Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Juli 2023
Im Zuge der geplanten Umbauten am Bahnhof Zehlendorf und der Schaffung eines zweiten Zugangs zum Bahnhof gibt es Bedenken wegen der möglichen Auswirkungen auf die Umgebung, insbesondere auch auf den Einzelhandel vor Ort während der Bauphase. Nachstehend nehmen die Fraktionen und die fraktionslosen Bezirksverordneten in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf zu diesem Themenkomplex Stellung.
René Rögner-Francke, Bezirksverordnetenvorsteher
Die Brücken über den Teltower Damm am S-Bahnhof Zehlendorf sind baufällig und müssen ausgetauscht werden. Dabei soll auch auf der Westseite des S-Bahnhofs am Teltower Damm ein Zugang geschaffen werden. Möglicherweise kann weiter westlich eine Unterführung mit Zugang zur Bahn zwischen Machnower Straße und Platz vor der ehemaligen Post im Zuge der Bauarbeiten geschaffen werden. Ist dies nicht möglich, wird diese später geschaffen. Grüne, SPD und FDP wollen den Ausgang auf der Westseite des S-Bahnhofs am Teltower Damm nicht. Wir wollen ihn. Grüne, SPD und FDP befürchten – bisher ohne für uns nachvollziehbare sachliche Grundlage – eine monatelange Sperrung des Teltower Damms unter der Brücke. Wir setzen uns dafür ein, dass die Sperrung für den Autoverkehr jeweils so kurz wie möglich (Einbau der neuen Brücken) erfolgt, ohne temporäre Sperrung wird es nicht gehen. Der Fußgängerverkehr unter der Bahn ist jedenfalls gewährleistet. Für die Zeit der Bauarbeiten sollte zusätzlich Parkraum in Zehlendorf ausgewiesen werden, damit das Einkaufen attraktiver wird, das wollen zumindest die Grünen aber wieder bestimmt nicht.
Torsten Hippe
Der S-Bahnhof Zehlendorf und seine Umgebung sind stark frequentiert – Veränderungen hier sind für den Geschäftsstandort bestimmend. Obwohl wir hier seit vielen Jahren für einen Zu- und Durchgang UNTER der S-Bahntrasse zwischen Postplatz und Machnower Straße werben, haben Senat und Bahn die lange Zeit nicht genutzt. Erst jetzt wird geprüft, ob ein solcher Ausgang bei den kommenden Baumaßnahmen gleich mit errichtet werden kann. Dabei stellt dieser Ausgang eine wesentliche Verbesserung des Zugangs dar. Wird er zeitlich vorgezogen gebaut, kann Chaos und Schaden für den Geschäftsstandort verhindert werden. Busse können weiterhin von Nord und Süd die wichtigen Umstiegspunkte anfahren, die Geschäfte und das Rathaus werden so weiterhin gut angebunden. Gute Planung wäre es, den Regionalbahnsteig gleich zu bauen und so die S-Bahn in der jahrelangen Bauzeit im 10-Minuten-Takt durchführen zu können. Die Baustellen-Zufahrt und -Einrichtung darf nicht zum Schaden des Geschäftsstandortes angelegt werden und sollte daher über und auf Bahnflächen erfolgen – ohne Rodung von 13 Bäumen in der Hampsteadstraße, wie aktuell geplant. Die Umfahrung der mehrmonatigen Straßensperrungen muss so geschehen, dass Busse nicht in den Pkw-Dauerstau geraten. Die Planung muss stark verbessert werden. Das muss das Ergebnis der Bürgerbeteiligung sein!
Bernd Steinhoff
Die Zehlendorfer S-Bahnbrücke wurde 2019 durch einen Lastwagenunfall stark beschädigt. Seitdem gibt es einen Notbetrieb. Die Bauzeit wird mindestens vier Jahre dauern – mit monatelangen Totalsperrungen und Teilsperrungen. Die S-Bahn soll im 20 Min.-Takt fahren. Busse werden umgeleitet. Besonders betroffen sind die SchülerInnen der Schadowschule und der Drosteschule sowie die Gewerbetreibenden. Der Zugang wird erschwert durch den Baustellenverkehr. Hinzu kommt, dass fast gleichzeitig der Um- und Neubau des Rathauses stattfindet. Der Weg zum Geschäftszentrum Teltower Damm wäre jahrelang versperrt. Zugangswege für die Angestellten wären langwierig. Den zweiten Zugang unter der Brücke sehen wir kritisch, da die Straße durch die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude nicht stark erweitert werden kann und es dadurch zu Gefahren kommen wird. Die SPD fordert einen barrierefreien Zugang am Postplatz bevor die Brücke abgerissen wird. Dieser Zugang wird vom Bezirk und vielen BürgerInnen seit Jahren gefordert. Wenn das 2. Gleis zu Anfang mitverlegt wird, könnte die S-Bahn zweigleisig fahren. Wir hoffen auf ein Einsehen des Senats und der DB.
