Erschienen in Lankwitz Journal Dezember/Januar 2022
Bis 1935 liefen Kadetten über die Sternstraße, wenn sie am Bahnhof Lichterfelde West ankamen und zur Hauptkadettenanstalt mussten. Nach wem die Straße benannt wurde, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Doch da die Straßen in der Umgebung, wie beispielsweise die Drakestraße, die Holbeinstraße und die Curtiusstraße alle nach bekannten Persönlichkeiten benannt wurden, liegt der Gedanke nah, dass Julius Stern der Namenspate war. Das war für die Nationalsozialisten Grund genug, die Straße in Kadettenweg umzubenennen, denn Stern war Jude. Die Debatte um die Rückbenennung der Straße wurde von der Linken im Ausschuss für Kultur und Bildung in der Bezirksverordnetenversammlung angeregt.
Julius Stern (1820 – 1883) wurde in Breslau geboren. Als Sohn eines Musikalienhändlers kam er schon früh mit Instrumenten in Berührung und lernte, die Geige zu spielen. 1832 zog die Familie nach Berlin und 1837 setzte Julius Stern seine Ausbildung in der Musiksektion der Königlich Preußischen Akademie der Künste fort. Er wurde Mitglied in der Berliner Sing-Akademie, sang als Tenor im Chor und komponierte auch selbst Stücke, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Später gründete er mit dem „Sternschen Gesangverein“ seinen eigenen Chor. 1850 eröffnete er gemeinsam mit zwei anderen Musikern das Konservatorium der Musik. Als die beiden Compagnons ausschieden, machte er mit dem Stern‘schen Konservatorium weiter. Dazu kam der Stern’sche Orchesterverein als Neugründung. Ihn gab es zwar nur kurze Zeit, aber bei einer Aufführung dirigierte der Komponist Franz Liszt seine Werke persönlich. Für seine Verdienste wurde Stern zum Königlichen Professor ernannt. Eine Gedenktafel an seinem letzten Wohnort in der Friedrichstraße 214 in Kreuzberg erinnert an Julius Stern und in der Akademie der Künste gibt es das Julius-Stern-Institut.
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