Gazette Verbrauchermagazin

Die Pacelliallee

Eine Dahlemer Straße im Nationalsozialismus

Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal April/Mai 2023
Anzeige
Mac Hair Tanzschule TraumtänzerJuwelier Foryta UG

Die Pacelliallee – bis 1949 Cecilienallee – im schönen Dahlem gehört zu den Straßen, um die es immer wieder Diskussionen gibt. Und das aus gutem Grund. In der damaligen Cecilienallee lebten viele vermögende Juden. Für eine Familie, die Eheleute Clara und Richard Semmel aus der Hausnummer 19/21, wurde eine Stele vor ihrer früheren Villa aufgestellt, in der heute die irakische Botschaft ist. Aber auch andere, darunter die Familie Lewin in der Hausnummer 5, Familie Cramer in der Hausnummer 18, Goldmann in der Hausnummer 19 und Edelstein in der Hausnummer 44 lebten in der damaligen Cecilienallee. Insgesamt lebte dort ein besonders hoher Anteil von Menschen, die unter den Nationalsozialisten verfolgt wurden – sowohl solche, die als Juden galten als auch jene, die im Widerstand aktiv waren.

Keine Umbenennung

Sie alle wurden während des sogenannten Dritten Reichs verfolgt. Einige emigrierten und verarmten im Exil, andere wurden deportiert und ermordet. Ihre frühere Wohnstraße wurde umbenannt, sie bekam den Namen von Eugenio Maria Giuseppe Pacelli (1876 – 1958), der 1939 Papst Pius XII. wurde. Die Rolle des Kirchenmannes während der Zeit des Nationalsozialismus ist umstritten. Eine geforderte Umbenennung der Straße, beispielsweise in Golda-Meir-Allee wird es jedoch nicht geben. Dafür forderte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Steglitz-Zehlendorf vom Bezirksamt die Beauftragung eines Konzepts, um die Pacelliallee zu einer „Allee des Gedenkens und Erinnerns“ zu gestalten. Die Stele für Clara und Richard Semmel machte den Anfang.

Künftiges Gedenkkonzept

Wie könnte das Gedenken in der Allee künftig aussehen? Dieser Frage geht der Heimatverein mit seiner neuen Sonderausstellung, die, die Pacelliallee zur Zeit des Nationalsozialismus zum Thema hat, nach. Professor Dr. Stephan Lehnstaedt, Historiker und Professor für Holocaust-Studien an der Charlottenburger Dependance der amerikanisch-jüdischen Touro University wurde vom Bezirksamt damit beauftragt, ein Gedenkkonzept zu entwickeln. Fünf Studierende des Masterstudiengangs Holocaust Communication and Tolerance entwickelten gemeinsam mit dem Professor ein Konzept und forschten über die ehemaligen Bewohner der Cecilienallee.

Erste Ergebnisse für ein Erinnerungskonzept werden im Rahmen der Sonderausstellung gezeigt. Sie wird am Sonntag, den 23. April um 11 Uhr eröffnet und ist bis zum 10. September 2023 zu sehen. Heimatmuseum Zehlendorf, Clayallee 335, 14169 Berlin. www.heimatmuseum-zehlendorf.de

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2023