Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf März 2023
Mitte der 1970er-Jahre wurde der damalige Autobahnzubringer von und zur A 104 für den Verkehr geöffnet. Durch die zwei Brückenauffahrten wurde der Breitenbachplatz städtebaulich völlig verändert. Schon seit Jahren setzten sich deshalb Initiativen und Parteien für den Abriss der Brücken und die Wiederherstellung des Breitenbachplatzes als Stadtplatz ein. Seit Ende 2022 liegen nunmehr mehrere Varianten der Senatsverwaltung für eine Umgestaltung des Platzes vor. Zu diesem Thema nehmen die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf Stellung.
René Rögner-Francke, Bezirksverordnetenvorsteher
Die CDU setzt sich seit Jahren für den Abriss der Brücke über den Breitenbachplatz ein und hat den Berliner Senat aus SPD, Grünen und Linken im Jahr 2019 zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie aufgefordert. Dass die Brücke nunmehr von Ende 2024 bis 2027 in mehreren Bauabschnitten mit einzelnen Bauphasen abgerissen wird, ist auch der Verdienst der CDU-Politik. Wir kritisieren allerdings die langsame Entscheidungsfindung auf Senatsebene. Die Arbeiten hätten früher begonnen und umgesetzt werden müssen. Die Beteiligungen der Öffentlichkeit wurden bereits im Juni 2021 beendet; eine zügigere Auswertung wäre möglich gewesen. Aus Sicht der CDU führt der Rückbau zur Möglichkeit, durch eine Randbebauung die städtebauliche Fassung des Stadtplatzes nördlich und nordöstlich der Schildhornstraße wiederherzustellen, wobei der Schaffung dringend benötigten Wohnraums Vorrang hat. Es bleibt zu hoffen, dass der anstehende Architekturwettbewerb zu schnellen Ergebnissen führt und die Neubebauung nicht hässlich wird. Bei der Verkehrsführung muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sich der Verkehr nicht den Weg durch die Wohnviertel sucht.
Jens Kronhagel
Neben der verkehrlichen Seite einer in die Praxis umzusetzenden Verkehrswende am Breitenbachplatz muss logischerweise auch die stadtplanerische Seite vom Ergebnis her gedacht werden: wenn man sich aufmacht, die riesige Autobahnbrücke als ein Relikt der sogenannten „autogerechten Stadt“ rückzubauen (was laut Machbarkeitsuntersuchung bau- und verkehrstechnisch möglich ist!), um auch an diesem Ort zu einer „menschengerechten“ Stadt zu kommen, dann gilt es, ein entsprechend gut durchdachtes Konzept an der Hand zu haben, um den Flächengewinn möglichst nachhaltig im Sinne aller Beteiligten zu nutzen. Unter breiter Einbeziehung der Nutzenden wollen wir hier Zielkonflikte von vornherein offen thematisieren und konstruktiv lösen: Individuelle Mobilität vs. öffentlicher Nahverkehr, Elektromobilität, Freiräume für Kinderspiel und Seniorenaufenthalt, Wohn- und Gewerbeflächen, Fußwege, Radwege und -abstellflächen sowie Barrierefreiheit konkurrieren um den engen Stadtraum und müssen intelligent miteinander verwoben werden. Zusammen mit den Anwohnenden und auch bezirksübergreifend mit dem nahen Charlottenburg-Wilmersdorf wollen wir hier tragfähige Lösungen finden, die länger überdauern als die „autogerechte Stadt“.
Kostas Kosmas
Der Abriss der Brücke am Breitenbachplatz ist möglich. Dies wurde Ende 2022 durch die Ergebnisse der von der SenUMVK beauftragten Verkehrs- und Machbarkeitsuntersuchung bestätigt. Wir als SPD begrüßen dies. Das ist eine gute und wichtige Nachricht für die Weiterentwicklung des Breitenbachplatz. Die städtebauliche Umgestaltung des Breitenbachplatz ist schon lange ein politisches Ziel der SPD in Steglitz-Zehlendorf. Jetzt liegen auch belastbare Aussagen der Verkehrsverwaltung diesbezüglich vor. Nun müssen die Anwohner*innen von Beginn an in die Pläne zur Neugestaltung mit einbezogen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass die Kieze und die umliegenden Straßen durch den anfallenden Verkehr nicht belastet werden und ein lebenswertes Kiezzentrum mit Nahversorgung und Gewerbe geschaffen wird. Dies haben wir mit unserer aktuellen Zählgemeinschaft in der BVV vereinbart.
