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Wort der Bezirksbürgermeisterin

Charlottenburg-Wilmersdorf April 2023

Erschienen in Gazette Charlottenburg und Wilmersdorf April 2023
Kirstin Bauch
Kirstin Bauch. Foto: britibay

Liebe Bürger:innen in Charlottenburg-Wilmersdorf,

vor genau einem Jahr habe ich hier an dieser Stelle mein Entsetzen über den Angriff Russlands auf die Ukraine zum Ausdruck gebracht. Er war geprägt von der Fassungslosigkeit, dass im 21. Jahrhundert ein Land in Europa sein Nachbarland mit Waffengewalt überfällt. Vieles hat sich seither geändert, auch in meinem Denken. Krieg verändert alles, vor allem für Menschen wie mich, die nie einen haben erleben müssen. Wir haben unsere Unbeschwertheit verloren. Wir spüren wie angreifbar und verletzlich wir geworden sind, und wir haben entscheiden müssen, wie wir den Ukrainerinnen und Ukrainer helfen: mit Hilfsgütern, aber auch mit Waffen. Denn auch nach einem Jahr ist dieser Krieg noch immer nicht vorbei. Das Leid der Ukrainer:innen ist entsetzlich, aber ihr Mut bei der Verteidigung ihres Landes beispiellos. Die Widerstandskraft und Kreativität vieler Menschen, die zu uns geflohen sind, ist inspirierend. Sie führen uns vor Augen, wie sich der russische Angriffskrieg auf alle Bereiche des Alltags auswirkt und geben trotzdem Hoffnung. Diese Menschen werden vermutlich lange bei uns bleiben und brauchen unsere Hilfe und Unterstützung.

BerlIntegrate: Netzwerken für ukrainische Kulturschaffende

Ich habe deshalb eine Initiative ins Leben gerufen, die es jungen Ukrainer:innen ermöglichen soll, Netzwerke in Berlin aufzubauen, sich aktiv am Projekt eines nachhaltigen Berlins zu beteiligen und in Zukunft selbstständig hier zu leben. Funktionierende Integration heißt für mich, es Menschen zu ermöglichen, sich aktiv und selbstständig am Leben der Zivilgesellschaft zu beteiligen. Grundlage dafür ist das Wissen, wie man sich selbst und andere vernetzt, vor allem außerhalb des eigenen Milieus und sozialer Silos. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, der Stiftung AusserGewöhnlich Berlin, der G.Art Gallery for Eastern European Art und dem Europa Center. Kulturschaffende mit ukrainischen Wurzeln erhalten ein vierwöchiges Training für "Nachhaltiges Netzwerken" der 17Academy (gegründet von der Stiftung AusserGewöhnlich Berlin). Begleitet werden sie von einer Gruppe "Berlin-Mentoren": Ausgewählte Berliner StartUps, die ebenfalls an dem Kurs teilnehmen und als Tandem-Partner fungieren. In dem Programm erhalten die Teilnehmenden die theoretischen Grundlagen für den Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften. Ich lade Sie ein, sich die praktischen Ergebnisse im neuen Zentrum BerlIntegrate im Europa Center anzusehen. Wir werden entsprechende Termine noch bekannt geben.

Wieder Vorschläge für Bürger:innenmedaille erwünscht

Neben den Menschen, die wir unterstützen wollen wir nicht die Charlottenburger:innen und Wilmersdorfer:innen vergessen, die ehrenamtlich genau solche Unterstützungsarbeit leisten und viel ihrer Freizeit in Hilfsprojekte investieren. Seit 1988 verleiht der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf am Bezirkstag, dem 19. Oktober, die Bürger:innenmedaille als seine höchste Auszeichnung. Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, Personen, die sich in herausragender Weise um Charlottenburg-Wilmersdorf verdient gemacht haben, für diese Auszeichnung vorzuschlagen. Eine Jury aus Mitgliedern der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und dem Bezirksamt wird über die Vorschläge entscheiden. Begründete Vorschläge können schriftlich an das Büro der Bezirksbürgermeisterin, Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin, gerichtet werden.

100 Jahre Musikschule City West und das Netzwerk der Wärme

Indirekt mit dem Ukraine-Krieg hat auch ein anderer Aspekt zu tun: Gemeinsam mit Initiativen, Vereinen, Verbänden und der bezirklichen Infrastruktur haben wir das Netzwerk der Wärme gegründet, um Bewohnerinnen und Bewohner unseres Bezirks in dieser angespannten Zeit nicht allein zu lassen. Wir wollen bestehende Einrichtungen weiter öffnen und dort Orte für Begegnung und nachbarschaftlichen Austausch schaffen. Einen wertvollen Beitrag liefert beispielsweise mit einer Vielzahl von Konzerten in unseren Bibliotheken die Musikschule City West. Die älteste und größte Musikschule Berlins feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. 1923 wurde sie an der staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik als erste staatliche Musikschule Berlins gegründet. Leo Kestenberg, der in der Weimarer Republik Referent im preußischen Kulturministerium war, reformierte das Schul- und Privatmusikwesen in Berlin grundlegend neu. Er beauftragte den Musikpädagogen Fritz Jöde mit der Gründung der Jugendmusikschule Charlottenburg. Zurzeit werden mehr als 5000 Schülerinnen und Schüler von 300 Lehrkräften an der Musikschule unterrichtet. Schauen Sie sich doch einmal das Konzertprogramm unter www.berlin.de/-ii1296414 an.

Girls' Day und Boys' Day

Am 27. April 2023 findet übrigens der nächste Girls' Day und Boys' Day statt. Dieser Aktionstag bieten jungen Menschen eine „klischeefreie“ Berufsorientierung, d.h. sie zeigen Berufe auf, in denen bisher nur wenige Frauen bzw. Männer arbeiten. Auch in den Rathäusern werden sich wieder Mädchen und Jungen über berufliche Möglichkeiten informieren können. Auch für mich und meine Kolleg:innen ist ein Gespräch mit einem der Jugendlichen oft ein interessanter Perspektivwechsel.

Herzlich grüßt Sie Ihre
Kirstin Bauch
Bezirksbürgermeisterin

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