Erschienen in Gazette Zehlendorf Februar 2023
Eine große Karriere als Unternehmer war ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Carl Paul Goerz kam am 21. Juli 1854 in Brandenburg an der Havel als Sohn eines Beamten zur Welt. Da seine Mutter schon früh starb, zogen Verwandte in Rathenow den Jungen auf. In der Stadt, die auch als die Wiege der industriellen Optik in Deutschland bezeichnet wird, absolvierte er nach Abschluss der Realschule eine Lehre bei der Emil Busch AG, einem der damals führenden Hersteller von optischen Erzeugnissen in Europa. Goerz verschrieb sich diesem Metier. Nachdem er seine Zeit als Wehrpflichtiger abgeleistet hatte, vertrieb er als Handlungsreisender feinmechanische und optische Geräte verschiedener Hersteller.
1883 zog er für drei Jahre nach Paris, wo er Teilhaber an einem Unternehmen wurde, das Objektive von Carl Zeiss in Lizenz fertigte. 1886 zog es Goerz nach Berlin. Zunächst spezialisierte er sich mit einem Versandhandel für Schulmaterial. In seinem Sortiment waren mathematische Instrumente, Winkelmesser und Zirkel. 1888 übernahm er eine mechanische Werkstatt und gründete die C. P. Goerz, Spezialfabrik photograph. Amateur Apparate. In der Werkstatt ließ er fotografische Apparate und ab 1890 auch Objektive herstellen. Der Name der Firma wurde in Optische Anstalten C. P. Goerz geändert. 1890 begann der Bau der Goerzhöfe im heutigen Friedenau. Die Geschäfte liefen gut, denn Goerz hatte sich nicht nur die Rechte auf die alleinige Herstellung des Anschütz-Momentverschlusses gesichert, sondern setzte schon früh auf Geschäftsbeziehungen zum Militär.
Goerz wurde zum weltweit führenden Produzenten für militärische Optik. Doch der Geschäftsmann ruhte sich nicht auf seinen Erfolgen aus. 1908 gründete er die Goerz Photochemische Werke GmbH. Sie befasste sich mit der Herstellung von Filmen für Amateurfotografen und die Filmindustrie. 1918 zogen die Unternehmen von Carl Paul Goerz um. Südlich von Zehlendorf, nahe dem Ort Schönow, hatte der Unternehmer sein Goerzwerk erbauen lassen. Er kaufte auch die dort verkehrende Bahn der ZEUHAG (Zehlendorfer Eisenbahn- und Hafen-AG), die als Goerzbahn u. a. die ca. 12.000 Mitarbeiter zum Arbeitsplatz beförderte. Goerz hatte als fortschrittlicher Arbeitgeber schon früh den Acht-Stunden-Tag und bezahlten Urlaub eingeführt. Carl Paul Goerz starb am 14. Januar 1923 in Berlin. Sein Grab auf dem Friedhof Grunewald an der Bornstedter Straße ist ein Ehrengrab des Landes Berlin. Nach ihm wurde die Goerzallee benannt.
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