Olemia Flores Ramirez
Die „Autobahnbrücke“ ist klobig und kaputt. Sie soll weg! Wir Freien Demokraten (FDP) haben den Abriss der Brücke schon im Programm von 2016 festgeschrieben und seitdem setzen wir uns für eine Neugestaltung des Breitenbachplatzes ein. Was jedoch auch nach einem Abriss bleibt, ist „die Schlange“ und unter ihr die Verkehrsader zwischen der A100 zur Schloßstraße und weiter auch nach Lankwitz und Lichterfelde. Schöne Zeichnungen mit großen Bäumen auf einem Deckel der U-Bahn-Trasse, wie von der Senatsverwaltung nun vorgestellt, sind Augenwischerei. Auch BSR, BVG und Feuerwehr müssen durchkommen – nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Wir wollen daher keine Klein-Klein-Debatte, die Kiez für Kiez isoliert und zum eigenständigen Dorf erklärt. Die Metropole Berlin muss als Ganzes begriffen werden, auch der Breitenbachplatz. Gute Verkehrs- und Städteplaner finden Lösungen, die Funktion der vorhandenen Fahrbahnröhren in „der Schlange“ mit einer attraktiven Gestaltung des Platzes in Einklang zu bringen. Mehr Sicherheit für Fuß- und Radverkehr gehört dazu. Solche Verkehrs- und Städteplaner wünschen wir uns für den Breitenbachplatz.
Gregor Habbel
Der Breitenbachplatz soll seinen ursprünglichen Charakter zurückerhalten, der ihn früher zu einem attraktiven Mittel- und Anziehungspunkt in Dahlem gemacht hat – und hoffentlich bald wieder machen wird. Das ist auch dringend notwendig, denn derzeit ist er eher eine Mischung aus Verkehrsinsel, Autobahnbrücke und U-Bahn-Eingang. Die AfD-Fraktion in der BVV Steglitz-Zehlendorf ist dafür, dass der Breitenbachplatz in der ursprünglichen Geometrie wiederhergestellt und eine komplette Randbebauung ermöglicht wird. Die Menschen müssen sich auf dem Platz wieder wohlfühlen und gerne aufhalten. Das wird auch der benachbarten Gastronomie guttun. Klar ist: Dafür muss die Autobahnbrücke weg, die den Platz dominiert und zerschneidet. Aber wo soll der Autoverkehr hin? Diese Frage ist zu klären. Dafür muss es eine professionelle Verkehrsplanung geben, die es ermöglicht, dass der Verkehr ebenerdig bewältigt werden kann und es nicht zu Staus und Chaos kommt. Wir sind optimistisch: Das ist machbar. Und wir freuen uns darauf, zukünftig gemeinsam mit den Anwohnern die alte und neue attraktive Atmosphäre des Breitenbachplatzes zu genießen.
Peer Döhnert
Das heute noch auf das Auto ausgerichtete Verkehrssystem in Berlin muss aus ökologischen und gesundheitlichen Aspekten dringend umgebaut werden. Deutlich weniger Autos geben den Menschen große Flächen zurück. DIE LINKE. in Steglitz-Zehlendorf und in Berlin hat eindeutige Beschlüsse zum Rückbau der Autobahnen A103 und A104: Wir wollen den schnellstmöglichen Abriss der Brücke am Breitenbachplatz und die Herabstufung sowie den Rückbau der A103 in Steglitz in eine Bundesstraße (den detaillierten Beschluss unseres Landesvorstandes finden Sie hier: www.kurzelinks.de/disq ). Einen Weiterbau der A100 lehnen wir logischerweise ab. Dort, wo Autoinfrastruktur zurückgebaut wird, muss sichergestellt werden, dass die freiwerdenden Flächen in kommunaler Hand verbleiben und für gemeinnützige Ziele genutzt werden. Am Breitenbachplatz heißt das für uns: Mehr Aufenthaltsqualität, mehr unversiegelte Naturflächen, mehr Platz zum Spielen sowie sichere und gute Verkehrswege für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen. Die genauen Pläne, wie der Platz zukünftig aussehen soll, wollen wir gemeinsam mit den Anwohner*innen und Nutzer*innen entwickeln.
Dennis Egginger-Gonzalez
© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2023