Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf August 2023
Es ist Sommer und viele Sonnenhungrige suchen Erholung an den zahlreichen Seen im Südwesten Berlins. Dies tun die Erholungssuchenden auf vielfältige Weise und viele nehmen auf andere Rücksicht und achten auf bestehende Regeln. Es gibt aber auch jene, die diese Regeln zum Schutz ihrer Mitmenschen und der Natur missachten oder sich aus Übermut überschätzen. Offenes Feuer, Vermüllung und zu viel Alkohol sind häufig die negativen Begleitumstände. Nachstehend nehmen die Fraktionen und fraktionslose Bezirksverordnete der BVV-Steglitz-Zehlendorf zu diesem Themenkomplex Stellung.
René Rögner-Francke, Bezirksverordnetenvorsteher
Die Schönheit unserer Seenlandschaft zieht zu Recht viele Besucher an. Die Sozialisation einiger weniger lässt allerdings zu wünschen übrig, dies wurde in der Vergangenheit unter der – falschen – Flagge der „Toleranz“ hingenommen. Die Verhältnisse haben sich deswegen stetig verschlechtert: Offener Drogenhandel, Schlägereien, sexuelle Belästigung bis hin zur jüngst angezeigten Vergewaltigung einer 14-jährigen. Ein „wehret den Anfängen“ ist nicht mehr möglich, wir sind mittendrin. Es bedarf einer annähernd Null-Toleranz-Linie, um nicht weiter öffentlichen Raum für die zivile bürgerliche Gesellschaft preiszugeben und den Verwahrlosern und Gewalttätern zu überlassen. Sozialarbeit reicht nicht aus, die Polizei muss ständig zur Wiederherstellung der Sicherheit und Ordnung in Reichweite sein. Für die Brennpunkte bedarf es so lange einer Videoüberwachung, bis Ordnung und Sicherheit für alle Erholungssuchenden wiederhergestellt sind. Der Staat hat das Recht des Schwächeren vor Gewalttätern zu schützen, andernfalls kapituliert er. Wir wollen nicht, dass die Rechtschaffenden den Kriminellen weichen, auch nicht aus Sorge oder Angst. Der Aufenthalt an den Seen muss wieder Freude machen!
Torsten Hippe
Radtouren in Wäldern, Wassersport an Havel und Wannsee oder Badetourismus: Steglitz-Zehlendorfer Grün- und Wasserflächen bieten Erholung für Menschen aus dem ganzen Umland. Dabei ist es essenziell, dass wir möglichst nachhaltig mit diesen Flächen umgehen, sie erhalten und einen Ausgleich zwischen Tourismus und Natur schaffen. Das beginnt bei der Anreise mit nachhaltigen Verkehrsmitteln, betrifft Müllvermeidung in den Naturräumen und umfasst auch die Sensibilisierung für besonders sensible und geschützte Räume. Parkläufer achten auf den bewussten Umgang mit der Natur und klären Besucher darüber auf. Für den Schlachtensee und die Krumme Lanke hat in der letzten Wahlperiode die parteiübergreifende AG Seen ein Konzept und Maßnahmen erarbeitet. Auf dieser Grundlage konnte im letzten Jahr unser Stadtrat Urban Aykal bereits die Erneuerung des Schutzzauns an der Krummen Lanke umsetzten. Mit der Zusage von 1,7 Mio Euro Bundesfördermitteln für einen klimasensiblen Umbau der Seeufer stehen nun weitere Schritte an. Wir erwarten von der Senatsverwaltung, dass mit dem Blaue Perlen-Programm zeitnah weitere Maßnahmen umgesetzt werden können.
Alexander Kräss
Unser Bezirk bietet mit seinen Seen eine unvergleichlich schöne Landschaftskulisse. Die Wasserqualität wird regelmäßig getestet, es gibt ausgewiesene Badestellen. Kein Wunder, dass die Seen von vielen Menschen für ihre Erholung genutzt werden. Leider halten sich dabei nicht alle an die für den Naturschutz wichtigen Regeln; z. B. wird Müll liegen gelassen, an vielen Stellen wird das Ufer betreten und Schutzzäune überstiegen, die z. B. für den Vogelschutz bedeutend sind und am offenen Feuer wird gegrillt, was durch die Waldbrandgefahr verheerende Folgen haben kann. Hier helfen immerwährende Aufklärung, unterstützt auch von den Parkläufern, die niedrigschwellig Fehlverhalten ansprechen und wenn es nicht anders geht, die Verhängung von Bußgeldern. In der letzten Legislatur haben die Fraktionen der BVV in einer AG ein Konzept mit Maßnahmen erstellt, wie die unterschiedlichen Nutzungskonflikte in Einklang gebracht werden können, z. B. mit einer besseren Besucherlenkung. Diese Maßnahmen gilt es nun verstärkt umzusetzen und ein Monitoring zu etablieren. Unser Ziel ist es, Erholung zu ermöglichen und gleichermaßen die Natur zu schützen.
