Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf April 2017
Polizei, Bezirksamt und Schulen beobachten mit Sorge, dass neben den ohnehin bestehenden Verkehrsgefährdungen für Schüler auf dem Schulweg, zunehmend auch die Gefahren steigen, die vom sog. „Kiss and Go-Verkehr“ ausgehen. Verursacht wird dieser durch Eltern, die ihre Kinder kurz vor Unterrichtsbeginn morgens in großer Eile mit dem Pkw zur Schule fahren und dabei oft weder Verkehrsregeln noch die Eigensicherung beachten. Diese Situationen führten schon dazu, dass auch Schülerlotsen so in Bedrängnis gerieten, dass Schulen den Einsatz der kleinen Helfer stoppen mussten.
Wir haben uns in der letzten Wahlperiode für die Einsetzung einer Steuerungsgruppe „Sichere Schulwege“ ausgesprochen und drängen auf die Aufnahme der Arbeit. Neben den klassischen Themen der Schulwegsicherung wie der Schaffung von sicheren Querungsmöglichkeiten von Straßen, dem Einsatz und Schutz der Schülerlotsen und der Erziehung von Schulkindern zu umsichtigen Verkehrsteilnehmern als Fußgänger und Radfahrer wird hierbei auch das Verkehrschaos vor Grundschulen des Bezirks ein zentrales Thema sein. Bedauernswert ist, dass dieses Problem oft von Eltern der Schulkinder verursacht wird, wenn mit Fahrzeugen in zweiter Spur bzw. unmittelbar im Kreuzungsbereich, mithin die Sicht versperrend, gehalten oder geparkt wird oder man auf Gehwege rückstoßend wendet usw.
Die CDU appelliert daher an die Eltern und Schüler, den Schulweg möglichst nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Wir werden zusätzlich darauf drängen, dass alle Verkehrsteilnehmer in unmittelbarer Nähe von Grundschulen die Verkehrsregeln konsequent einhalten. Rücksichtnahme durch uns alle ist der beste Schutz für unsere Kinder.
Jens Kronhagel
Schulkinder gehören zu den schwächsten Verkehrsteilnehmern, ihnen muss ein hoher Schutz zukommen. Daher hat 2009 der rot-rote Senat „Tempo 30“ vor Schulen zur Regel gemacht, Klagen aus Kreisen der CDU-Fraktion Steglitz-Zehlendorf dagegen scheiterten. An einigen Verkehrsknotenpunkten in der Nähe von Grundschulen würde „Tempo 30“ die Sicherheit weiter erhöhen. Leider ist dies oft an der zuständigen Landesbehörde (Verkehrslenkung Berlin) gescheitert. Hier bedarf es einer neuen Prioritätensetzung des rot-rot-grünen Senats.
Ein hausgemachtes Problem sind „Elterntaxis“, die ihre Kinder am liebsten bis ins Klassenzimmer fahren würden. Trotz des Engagements der Schulen sind viele Eltern uneinsichtig. Diese Eltern beschneiden nicht nur die Selbstständigkeit ihrer eigenen Kinder, sondern gefährden auch die Gesundheit anderer Kinder. Abhilfe bieten „kiss & go“-Zonen, an denen die Kinder abgesetzt werden und die letzten Meter zu Fuß zurücklegen. Für die Planung hat die BVV bereits im April 2016 die Einsetzung einer Steuerungsgruppe „Sichere Schulwege“ beschlossen – hier muss nun endlich das Bezirksamt dem Beschluss Taten folgen lassen.
Jan Kellermann
Sichere Schulwege machen Kinder stark – Erwachsene, nehmt Rücksicht! Unsere Kinder müssen sicher zur Schule kommen – und wieder zurück. Das ist die oberste Prämisse. Und die Kinder sollen erleben, dass sie sich selbstbewusst auf der Straße bewegen können. Deshalb muss zum einen die „Steuerungsgruppe für sichere Schulwege“ endlich die Arbeit aufnehmen, um die Verkehrssituation um jede Schule herum festzustellen und im Sinne der Kinder zu verbessern. Gleichzeitig müssen wir umdenken: Es muss wieder normal werden, dass die Kinder zu Fuß oder per Rad mit einem sicheren Gefühl zur Schule gehen können. Dafür werben wir zum Beispiel für Projekte wie Tausendfüßler und den Aktionstag „Zu Fuß zur Schule“. Wir müssen den Kindern vermitteln, wie ein gemeinsames Zusammenleben gestaltet werden kann – ohne rücksichtslose Raserinnen und Raser, Falschparkende vor Schulen, pöbelnde Verkehrsteilnehmende. Erwachsene! Nehmt Rücksicht! Dann könnten Schülerlotsen auch wieder mit Erfolg und Spaß ihren wichtigen Job machen.
