Erschienen in Gazette Steglitz April 2023
Schwungvolle Klänge hallen durchs abendliche Maria-Rimkus-Haus an der Gallwitzallee, übertönt von Club-Caller Michael, der mit lauter Stimme im Rhythmus der Musik die Tanzbefehle auf die Tanzfläche ruft oder sogar singt. Auch wenn die Tanzform des Square Dance auf die Besiedlung Amerikas vor über 200 Jahren zurückzuführen ist, hat sie doch bis heute nichts von ihrem Reiz verloren und findet stets neue Liebhaber. So auch beim Lankwitzer Square Dance Club „SQUARE UP´S BERLIN“, der auf ein jahrzehntelanges Bestehen zurückblicken kann. Gerade startete wieder eine neue Class nach zweimaligem Schnupperkurs, während derer 30-wöchigen Laufzeit die rund 10 neu Dazugekommenen als „Students“ den Square Dance Level „Mainstream“ erreichen können, d.h. die 69 Basis-Grundfiguren lernen und üben. An ihrer Seite weisen ihnen anfangs die „Angels“ – tanzerfahrene Clubmitglieder – den rechten Weg. Am Ende dieser kostenpflichtigen Ausbildungsrunde „Class“ steht dann im Oktober eine ebenso spannende wie heitere Graduierung, mit der man schließlich Mitglied im gemeinnützigen Verein der SQUARE UP´S werden kann. Zwar hat die aktuelle Class bereits begonnen, interessierte Einzeltänzer oder Paare mit etwas Vorkenntnis vom Square Dance können aber auf Anfrage evtl. auch jetzt noch dazukommen.
Derzeit zählt der Verein 23 aktive Mitglieder. Die Tänzer sind im Alter zwischen 39 und 87 Jahren, wobei der Altersdurchschnitt bei 66 liegt. Wie in den meisten Vereinen hofft man auch hier auf jüngeren Nachwuchs, der aus den Schnupperkursen und Classes hervorgehen könnte.
Club-Präsident Günther Löscher und Vize-Präsidentin Gabriele Joelsohn sind seit 12 Jahren im Club dabei. Wie alt der genau ist, weiß eigentlich keiner so richtig, aber über 40 Jahre gibt es ihn wohl schon. Wichtig ist für alle das Beisammensein, wie in einer Familie gehe es hier eigentlich zu, meint Vizepräsidentin Gabriele und betont: „Square Dancer feiern gerne. Alle fassen dann gemeinsam mit an und räumen hinterher auch wieder zusammen auf. Man kann sich eben aufeinander verlassen. Wir sind aber auch zu externen Veranstaltungen in anderen Berliner Square Dance Clubs unterwegs, pflegen gerne unsere Tanz-Kontakte.“ Dabei werden Tanz und Bewegung nie außer Acht gelassen. Dass man dabei viele nette Menschen trifft, ist das Sahnehäubchen obenauf. Wettbewerbe gibt es bei den SQUARE UP´S keine, dafür steht der Spaß an der Sache bei ihnen ganz vorne. Getanzt wird meist in Freizeitkleidung, schwingende Röcke und Vereinsshirts kommen hier im Club eher bei Veranstaltungen oder Präsentationen zum Einsatz.
Elemente aus den unterschiedlichen Tänzen der Einwanderer Amerikas wurden einst mit Namen versehen und dann als Figuren durch den Caller (Rufer) angesagt. Bis heute gilt dieses Prinzip. Ein guter Caller hat viel Erfahrung im Square Dance und muss fähig sein, die Tanzbefehle rhythmisch und passgenau zur Musik den Tanzenden zu vermitteln. Dabei dürfen die auf Englisch erteilten Befehle weder zu schnell noch zu langsam erfolgen, da ansonsten Stocken des Tanzflusses oder heilloses Durcheinander der Paare die Folge sind. Zusätzlicher Einfallsreichtum in der Figurenkombination machen einen sehr guten Caller aus.
Mindestens vier Paare und ein Caller sind zum Square Dance notwendig, wobei die Anzahl von Männern und Frauen egal ist. Frauen können auch an Männerstelle tanzen und umgekehrt. Da aber meist die Frauen in der Überzahl sind, werden sie bei SQUARE UP´S mit einer rot-weißen Kordel gekennzeichnet, sobald sie in der Männerposition tanzen.
Paarweise stellen sich die Tanzenden an der Seite eines gedachten Quadrates (square) auf, tanzen die vom Caller in bunter Choreographie-Mischung angesagten Figuren. Dabei ist es das Ziel, die durch die verschiedenen Figuren durcheinandergewirbelten Tänzer zum Tanzende wieder an ihre Ausgangsposition zu bringen.
Die Musik ist vielfältig, Westernsongs, Rock und Pop, aber auch Schlager gehören zum Repertoire, schwungvoll und lebendig sollte es sein. Komplizierte Tanzschritte kommen nicht vor, vielmehr macht auch hier die Übung den Meister. Eine überregionale Zusammenarbeit der Caller sorgt dafür, dass Square Dance weltweit standardisiert ist, sodass man in jedem anderen Club mittanzen kann, sobald man graduiert ist, d.h. den entsprechenden Level – meist das Mainstream-Programm – beherrscht.
In Berlin gibt es derzeit 16, in ganz Deutschland 350 Clubs. In der Berlin Square Dance Association (BSDA) sind die Clubs unserer Region lose und freiwillig mit ihren Richtlinien und jeweiligen liebenswerten Besonderheiten zusammengeschlossen, wobei immer das Miteinander oberstes Gebot ist.
Auf der Webseite der Lankwitzer SQUARE UP´S BERLIN www.square-ups-berlin.de werden die Termine für neue Classes angegeben, stehen Kontaktadressen und weitere Informationen.
Tanzort ist die Freizeitstätte Maria-Rimkus-Haus in der Gallwitzallee 53 in 12249 Berlin
Jacqueline Lorenz
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