Erschienen in Gazette Charlottenburg Juli 2023
Einer der einflussreichsten Naturwissenschaftler seiner Zeit war Hermann Helmholtz (1821 – 1894), der wichtige Beiträge zur Forschung leistete. Er wurde so geschätzt, dass er sich ab 1883 „von Helmholtz“ nennen durfte. Heute tragen Forschungszentren und -institute seinen Namen.
Helmholtz kam in Potsdam zur Welt. Von seinem Vater, Direktor des Gymnasiums „Große Stadtschule“ wurde er schon früh in Philosophie, alten und neuen Sprachen unterrichtet. Mit 17 entwickelte er ein großes Interesse an der Physik. Diese galt damals allerdings als brotlose Kunst. So studierte er in Berlin Medizin und arbeitete nach erfolgreichem Abschluss und Promotion für ein Jahr an der Charité.
Das Studium verpflichtete ihn zu einem achtjährigen Dienst als Militärarzt. Allerdings wurde er auf Empfehlung des Forschungsreisenden Alexander von Humboldt frühzeitig entlassen und unterrichtete an der Berliner Kunstakademie Anatomie. 1848 nahm er eine Professur für Physiologie in Berlin an. Ein Jahr später wurde er nach Königsberg berufen. Da seine an Tuberkulose erkrankte Frau das dortige Klima nicht vertrug, ging die Familie 1855 nach Bonn und anschließend nach Heidelberg.
1870 zog Helmholtz mit seiner zweiten Frau – die erste Frau war mittlerweile verstorben – und den Kindern zurück nach Berlin, wo er das Ordinariat an der Friedrich-Wilhelms-Universität übernahm. Heidelberg ließ ihn ungern ziehen, da der Wissenschaftler mittlerweile als einer der größten und vielseitigsten Denker und Forscher galt. Helmholtz wurde zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen ernannt. Scherzhaft nannte man ihn in Anlehnung an Otto von Bismarck den „Reichskanzler der Physik“. 1883 wurde aus Hermann Helmholtz, der für seine Verdienste um die Wissenschaft geadelt wurde, Hermann von Helmholtz. Von nun an durfte die Familie ein Wappen führen. Es zeigt neben mittelalterlichen Turnierhelmen und einem silbernen Löwen drei Eidechsen, die auch auf dem Wappen der Familie seiner Ehefrau, einer geborenen von Mohl, zu sehen sind.
1888 war er der erste Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Charlottenburg. 1894 starb er nach einem Schlaganfall und wurde in Wannsee auf dem Friedhof an der Lindenstraße beerdigt. Das Grab ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin. Seine Leistungen blieben – er verfasste viele Schriften, erfand und konstruierte das Ophtthalmometer, mit dem die Oberflächenkrümmung des Auges gemessen werden kann, entwickelte eine mathematische Theorie zur Erklärung der Klangfarbe durch Obertöne, erfand die Helmholtz-Spule, den Helmholtz-Resonator und vieles mehr.
In Charlottenburg erinnert eine Gedenktafel an der früheren Physikalisch-Technischen Reichsanstalt an den Wissenschaftler. Mehrere Straßen, ein Mondkrater, ein Marskrater und ein Asteroid wurden nach ihm benannt. In Wannsee ist das Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie, mit dem Lise-Meitner-Campus, früher Hahn-Meitner-Institut, vertreten.
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