Susanne Mertens
Freitagnachmittag. Fahre von der Seehofstraße kommend in die Leo-Beck-Straße, Höhe der Schweizerhofschule staut sich der Verkehr. Die Straße lässt durch parkende Fahrzeuge nur eine Fahrbahn frei. Der Gegenverkehr hat Vorrang. Der Polo vor mir weicht nach links aus. Er fährt gut 200 Meter über den Bürgersteig, ehe er nach den entgegenkommenden Autos wieder auf die Straße einbiegt. Die Dame mit Hund staunt nicht schlecht. Nun ist die Straße frei, ich fahre. Ein SUV kommt mit Tempo auf mich zu. Ich peile die nächste Lücke an, doch der Geländewagen steuert da rein, er hält, die Fahrerin parkt den Wagen ab. Wahnsinn! Die Schweizerhofschule kam vor wenigen Wochen in die Schlagzeilen, da hier zu Schulbeginn ‚Krieg‘ auf der Straße herrscht und die Schulleitung die Schülerlotsen abgezogen hatte. Zu ähnlichen Situationen kommt es auch an anderen Schulen.
Dass Schülerlotsen diesen Situationen nicht gewachsen sind, liegt auf der Hand. Die Polizei muss den Verkehr regeln und in Brennpunktzeiten auch leiten. Verkehrsplaner müssen Lösungen entwickeln, dass Eltern in Verantwortung zur Sicherheit ihre Kinder zur Schule fahren – mehr denn je.
Peer Döhnert
Sichere Schulwege sind für uns Freien Demokraten (FDP) eine Herzensangelegenheit. Eine von Ideologie getriebene Stigmatisierung des motorisierten Individualverkehrs bringt uns jedoch nicht weiter. Bereits die Frage, wie kommen Kindern heute eigentlich zur Schule, offenbart, dass es nicht nur um eine Entschleunigung gehen kann. Die Zeiten, in denen ABC-Schützlingen immer die gleichen Schulwege nutzen, sind längst vorbei. Vielmehr werden viele Sprösslinge von ihren Eltern direkt vor dem Klassenzimmer mit dem Auto abgesetzt und auch von dort wieder abgeholt. Nicht selten ist daher die Verkehrssituation unmittelbar vor der Schule mit den größten Risiken verbunden. Bauliche, aber auch verkehrsrechtliche Maßnahmen, die das unmittelbare Halten vor der Schule fokussieren, gepaart mit einer aktiven Sensibilisierung der Beteiligten durch eigene Ordnungskräfte der Schulen, unterstützt durch eine sichtbare Präsenz von Polizei oder Ordnungsamt, könnten gerade hier für mehr Übersicht und damit auch für mehr Sicherheit sorgen. Es gilt gezielt zu handeln, um stets ein gefahrloses Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer zu ermöglichen.
Andreas Thimm
In den nächsten fünf Jahren wollen wir uns konsequent für Füßgänger_innen und Radfahrer_innen in Steglitz-Zehlendorf einsetzen. Unser Augenmerk richten wir u. a. auf Kinder, die im Straßenverkehr besonders gefährdet sind. Damit sie sicher im Bezirk unterwegs sein können, braucht es mindestens bis zum Ende der Grundschule regelmäßige Mobilitäts- und Verkehrserziehung. Schulwegpläne und Schulwegsicherung sind ebenso unabdingbar wie eine gute Infrastruktur (Überquerungshilfen, breite Gehwege, Beseitigung von Sichthindernissen, gute Radwege usw.). Grundsätzlich plädieren wir für Tempo 30 vor allen Kitas und Schulen.
Zusätzlich kann die Installation von Dialogdisplays an Gefährdungsschwerpunkten helfen. Vorfälle, in denen Autofahrer_innen Schülerlots_innen gefährden, sind inakzeptabel und müssen geahndet werden. Auch sollten Eltern, die ihre Kinder unter Missachtung von Park- und Verkehrsregeln mit dem Auto bringen oder abholen, stärker in die Verantwortung genommen werden. Besser und gesünder für alle wäre der regelmäßige Verzicht auf das Auto. Haben Sie weitere Vorschläge zum Thema Verkehrssicherheit in Steglitz-Zehlendorf?
Hans-Walter Krause
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