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Sidonie Scharfe – Zehlendorfer Wohltäterin

Gutsbesitzertochter hinterlässt bis heute ihre Spuren

Zehlendorfer Wohltäterin Sidonie Scharfe.
Zehlendorfer Wohltäterin Sidonie Scharfe.
Erschienen in Gazette Zehlendorf Februar 2023
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Das von Maurermeister Schirmer erbaute Gebäude an der Zehlendorfer Dorfaue dient heute als Standesamt – die sogenannte Hochzeitsvilla. Vor vielen Jahren gab Sidonie Scharfe den Bau in Auftrag – genau gesagt, im Jahr 1892. Das Initial der Stifterin ist über dem Portal erkennbar.

Kindheit auf dem Dorf

Zehlendorf lag noch als kleines Dorf zwischen Feldern und Wäldern, als Sidonie Scharfe am 18. Mai 1834 das Licht der Welt erblickte. Ihr Vater war Andreas Wilhelm Scharfe, der Verwalter des Lehnschulzenguts. Das Gut konnte er vier Jahre später kaufen. Viel Freude hatte er nicht an seinem Besitz, denn er starb bereits 1841. Die kleine Sidonie und ihre Schwester Marie (1828 – 1903) wuchsen in dem idyllischen märkischen Bauerndorf mit Schmiede, Dorfteich, vielen Höfen, der Schule und der achteckigen Kirche behütet auf. Ihr Hof war der wohlhabendste des Ortes und so hatte die Familie keine materiellen Sorgen, auch wenn der Brand in einer gut gefüllten Scheune und im Viehstall im Jahr 1843 sicherlich ein herber Verlust war. Das Lehnschulzengut wurde durch ihre Mutter und den Verwalter weitergeführt, bis die Mutter im Jahr 1870 verstarb. Marie hatte Julius Pasewaldt geheiratet, der das Gut nach dem Tod der Mutter verwaltete.

In Sidonies Jugend fiel auch der Wandel des Bauerndorfes in einen Vorort, der durch den Anschluss an die Stammbahn möglich geworden war. Über das Leben von Sidonie Scharfe ist nicht viel bekannt. Warum war die vermögende und – wie auf alten Bilder zu sehen ist – hübsche Frau nie verheiratet? Alleinstehende Frauen waren in dieser Zeit nicht selbstverständlich. Sicherlich stellten die Zehlendorfer hier einige Vermutungen an. Gab es einen früh verstorbenen Verlobten, über dessen Tod sie nie hinwegkam? Auch das Archiv des Heimatvereins Zehlendorf enthält keine Details über das Leben der Zehlendorfer Wohltäterin.

„Die Linde bleibt stehen“

Sidonie Scharfe ließ sich im Jahr 1892 ein Wohnhaus auf dem Gelände des ehemaligen Gutshauses und der Brennerei bauen – die heutige Hochzeitsvilla. Zu Lebzeiten engagierte sie sich in karitativen Einrichtungen. Sie war Vorsitzende eines Diakonievereins und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des „Haus Schönow“. Sie gründete das Wilhelm-Friedrich-Stift in der Alsenstraße, heute Fischerhüttenstraße. Hier konnten „in Ehren alt gewordene“ Bedienstete der Zehlendorfer Bauern ihre letzten Jahre verbringen.

Außerdem stellte sie der Paulus-Kirchengemeinde ein Grundstück für den Bau der Kirche und des Pfarrhauses zur Verfügung – einzige Auflage: „Die Linde bleibt stehen.“ Für ihr Engagement wurde Sidonie Scharfe auf Veranlassung von Kaiserin Auguste Victoria mit dem preußischen silbernen Frauen-Verdienstkreuz ausgezeichnet.

Eine Heimat für „alte Mädchen“

Sidonie Scharfe starb am 21. Juli 1909 und wurde im Familiengrab auf dem Kirchhof an der alten Dorfkirche beigesetzt. Die wohl bekannteste Wohltat war die Sidonie-Scharfe-Stiftung in der nach ihr benannten Scharfestraße. In ihrem Testament, das mit den Worten „Meiner Gesellschafterin Anna Radtke vermache ich hiermit folgendes…“ beginnt, dachte sie auch an alte, alleinstehende Frauen. Sie bestimmte, dass ein Grundstück und ein Teil ihres Kapitals dazu verwendet werden sollte, um benachteiligten „alten Mädchen von 60 Jahren an“ eine Heimat zu geben. Im Jahr 1913 wurde mit dem Bau des ersten Hauses begonnen. 1914 wurde es eingeweiht. Im Laufe der Jahrzehnte erfolgten einige Erweiterungen, sodass die Stiftung heute 77 Wohnungen für alleinstehende, rüstige Frauen, Gemeinschaftsräume und einen schönen Garten bietet.

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