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Von der Kita-Bühne auf die Bühne des Lebens

1. „Bewegte Kita“ im Bezirk

Mit großem Herzen für die Kleinsten dabei: (v.l.n.r.) Alexandra, Sarah und Tanja.
Mit großem Herzen für die Kleinsten dabei: (v.l.n.r.) Alexandra, Sarah und Tanja.
Erschienen in Gazette Steglitz Juni 2023
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Die Fahrenheitstraße in der Thermometersiedlung ist bekannt für ihre Mehrfamilienhäuser und hohen Plattenbauten, in denen zahlreiche Familien mit Kindern leben. Zu Füßen der Hochhäuser liegt inmitten von viel Grün ein Wohlfühlort, der für Kita-Kinder unterschiedlichster kultureller Herkunft ein wahres Paradies ist und mit eigener Theaterbühne und extra Sportraum den Grundstock für ihr gesundes und erfüllendes Leben legen will:

Die Kinder & Wir-Kita (KiWi-Kita) in Lichterfelde Süd ist die erste zertifizierte „Bewegte Kita“ im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, in der Bewegung und kreative Theater-Arbeit die Schwerpunkte der konzeptionellen Ausrichtung sind. Im März 2023 nahm die Trägerleitung Tanja Amelitschkin dieses mit Unterstützung des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf sowie der Deutschen Olympischen Gesellschaft Berlin verliehene Zertifikat entgegen. Die seit September 2016 sehr aktive Kita arbeitet seit 2017 in erfolgreicher Tandemarbeit von Erziehern und Sportlehrern mit dem Verein SPORTKINDER BERLIN zusammen.

Mehrmals wöchentlich werden die Kita-Kinder in Bewegung gebracht. Rund 30 Leute umfasst das Team, das von Montag bis Freitag in der Zeit von 7.30-16.30 Uhr für 133 Kinder da ist. Eigenes männliches und weibliches Personal sowie externe Fachkräfte mit Erziehern, Theaterpädagogen, Entspannungstherapeuten und Sportlehrern bieten umfassende Betreuung der kleinen Leute. Regelmäßige Weiterbildung der Kitafachkräfte im Bereich Bewegungsförderung ist dabei selbstverständlich, Eltern werden in die Sportaktivitäten und in Erziehungsfragen der Kita eingebunden, z. B. über Kitafeste und Elternabende. Zu benachbarten Schulen wie der Mercator-Grundschule besteht guter Kontakt, sodass die Kita deren Turnhalle nutzen darf. Trägerin Tanja Amelitschkin setzt zugunsten der Jüngsten auf ein zeitgemäßes Kita-Konzept sowie auf intensive Vernetzung mit dem Quartiersmanagement und auf instruktive Trägertreffen.

Viel Bewegung(sraum) für U3 und Ü3

An diesem Mittag sind die „KiWis“ gerade mit dem Essen fertig, nun sitzen sie mit winzigen Zahnbürsten in den Händchen im Kreis, mit sauberen Zähnchen geht´s dann in den Mittagsschlaf. Im Schlafsaal erwarten die müden Kleinen wahre Zwergen-Liegen.

Die leicht wechselbaren Auflagen hat Kita-Leiterin Tanja Amelitschkin passgenau anfertigen lassen, wie sie erklärt. Die Diplom-Kauffrau und Mutter zweier Kinder – technisch in der Kita von ihrem Mann unterstützt – weiß nur zu gut, worauf es für eine ebenso sichere wie kindgerechte Betreuung ankommt: U.a. hat sie die Türfalzen mit Stoffbahnen sichern lassen, damit übereifrige Kinderhändchen sich nicht darin klemmen. Noch bis vor Kurzem konnten bis zu 121 Kinder in der Kita untergebracht werden, nach der Erweiterung im vergangenen Jahr können nun in den hellen freundlichen Räumen 133 KiWis im Alter zwischen 10 Monaten und drei Jahren im U3-Krippenbereich und zwischen drei und sechs Jahren im Ü3-Elementarbereich betreut werden. Arbeits- und Schlafräume, Gruppenräume, Erzieherraum, Büro, Aktionsraum mit verstellbarer Trennwand. Und dann ist da der große Sportraum: Mit Matten, Kletterwand und Spielgeräten für die Jüngsten.

Zum Nutzen kindlicher Individualität

Kita-Leitung Tanja und ihre Kolleginnen Alexandra und Sarah haben sich in die Ruhe des Sportraumes zurückgezogen, Vieles gibt es zu besprechen, ihr Aufgabengebiet ist groß. Da gilt es Elterngespräche vorzubereiten, zu vermitteln, zu telefonieren, zu dokumentieren. Während Sarah den Krippenbereich leitet, ist Alexandra für den Elementarbereich zuständig.

