Gazette Verbrauchermagazin

Der Vater des Naturschutzes

Botaniker Hugo Conwentz starb vor 101 Jahren in Schöneberg

Hugo Conwentz 1855 - 1922.
Hugo Conwentz 1855 - 1922.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Februar 2023
Anzeige
Apotheke am Bayerischen Platz

Seine Karriere als Professor Dr. phil. und Geheimer Regierungsrat war dem 1855 in Westpreußen geborenen Sohn eines Kohlenhändlers kaum in die Wiege gelegt. Doch schon früh zeigte sich Verhandlungsgeschick, Organisationstalent und die Begeisterung fürs Sammeln. Nach dem Abschluss des Studiums promovierte Hugo Conwentz in dem Fach Botanik.

Mit gerade einmal 24 Jahren wurde er zum Museumsdirektor des neu gegründeten Westpreußischen Provinzialmuseums in Danzig. Auf diesem Posten blieb er 30 Jahre lang und engagierte sich für den Naturschutz in seiner Heimat. Neben Werken wie „Flora des Bernsteins“, „Die Eibe in Westpreußen“, Seltene Waldbäume in Westpreußen“ und vielen anderen hielt er viele Vorträge, in denen er sein Publikum für die Vielfalt der Natur begeisterte und die Notwendigkeit des Naturschutzes betonte.

Sein Engagement bewirkte, dass im Jahr 1906 die Staatliche Stelle für Naturdenkmalspflege in Preußen gegründet wurde. Leiter war – Hugo Conwentz. Anfangs war das Institut in Danzig beheimatet, 1911 zog es in die Grunewaldstraße 6/7 in Schöneberg – damals selbständige Stadt bei Berlin – um. Das Gebäude wurde 1880 als Königlich-Botanisches Museum erbaut, heute ist es das Haus am Kleistpark. Von 1910 bis 1913 vertrat ihn sein Studienfreund Hans Klose als Institutsleiter in Berlin. 1907 wurde das erste Naturschutzgebiet in Preußen ausgewiesen. Es ist das Plagefenn im Barnim. Dort erinnert der „Conwentzstein“ an den Naturschützer.

Conwentz zog erst im Jahr 1912 nach Schöneberg. Im Berliner Adressbuch von 1919 ist er unter der Adresse Elßholzstraße 13 zu finden. Conwentz hielt unter anderem Vorträge in Schweden, Russland und Tschechien. Nachdem er an mehreren schwedischen Universitäten gesprochen hatte, wurde in dem Land ein Naturschutzgesetz erlassen. In Tschechien folgte seinem Vortrag die Gründung einer Naturschutzorganisation für Böhmen und Mähren.

Innerhalb des Naturschutzes hatte er viele Kritiker. Der wohl Bekannteste unter ihnen war der Autor Hermann Löns. Er befürchtete, dass die Menschen, angeregt durch die umfassende Öffentlichkeitsarbeit von Hugo Conwentz, anfangen würden in Wald und Feld auszuschwärmen und so die Tiere zu stören. Damit hatte er zwar recht, andererseits fingen auch viele Menschen an, sich gerade durch den Aufenthalt in der Natur für ihren Erhalt zu engagieren.

Conwentz starb 1922 im Alter von nur 67 Jahren an den Folgen eines Geschwürs im Nacken. Er wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof beerdigt. Aufgrund der Pläne für die „Welthauptstadt Germania“ sollte der Friedhof aufgegeben werden. Ein Teil der Grabstätten – auch die von Hugo Conwentz – wurden umgebettet. Sie kamen auf den Südwestfriedhof Stahnsdorf. Conwentz hatte dort bis 2014 ein Berliner Ehrengrab. Zurzeit hat die Stiftung Naturschutzgeschichte die Patenschaft über sein Grab übernommen. An den engagierten Naturschützer erinnert auch die Hugo-Conwentz-Medaille, die jährlich oder zweijährlich durch den Bundesverband Beruflicher Naturschutz verliehen wird.

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2023