Juliana Kölsch
Auf Initiative der Freien Demokraten bittet die BVV das Bezirksamt zu prüfen, welche Ersatzstandorte es für den Wochenmarkt in Zehlendorf-Mitte geben könnte, wenn ab 2026 die Bauarbeiten am S-Bahnhof Zehlendorf starten. Aufgrund der Brückenerneuerung wird es auf Jahre nicht nur zu erheblichen Beeinträchtigungen für sämtliche Verkehrsteilnehmer kommen, sondern während der Anlieferung und Lagerung von Baumaterial und schwerem Gerät rund um den Bahnhof wird es auch schwierig, den beliebten Wochenmarkt am Kleinen Teltower Damm fortzuführen. Damit dieser auch in Zukunft weiterbesteht, soll bereits jetzt nach Ausweichstandorten in Zehlendorf-Mitte gesucht werden. Während der monatelangen wiederholten Vollsperrungen soll für Bürgerinnen und Bürger möglichst auch die Querung der Gleisanlage weiterhin möglich sein – diese benötigen täglich Schülerinnen und Schüler von Droste- und Schadow-Gymnasium. Daher hat die BVV erneut bekräftigt, dass noch vor Baubeginn ein Durchgang an Postplatz und Machnower Straße geschaffen werden muss. So wollen wir zudem sicherstellen, dass auch der Handel nicht zu sehr unter den Baumaßnahmen leidet.
Mathia Specht-Habbel
Die Planungen für den Umbau des S-Bahnhofs Zehlendorf sind nicht so bürgerfreundlich, wie sie seien sollten. So will die Deutsche Bahn die Geschäfte im Fußgängertunnel schließen. Aber die Gemüse-, Obst- und Blumenläden beleben die Unterführung. Sie werden von den Zehlendorfern geschätzt, und das Verkaufspersonal erhöht durch seine Präsenz die Sicherheit im Fußgängertunnel. Die Geschäfte sollten erhalten bleiben. Ein weiterer Punkt: Der Bahnsteig B soll abgerissen werden. Auch das ist nicht sinnvoll. Im Berliner Umland wachsen die Wohngebiete. Der Bahnsteig könnte für eine zusätzliche S- oder Regionalbahnlinie genutzt werden. Und schließlich ist noch immer nicht klar, ob und wann ein dritter Zugang zum S-Bahnhof in Höhe des Postplatzes / Machnower Straße entsteht. Wichtig ist auch, dass es während der Bauarbeiten nicht zu einer längeren Sperrung des Teltower Damms für Pkw und Busse kommt. Viele Geschäfte müssten andernfalls schließen. Eine solche Katastrophe für Zehlendorf-Mitte gilt es zu verhindern. Als AfD werden wir darauf achten, dass in diesen wichtigen Punkten die Interessen der Bürger berücksichtig werden.
Peer Döhnert
Zehlendorf Mitte wird sich in den kommenden Jahren verändern – die Umbauten am S-Bahnhof gehören dazu. DIE LINKE. plädiert dringend für ein Gesamtkonzept. Voraussetzung dafür wäre, dass alle Akteur*innen an einen Tisch geholt werden und die inhaltlichen Planungen der Einzelprojekte (u. a. auch Rathaussanierung und -neubau, Verkehrskonzept) gut auf – und miteinander abgestimmt werden im Rahmen eines Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK). Auch die Gewerbetreibenden und Anwohnenden müssen in koordinierten Beteiligungsformaten miteinbezogen werden. Die aktuelle Antwort der Senatsverwaltung auf eine Anfrage der LINKEN im Abgeordnetenhaus (Drucksache 19 / 15 544) jedoch lässt befürchten, dass die eine Hand wieder mal nicht weiß – oder wissen will? – was die andere tut: Das Bezirksamt hat noch keine Pläne für ein Beteiligungsverfahren, die Deutsche Bahn wird erst im Herbst 2023 mit öffentlichen Veranstaltungen beginnen und die BI Zehlendorf hat derweil bereits mit viel Expertise gute Ideen entwickelt. Wir erwarten vom Bezirksamt, dass es die Regie im Verfahren übernimmt, um jahrelanges Chaos in Zehlendorf zu verhindern.
Dr. Egginger-Gonzalez
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