Erschienen in Gazette Steglitz April 2023
Die Ausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Sandra Vásquez de la Horra (* 1967 in Chile) präsentiert ca. 40 Arbeiten aus den vergangenen 20 Jahren. Sandra Vásquez de la Horra erstellt vor allem mittel- und großformatige Zeichnungen und Papierarbeiten in Mischtechnik, die sie anschließend in Wachs taucht, woraus ein semitransparenter Effekt und eine plastische Anmutung resultieren. Zunehmend geht sie mit leporello- und hausartigen Objekten in der gleichen Technik ins Dreidimensionale. Die Wachsschicht intensiviert die oft surreale Wirkung, die sich zum einen aus der expressiven Darstellung der Figuren und weiteren Bildmotive ergibt und zum anderen aus dem komplexen Inhalt.
Wichtige Impulse gehen aus von ihrem Herkunftsland Chile mit seiner politischen, kulturellen und sozialen Geschichte, seiner Landschaft, von Literatur und im speziellen von chilenischen Autoren wie Pablo Neruda und Roberto Bolaño, von Kunst und Kunstgeschichte bis hin zur Populärkultur der Comics und Cartoons, von Religiös-Spirituellem (vom Christentum über indigene Kosmovisionen und Synkretismen wie Santeria bis hin zu aus Anthroposophie und Vedanta geläufigen Auravorstellungen), von Träumen, Märchen, Mythen. Daraus lässt ihre künstlerische Gestaltungskraft Welten entstehen, die oft magisch anmuten, doch immer erfahrungsgesättigt sind. Es handelt sich also keineswegs „nur“ um private Mythologien und Visionen, dahinter stehen kollektive Ideen wie etwa Seins- und Welterklärungen jenseits des logozentrischen Denkens und kollektive Erinnerungen wie etwa an politische und gesellschaftliche Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert, im Besonderen an die Militärdiktatur in Chile unter Augusto Pinochet.
Sandra Vásquez de la Horra – Das archetypische Ich: bis 27. August im Gutshaus Steglitz Schloßstraße 48, 12165 Berlin. Öffnungszeiten: Mo – So von 10 bis 18 Uhr, geschlossen am: 4.4./3.5./6.6./4.7. und 1.8. Der Eintritt ist frei.
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