Die Drei sind sich einig: „Bewegung bildet die Grundlage, um gut zu lernen.“ Und so wird nicht nur in den Räumen Bewegung großgeschrieben. Draußen wartet ein Naturspielplatz, und der nahe wilde Grünstreifen-Wald bietet reichlich Möglichkeiten, um auf Bäume zu klettern, durch Büsche zu streifen und Naturerfahrungen zu sammeln. Wöchentlich bietet der Verein SPORTKINDER BERLIN zusätzliche Fortbildungsmöglichkeit für die vorhandenen Sportlehrer. „Da lernen die Pädagogen in Sachen Sport noch einiges dazu – und umgekehrt“, betont Tanja. Zusätzliche Sportangebote des Vereins können Kinder, die das möchten, nach Anmeldung durch ihre Eltern nutzen.

Viel Wert gelegt wird auch auf den Coaching-Bereich, der durch die versierte Coachin Anne Erziehende und Eltern gleichermaßen erreicht: Beispielsweise über die noch junge Spielgruppe, die auch neu Zugezogenen anspricht. In deren ungezwungener Atmosphäre fällt es leichter, sich zu öffnen. „Wir wollen mit den Eltern zusammenarbeiten“, ist das gemeinsame Ziel der Kita-Mitarbeitenden. Alexandra betont, dass sie die Elterngeneration im Wandel befinde: So ist seit etwa einem Jahr ein größeres Engagement der Eltern spürbar, besteht ein größeres Interesse an Elternabenden. Die Eltern finden sich nach Corona und Kriegsnachrichten neu. – Gute Voraussetzungen für eine gelungenen Erziehungspartnerschaft zum Nutzen kindlicher Individualitäts-Entfaltung.

Kinder machen für Kinder Theater

Um ihre Kreativität, ihren Ideenreichtum noch vor Eintritt ins Schulalter zu fördern, bietet die bewegte KiWi-Kita bereits den Allerjüngsten die Möglichkeit, sich mit der Darstellenden Kunst vertraut zu machen – auf eigener Bühne mit Vorhang, Bühnenbild und Mitmachmöglichkeit. Spielen, Lernen, Träumen stehen dabei im Mittelpunkt.

Als Kita-Trägerin Tanja Amelitschkin das TUKI-Konzept „Theater & Kita“ kennenlernte, war sie fasziniert von dem Gedanken, dieses Konzept auch in ihrer Kita anzuwenden; mit dem Ziel, den Kindern Theaterpädagogik als ästhetische Bildung im Kita-Alltag fest zu verankern und dafür verbindliche Strukturen zu schaffen. Doch aus eigenen Reihen war die Realisierung dieser Idee schwierig, wie Tanja erklärt: „Das Bewusstsein dafür musste erst entwickelt werden.“ TUKI mit seinem reichen Erfahrungsschatz für Figurentheater, musikalisch, rhythmisches Theater und für vielfältige Theater wurde also beratend hinzugeholt. Nachmittägliche Theater-AGs wurden angeboten und von allen Kita-Mitarbeitenden gut angenommen. Die Kinder wuchsen unter den Theaterpädagogen schnell in das Format hinein. Sogar die Krippen-Küken von Sarah lernen schon mit den ersten Schritten Tanzpädagogik kennen. Aus der Kreativität der Kinder werden nun auf der Kita-eigenen Bühne Stücke geschaffen und zur Verabschiedung der Vorschüler aufgeführt. Sogar ein KiWi-Kita-Song ist entstanden, und in Planung ist ein großes Kulturprogramm mit von außerhalb eingeladenen Künstlern und verschiedenen Stücken.

Als engagierte Netzwerkerin ist Tanja da ganz in ihrem Element, „Bewegte Kita“ gilt inzwischen auch für den Theaterbereich: Kinder von anderen Kitas werden eingeladen, Kontakte zwischen Schulen, Theatern und Kitas geknüpft. An einer Kooperation interessierte Schulen können sich gerne bei Kita-Geschäftsführerin Tanja Amelitschkin melden.

Kinder & Wir

„Als die Kiwi-Kinder spontan für einen Erzieher ein Stück aufführten war das begeisternd und berührend zugleich“, verrät Tanja am Ende unseres Gesprächs. Sie, die mit elf Jahren aus Osteuropa nach Deutschland kam, und schon als Kind den Wunsch hatte, für einsame Kinder ein Kinderheim zu eröffnen, hat in Lichterfelde Süd mit ihrer barrierefreien, für jegliche Inklusion offenen KiWi-Kita ihren Traum verwirklicht. Doch der scheint noch längst nicht ausgeträumt: „Ich möchte neue Wege gehen, bin für pädagogische Entwicklung stets offen“, betont die Kita-Trägerin, die sich die Eröffnung weiterer, mit ausreichend passender Außenfläche versehener Kitas durchaus vorstellen kann.

Jacqueline Lorenz

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