Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal April/Mai 2023
Mit seinen mehr als 1.100 Pflanzen gehört das Mittelmeerhaus zu einem der Publikumslieblinge im Botanischen Garten Berlin. Die beiden gläsernen Türmchen und die Jugendstilelemente haben es darüber hinaus längst zum Wahrzeichen der Einrichtung gemacht. Doch wer das mediterrane Gewächshaus besuchen möchte, muss sich beeilen. Denn der 1904 fertiggestellte Bau ist dringend sanierungsbedürftig. Im Spätsommer schließen sich hier für mindestens zwei Jahre die Türen.
„Nach dem Großen Tropenhaus und dem Victoriahaus ist jetzt das Mittelmeerhaus mit der Grundsanierung an der Reihe. Natürlich bedauern wir, dass wir das Haus dafür so lange schließen müssen. Aber am Ende können wir den Besucherinnen und Besuchern nicht nur einen Ort präsentieren, an dem die Vielfalt der Pflanzenwelt des Mittelmeerraums zeitgemäß vermittelt wird, sondern auch ein Mittelmeerhaus, das in Sachen Energieeffizienz auf dem neuesten Stand ist“, sagt Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin.
Die Vorbereitungen laufen längst auf Hochtouren. Die gerade drängendste Aufgabe lautet: Wohin mit den vielen Pflanzen? Dabei muss für kleine Pflanzen wie Alpenveilchen (Cyclamen persicum) eine genauso passende Lösung gefunden werden wie für die große Schmalblättrige Steinlinde (Phillyrea angustifolia). „Jedes Mal, wenn wir eines unserer Gewächshäuser schließen müssen, tut es uns in der Seele weh“, sagt Maria Malolepsy, Gartenbereichsleiterin der Kalthäuser, zu denen auch das Mittelmeerhaus gehört. „Aber glücklicherweise haben wir ja inzwischen Erfahrung mit dem Umsetzen und Auslagern der Pflanzen.“
Das große Ausräumen des Mittelmeerhauses beginnt im Spätsommer. Dabei werden einige der Großgehölze wie der etwa vier Meter hohe Kreta-Ahorn (Acer sempervirens) oder der Westliche Erdbeerbaum (Arbutus unedo) von einer Berliner Baumschule balliert und gekübelt. Das heißt, die Wurzelballen werden mit einem Spaten oder einer Ballenstechmaschine vorsichtig aus dem Boden gegraben und in einen Kübel verpflanzt. Dann kommen sie ins Überwinterungshaus. Andere, zum Beispiel die vier Meter große Steineiche (Quercus ilex), bekommen einen neuen Platz im Freiland des Gartens. Hilfreich bei dem Umzug ist, dass jede Pflanze im Botanischen Garten akribisch dokumentiert ist.
Bis Anfang kommenden Jahres muss das Mittelmeerhaus leergeräumt sein. Dann starten die Bauarbeiten und dauern voraussichtlich zweieinhalb Jahre. Direktor Thomas Borsch blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich freue mich schon jetzt, wenn wir 2027 unser neues altes Mittelmeerhaus eröffnen und den Besucherinnen und Besuchern wieder ein eindrucksvolles Bild der mediterranen Vegetation vermitteln können. Bis dahin rate ich allen: Kommen Sie noch einmal hier vorbei! Gerade wenn es draußen grau und ungemütlich ist, ist es im Mittelmeerhaus am schönsten. Hier findet sich immer ein Platz zum Auftanken, und es macht einfach Vorfreude auf den Frühling.“
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