Rainer Ziffels
Leere Flaschen, Einweggrills inmitten von Grünflächen, gefüllte Mülltüten – unsere Gewässer sind an heißen Sommertagen ein beliebtes Ausflugsziel. Damit auch in Zukunft dieses Bade- und Freizeitvergnügen erhalten bleiben kann, appellieren wir Freie Demokraten (FDP) vor allem an die Eigenverantwortung. Natürlich darf auch der Bezirk seine Aufgaben nicht ausblenden. Vorhandene Regeln schützen uns und unsere Umwelt. Aber beim Thema „Sommer an unseren Seen“ möchten wir vor allem an Kinderlachen, Geplantsche im kühlen Nass sowie glücklichen und entspannten Menschen beim Sonnenbaden an den dafür vorgesehenen Liegestellen denken. Erst vor Kurzem wurde erneut die Qualität unserer Gewässer gelobt: Krumme Lanke, Schlachtensee, Nikolassee oder die Havelseenkette mit Wannsee, Pohlesee, Stölpchensee und an der Grenze zu Potsdam der Griebnitzsee. An und in unseren Seen ist im Sommer Hochbetrieb: Schwimmer, Segler, Ruderer, Stand-up Paddler und Dampferausflügler. Grünflächen laden zum Picknick ein. Einfach mal miteinander die Seele baumeln lassen. Die FDP-Fraktion wünscht allen Steglitz-Zehlendorfern einen schönen Sommer 2023!
Katharina Concu
Ob Wannsee, Krumme Lanke oder Schlachtensee – die Seen unseres schönen Bezirks Steglitz-Zehlendorf ziehen zahlreiche Berliner aus der ganzen Stadt an. Was könnte bei Temperaturen von 25 oder 30 Grad angenehmer sein, als in das kühle Wasser zu springen. Damit das ein Vergnügen für alle bleibt, müssen Regeln eingehalten werden. Das funktioniert nicht überall. Der Schlachtensee ist leider ein Negativbeispiel. Er wird von immer mehr Jugendlichen bevölkert, seit die Freibäder strenger kontrolliert werden. Die „Dealer-Line U3“ dient seit 2018 als Direktverbindung aus Kreuzberg. Die Folge sind Drogendelikte, Körperverletzungen und sogar Vergewaltigungen. Die Natur hält dem Ansturm schon lange nicht mehr Stand. Die Grüne Bürgermeisterin wird das nicht ändern. Ganz normale Steglitzer und Zehlendorfer trauen sich, gerade in den Abendstunden und am Wochenende, kaum noch an den Schlachtensee. Und das ist nicht akzeptabel. Das Ordnungsamt und die Polizei müssen an unseren Seen dafür sorgen, dass Familien mit Kindern, Berufstätige nach der Arbeit, Jogger am Morgen und viele andere Bürger ungestört ihre Seen genießen können. Dafür stehen wir von der AfD.
Peer Döhnert
Mit den Seen ist es so wie mit dem Straßenraum: es gibt (im Verhältnis zur Anzahl der Bürger*innen) wenig Platz und widerstreitende Interessen. Seen sind Allgemeingut und „öffentlicher Raum“. Deshalb muss der Zugang allen gleichermaßen gestattet und ermöglicht werden, was – gerade in S-Z – nicht immer der Fall ist. Mit welchem Recht aber haben einige, die sich Grundstücke am See leisten können, Exklusivzugänge? DIE LINKE. fordert daher die „Vergesellschaftung“ der Wege. Da wir in unserem Bezirk eine hohe Anzahl von Seen haben, die es anderswo in Berlin nicht gibt, haben wir eine große gesamtstädtische Verantwortung. Denn: Seen sind unerlässlich fürs Klima und für von Hitze und Lärm geplagte Menschen. Sie benötigen besonderen Schutz und Aufmerksamkeit, damit sie erhalten bleiben können. Deshalb sprechen wir uns dafür aus, dass es klar definierte Schutzgebiete geben muss, in denen die Natur nicht gestört wird. Öffentlich zugängliche Bereiche hingegen müssen eine gute Infrastruktur aufweisen wie ÖPNV-Anbindung, Fahrradabstellmöglichkeiten, Mülleimer und öffentliche Toiletten. Auch das dient letztendlich dem Schutz der Natur.
Pia Imhof-Speckmann
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