Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal April/Mai 2023
Am 7. Juni 1905 gründeten Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl in Dresden die Künstlergruppe Brücke. Die vier Architekturstudenten wollten gemeinsam neue künstlerische Wege beschreiten und das Korsett des konservativen Bürgertums ihrer Zeit hinter sich lassen.
In der Ausstellung sind Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Drucke aus der Anfangszeit des Kollektivs zu sehen, die von der Suche nach einem neuen künstlerischen Ausdruck zeugen, sowie wichtige Dokumente aus der Gründungszeit. In acht Ausstellungskapiteln werden die ersten Aktivitäten der Brücke vorgestellt. Das Werk von Fritz Bleyl, der die Brücke bereits 1907 verließ, ist heute weithin unbekannt und erhält in der Ausstellung besondere Aufmerksamkeit.
Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl beginnen beide 1901 – mit 21 Jahren – ihr Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Dresden. 1904 begegnen sie dem drei Jahre jüngeren Erich Heckel, der ihnen Karl Schmidt aus Rottluff in der Nähe von Chemnitz vorstellt (im Jahr darauf gibt sich dieser den Künstlernamen Schmidt-Rottluff).
Die vier jungen Männer gründen am 7. Juni 1905 die Künstlergruppe Brücke, wie es ihr Gründungsdokument bezeugt. Die Namensgebung ist unter anderem auf das barocke, von Brücken geprägte Stadtbild Dresdens zurückzuführen. Die Stadtansicht wird von Fritz Bleyl in Kreide festgehalten, von Kirchner in Holz geschnitzt und so in der Ausstellung zu sehen sein.
Fritz Bleyl, auf den die Ausstellung einen Fokus richtet, vertieft im Architekturstudium seine zeichnerischen Fähigkeiten. Ein räumlich geschulter Blick und eine präzise Linienführung prägen fortan sein Werk. Während seines Studiums besucht er regelmäßig Ausstellungen moderner Kunst. Im Frühjahr 1905, kurz vor der Gründung der Brücke, beendet er sein Studium mit der Diplomprüfung. Neben der Zeichnung und dem Aquarell wird die Druckgraphik für ihn zum wichtigsten Medium. Hiermit setzt er bedeutende Impulse für die Brücke. Viele der frühen Geschäftsgraphiken der Künstlergruppe gehen auf ihn zurück.
1907 tritt er aus der Brücke aus und wählt einen bürgerlichen Lebensweg mit Familie. Dies könnte zusammen mit dem Festhalten an seinen stilistischen Vorbildern ein Grund dafür sein, dass sein Werk heute weithin unbekannt ist.
1905: Fritz Bleyl und der Beginn der Brücke entstand in Kooperation mit den Kunstsammlungen Zwickau. Die Ausstellung ist bis zum 4. Juni im Brücke-Museum, Bussardsteig 9 zu sehen. Weitere Informationen: www.bruecke-museum.de
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