler, Wasserfledermaus und Zwergfledermaus identifizieren können.“ Vermehrt habe man sie schließlich im Teichbereich und in Gartennähe beobachten können. Die gebauten Kästen seien aber eher als Rückzugsort für die Tiere in den Sommermonaten gedacht: Die kalte Jahreszeit verbringen Fledermäuse eher dicht zusammengekuschelt mit Artgenossen und mit abgesenkter Körpertemperatur in Nischen, Ritzen und Höhlen, in der Stadt auch in Rollo-Kästen und Plattenbauspalten. Laut NABU gilt trotz aller Gefährdung dieser Tiere Berlin als Fledermausstadt, bietet die grüne Hauptstadt doch mit ihren Altbauten, Stadtbäumen, Parks und Wiesen noch einiges an geeignetem Lebensraum für Fledermäuse, die auch als Bestäuber eine nicht unwichtige Rolle für das Gleichgewicht in der Natur spielen. Immerhin 18 von 25 in Deutschland beheimateten Fledermausarten können in Berlin beobachtet werden.
Auch der Echoortung der Fledermäuse widmeten sich die Auszubildenden im Projekt: Mithilfe von Echolotdetektoren konnten ihre im Ultraschallbereich liegenden und der Orientierung dienenden Piepstöne am Handy visualisiert und daraus die jeweilige Art bestimmt werden. Auf ihre Bevölkerung werden die in Lichtenberg installierten Fledermauskästen regelmäßig und ehrenamtlich von Projektinitiatorin Christina Schweigert überprüft. Zur besseren Hygiene der Kästen und um die Tierchen nicht unnötig stören zu müssen, hat man bei ihrem Bau eine schräge Leiste mit Selbstreinigungseffekt angefügt.
Einig sind sich Auszubildende und Initiatorin über den Erfolg dieses „tollen“ Projektes. Jona spricht für alle, wenn er erklärt: „Jeder kann vor seiner eigenen Haustür Naturschutz anregen. Dabei gilt es, besonders den einheimischen Wildtierbestand zu schützen und zu fördern. Unser Fledermausprojekt ist ein gelungenes Beispiel dafür.“
Und so könnten auch Igel, Eichhörnchen, Fuchs & Co für zukünftige Ausbildungsklassen nach diesem Vorbild zum nachhaltigen Projektthema werden.
Interessantes zum Thema Fledermäuse auf der Webseite der Peter-Lenné-Schule unter www.peter-lenne-schule.de/post/naturschutz-vor-unserer-haustür-fledermäuse
Jacqueline Lorenz
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