Erschienen in Gazette Zehlendorf Mai 2023
„Hurra, wir bekommen eine neue Schule“, freut sich Umay und nutzt mit ihren Freunden gleich die Klettergeräte, die vor dem frisch entstandenen Schulgebäude der ersten evangelischen Grundschule Zehlendorfs kleine Leute zum Klettern und Spielen einladen. Bei der Schlüsselübergabe am 31. März waren sie, die „kleinen Füchse“, als Erstklässler mit ihrer Englisch-Lehrerin Dr. Irene Sibbing-Plantholt dabei und konnten das „Freizeitangebot“ ihres künftigen Lernortes aktiv erkunden. Noch werden sie am Ausweich-Quartier gegenüber unterrichtet, doch nach den Sommerferien geht’s dann für sie inzwischen als Zweitklässler in den Neubau der evangelischen Grundschule Zehlendorf an der Ludwigsfelder Straße 30, zu denen sich neben den bestehenden Klassen dann auch die neuen Erstklässler gesellen werden. Insgesamt sechs Klassen beleben dann den neuen Lernort, der zu Schulbeginn auch im Innenausbau fertig und eingerichtet sein wird.
Zur feierlichen Schlüsselübergabe begeisterten die kleinen Füchse die Gäste mit einstudierten Standbildern, die Schlüssel, Schloss und das, was dahinter liegt, spielerisch thematisierten: Eine Grundschule, die für alle da ist, alle mit einbezieht, und in der das WIR-Gefühl festes Fundament ist. Offen stehen die Schultüren bis zur sechsten Klasse rund 300 Schulkindern, welchen religiösen, kulturellen und sozialen Hintergrund auch immer sie haben. Mitspracherecht für alle – Lernende, Eltern, Lehrkräfte, Träger und Fördernde gleichermaßen – wird hier angestrebt. Der finanzielle Beitrag ist gestaffelt je nach Einkommen. Der Mindestsatz beträgt 30 Euro. Familien, die soziale Transferleistungen wie etwa Bürgergeld erhalten, sind davon befreit.
Baulich sind mit dem Schulgebäude, das sich nach vielen Seiten öffnet, beste Voraussetzungen für ein offenes Miteinander geschaffen worden. Dank gelungener Teamleistung vom Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf als Bauherrn und der zum Träger der Grundschule bestimmten „Schulstiftung in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO)“ sowie dank fundierten Fachwissens des Architektenbüro Bollinger + Fehlig und vieler ehrenamtlich tätiger Involvierter konnte der Bau gut durchdacht entwickelt und in nur zwei Jahren fertiggestellt werden. Mit bereits 32 in Berlin und Brandenburg unter ihrer Trägerschaft stehenden Schulen bringt die EKBO als Mieter der ersten evangelischen Grundschule Zehlendorf wichtiges Knowhow für den sensiblen Bildungsbereich mit.
Und so überreichte dann auch Superintendent Dr. Johannes Krug, der bekannt für sein Engagement für junge Menschen ist, den Schlüssel zum Schulschloss an EKBO-Vorstandsvorsitzenden Frank Olie. Der bezeichnet diesen neuen Ort der Bildung als besonderen Glücksfall und gab den Schlüssel sogleich vertrauensvoll weiter an die zukünftige Schulleiterin Yvonne Barckhausen, Ehefrau des Präses der Kreissynode Felix Barckhausen.
Die Pädagogin ist voller Vorfreude auf den für August geplanten Umzug von insgesamt sechs Klassen in den Neubau, in dem laut Johannes Krug alles wachsen, gedeihen und blühen soll, und in dem er auch die umliegenden Gemeinden vertreten sehen will. Gemeinsam dieses Schulgebäude im Sinne und mit dem Zutun aller Beteiligten weiterzuentwickeln und zu beleben, wünsche er sich und betont: „Endlich haben wir in Zehlendorf ein evangelisches Angebot für Grundschulklassen. Ich freue mich, dass wir der Schulstiftung nun ein so innovatives Gebäude übergeben können. Auch künftig möchten wir mit der Grundschule in unserem Kirchenkreis eng zusammenarbeiten.“ Die im Schlüsselring eingravierten Worte ‚Der Herr segne und behüte Dich auf all Deinen Wegen‘ mögen dabei alle erreichen.
