Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Juni 2023
Liebe Leserinnen und Leser,
„Bunt verbindet“ die Menschen im Kiez. Bunt steht nicht nur für die Vielfalt der Farbenpalette, sondern auch für das Miteinander unserer Bürgerinnen und Bürger, ob mit oder ohne Behinderung. Was lag also näher, als ein fröhliches Straßenfest unter genau diesem Motto zu feiern? Bei strahlendem Sonnenschein stimmte am 5. Mai auch die Kulisse: Den Aktionstag 2023, der als Europäischer Protesttag alljährlich für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen eintritt, haben wir vor dem Rathaus Zehlendorf ausgelassen gefeiert und ein sichtbares Zeichen für Inklusion gesetzt. Besonders dankbar bin ich dem Aktionsbündnis, zu dem sich die Träger der bezirklichen Behindertenhilfe zusammengeschlossen haben. Sie haben das Fest durch ihre Markstände und zahlreiche Mitmachaktionen ebenso bereichert wie die Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne.
Veranstaltungen wie diese tragen maßgeblich dazu bei, Menschen für ein zentrales Anliegen zu sensibilisieren: nämlich Inklusion und Barrierefreiheit als Querschnittsaufgabe und gesamtgesellschaftliche Herausforderung auf allen Ebenen zu begreifen. Es bleibt Aufgabe des Staates, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass behinderte Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Mir ist es wichtig, dass wir als kommunaler Arbeitgeber auf der Landes- und Bezirksebene mit gutem Beispiel vorangehen, zum Beispiel indem wir eine durchgängig barrierefreie Internetpräsenz bereitstellen. Wenn wir von Inklusion und Barrierefreiheit sprechen, tangiert das die unterschiedlichsten Bereiche: Wohnen, Ausbildung, Arbeit, Freizeit, Pflege und Mobilität.
Mein besonderer Dank gilt der BVG, die auch in diesem Jahr am Rande des Festes wieder ein Mobilitätstraining zur barrierefreien Nutzung von Bussen und Bahnen angeboten hat. Es ist schön zu wissen, dass alle an einem Strang ziehen. Zwar sind wir längst noch nicht am Ziel, haben aber die richtige Richtung eingeschlagen. Das gesellschaftliche Bewusstsein für dieses Anliegen wächst stetig, hier gibt es kein Zurück mehr. Berlin ist vom 17. bis 25. Juni Gastgeber der „Special Olympics“ der geistig und mehrfach behinderten Athletinnen und Athleten. Ich bin froh, dass unsere Stadt der Welt bei dieser Gelegenheit ihr inklusives Gesicht zeigen kann.
Menschen mit Behinderung möchten mobil sein und sich möglichst barrierefrei von A nach B bewegen. Das gilt selbstverständlich auch im Zusammenhang mit dem in einigen Jahren geplanten Neubau der Eisenbahnüberführung Teltower Damm. Besonders zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr oder vor Schulbeginn verwandelt sich der bislang einzige Bahnsteigzugang an der Ostseite in ein Nadelöhr. Abhilfe tut not, Fahrgastströme müssen entzerrt werden. Absolute Priorität hat für mich deshalb die Schaffung eines zusätzlichen Westzugangs an der Machnower Straße und am Postplatz – und dies so schnell wie möglich. In der BVV Steglitz-Zehlendorf herrscht in dieser Frage parteiübergreifender Konsens und auch in der Bevölkerung findet sich breite Unterstützung.
Eines ist klar: Wir werden den Bürgerinnen und Bürgern einige Zumutungen abverlangen müssen. Durch den Brückenneubau und die mittelfristige Anbindung des Bahnhofs Zehlendorf an das Regionalbahnnetz ist über Jahre eine Dauerbaustelle zu erwarten. Es ist mir wichtig, dieses Großprojekt nicht gegen, sondern mit den Bürgerinnen und Bürgern anzugehen. Deshalb stimmt sich das Bezirksamt eng mit allen Beteiligten ab: mit der Bürgerinitiative Zehlendorf, mit dem neuen Senat, mit der Deutschen Bahn. Die Interessen von pendelnden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Schülerinnen und Schülern, von Radfahrern, Fußgängern und allen anderen Verkehrsteilnehmern müssen klug gegeneinander abgewogen werden.
Ich möchte, dass der Westzugang in jedem Fall vor dem Brückenneubau an der Ostseite verwirklicht wird. Dass sämtliche Baumaßnahmen der Barrierefreiheit Rechnung tragen müssen, steht außer Frage. Langfristig soll ein Bahnhof Zehlendorf entstehen, der als attraktiver Ort zum Verweilen einlädt und für alle Ankommenden das Gefühl erzeugt: hier lässt es sich gut und sicher leben!
Ihre
Maren Schellenberg
Bezirksbürgermeisterin
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