Die Steinbahn zwischen Potsdam und Berlin
Von der Königstraße bis Zehlendorf Mitte
Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal April/Mai 2023
Die Reise von Berlin nach Potsdam war lange umständlich – auch, nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm I. den Königsweg anlegen ließ. Er sollte als – für damalige Zeiten – schnelle Verbindung zwischen den beiden Residenzstädten fungieren. Nahe der Teltower Vorstadt war die Havel schmal und durch eine Brücke einfach zu überqueren. Der Weg führte über den Ort Neuendorff bei Potsdam und Kohlhasenbrück nach Zehlendorf. Von dort aus ging es nach Steglitz, Schöneberg und schließlich nach Berlin. Der sandige Weg war nicht gut befahrbar und in Senken bei schlechtem Wetter moorig.
Reisen für Könige
Es gab zwar schon einen Vorläufer der Glienicker Brücke – damals auch Glühnicksche Brücke. Diese erste Holzbrücke war dazu da, die Könige mit ihrem Jagdrevier in Glienicke zu verbinden. Der „Alte Fritz“ war sehr leidensfähig, was seinen Reisekomfort anging. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. war nicht mehr bereit, sich auf unebenem Brandenburger Sand durchschütteln zu lassen. In Schlesien hatte er die Vorzüge guter Chausseen kennen und schätzen gelernt. Auf solchen Straßen wollte er auch von Berlin nach Potsdam fahren. So ließ der König 1789 die erste Probechaussee zwischen dem Potsdamer Tor und Schöneberg bauen. Die Aufsicht über den Chausseebau hatte der Baumeister und Architekt Carl Gotthard Langhans, der auch das Brandenburger Tor entwarf, deren Quadriga allerdings das Werk von Johann Gottfried Schadow ist.
Steine, Kies, Schotter
Der erste Abschnitt der Chaussee mit seiner Lehmdecke erwies sich als reparaturanfällig und verschmutzte durch die Hinterlassenschaften der Pferde und Fuhrwerke, die Lehm oder Dung geladen hatten und Teile der Ladung unterwegs verloren. Der nächste Abschnitt zwischen Schöneberg und Zehlendorf hatte eine andere Bauart. Die Fahrbahn war leicht aufgewölbt, sodass das Regenwasser abfließen und zugleich Verschmutzungen wegspülen konnte. Obwohl die Straße „Steinbahn“ genannt wurde, war sie nicht gepflastert. Der Unterbau bestand aus Steinen unterschiedlicher Größe. Auf diese „erste Lage“ kamen Steine, die unten spitz und oben flach gehauen wurden. Auf diese Steine kam eine dicke Schicht Kies von unterschiedlicher Körnung. Auf diesen wurden wiederum zerkleinerte Steine aufgebracht. Über diese vorläufige Straße mussten Fuhrwerke fahren, um sie zu verdichten. Nach erfolgter Verdichtung folgte die „Straßendecke“ – eine Mischung aus Schotter und Kies.
Aufwändiger Bauabschnitt
Der längste Bauabschnitt von immerhin 1,5 Preußischen Meilen (zwischen Zehlendorf und der Glienicker Brücke war zugleich der aufwändigste. Zunächst musste eine Brücke über die Verbindung vom Kleinen zum Großen Wannsee gebaut werden. Außerdem waren an den Erhebungen um den Schäferberg für Brandenburger Verhältnisse große Höhenunterschiede zu überwinden. Die Strecke wurde im November 1794 fertiggestellt. Links und rechts der 11,30 Meter breiten Fahrbahn legte man einen Bankettstreifen von 1,50 Meter Breite an, daneben verliefen Gräben, die das Niederschlagswasser aufnahmen. Auf die Bankettstreifen ließ der König seine geliebten Pyramidenpappeln pflanzen. Diese markierten schon von weitem gut sichtbar den Verlauf der Chaussee. Doch wirklichen Schutz gegen die Sonne boten sie nicht. Doch sie standen immerhin 50 Jahre, bis sie nach und nach durch Eichen ersetzt wurden. Die Eichen sind bis heute an der Straße Unter den Eichen, der Berliner Straße sowie an der Potsdamer Straße und Potsdamer Chaussee erhalten geblieben. Durch die Trockenheit der letzten Jahre und aus Altersgründen müssen viele Eichen ersetzt werden. Für die Eichen machen sich die Langhans-Gesellschaft und die Bürgerinitiative Eichentor stark, die zuletzt im vergangenen Jahr fünf gespendete Eichen pflanzten.
Zollhäuser am Wegesrand
Der Unterhalt der Chaussee war teuer und die Nutzung deshalb auch nicht kostenlos. Entlang der Straße gab es Schlagbäume, an denen Wegezoll erhoben wurde. Später wurden Chaussee-Einnehmer-Häuser gebaut, in denen die Geldeinnehmer mit ihren Familien lebten. Königliche Wagen und angehörige der königlichen Familie waren von der Zahlungspflicht befreit. Kaufleute mit Pferdekarren zahlten pro Pferd und Meile einen Groschen, leere Wagen je Pferd 3 Pfennige. Für Schaf- und Schweineherden wurden 6 Pfennige je 10 Tiere fällig und Reiter bezahlten 3 Pfennige.