Wichtiger Schwerpunkt ihrer Lehrtätigkeit ist den sechs Pädagogen der Grundschule neben dem Vermitteln von Theaterpädagogik und Nachhaltigkeit das Lehren digitaler Kompetenzen. Es besteht bereits eine Kooperation zum Deutschen Theater, und der ins Foyer mündende, durch moderne Wandtechnik in seiner Größe variierbare Theatersaal bietet multifunktionale Möglichkeiten für Veranstaltungen und Vorführungen, kann aber auch als moderne Aula genutzt werden.
Das rund 3.000 Quadratmeter große zweigeschossige Schulgebäude mit Ganztagskonzept und Hort bietet viel Tageslicht, Bewegungsfreiraum und hält mit allen Sinnen Verbindung zur grünen Umgebung. Drei helle Lernhäuser unter warmen Deckenholzbalken bieten im Obergeschoss jeweils vier Klassen und ein Atelier zum gemeinsamen Lernen. Fenster der Klassen hin zum Gemeinschaftsraum unterstreichen Offenheit und bieten Transparenz. Wie Frank Olie von der EKBO beschreibt, steht dies für die beabsichtigte Öffnung dieser Schule nach vielen Seiten: zur Natur, zu den Nachbarn und in die Stadt hinein. So bilden hier innen, außen, analog und digital, einzeln und gemeinsam ein Ganzes.
Zentral zwischen den Treppen liegt die Bibliotheks- und Spiellandschaft mit Lernecken und Rückzugsmöglichkeiten. Gesprächsecken für Eltern und Pädagogen liegen abgeschirmt, aber dennoch offen zugänglich, die Mensa macht Appetit auf mehr. Und im Raum der Stille wird ein besonderes Lichtkonzept Ruhe und Entspannung für Andacht oder persönliches Gespräch vermitteln.
Die naturwissenschaftlichen Lernräume öffnen sich für praxisnahes Lernen zum seit Jahren bestehenden Ökogarten hin: Mit-Initiator dieses 1981 von der Ökologie-Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde „Am Buschgraben“ gegründeten Kunstbiotops auf dem Gelände der Kirchengemeinde war deren Kreis-Pfarrer für Behinderte Dr. Gerhard Borné, Odenländer und Naturversteher durch und durch. „Gärtnern ohne Gift“ und inklusives Miteinander wurden hier vorbildlich entwickelt. Nun unterstützen die ehemaligen Gartenbetreiber die Schüler bei deren Gartenarbeit, welche schon heute den Töpfen der geplanten Freiküche manch knackige Möhre und gänzlich unbelasteten Salat verspricht.
Bei der Schlüsselübergabe eher bescheiden im Hintergrund hielten sich zwei nicht ganz unwichtige Personen: Das diplomierte Urban-Art-Duo Various & Gould, das seine Liebe zur Arbeit im öffentlichen Raum und zu sozialrelevanten Themen bekennt und vielerorts in der Kunstszene kreativ unterwegs ist, wird der noch etwas blassen Schulfassade zur Straße hin mit Pinsel und Sprühdose ein aussagekräftiges Gesicht verleihen: Mit Friedenstaube, Kreuz-Symbol auf den zweiten Blick, die Arche-Noah-Thematik aufgreifend und zum Schulkonzept passend. – Den abgebildeten Händen standen übrigens die Kinderhände von Sohn Nelio Porträt, der in die erste Klasse geht.
Farbtöpfe stehen vor der Schule parat, sodass es mit wärmeren Temperaturen ans Werk gehen kann, um mit fertigem Fassadenbild die Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien im neuen Schulhaus gebührend begrüßen zu können.
Bewerbungsformular für evtl. noch freie Schulplätze und weitere Informationen unter www.ev-schule-zehlendorf.de
Jacqueline Lorenz
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