Erschienen in Lankwitz & Lichterfelde Ost Journal Oktober/November 2023
Dort, wo die öffentliche Hand nicht hinreicht, ist Ehrenamts- und Freiwilligenarbeit unverzichtbar. Denn sie zeigt Wege auf, wie Menschen jeden Alters das Zusammenleben in unserer Gesellschaft aktiv mitgestalten können.
Um daran Interessierten in ihrem Bezirk fachkundige Beratungs- und Anlaufstellen bieten zu können, hat Berlin seit dem Jahr 2020 eine Ehrenamtsstrategie entwickelt, aus der 12 Freiwilligenagenturen – pro Bezirk eine – hervorgegangen sind. Gefördert werden diese für eine starke Zivilgesellschaft systemrelevanten Einrichtungen von der Berliner Senatskanzlei und den jeweiligen Bezirksämtern.
Die Freiwilligenagentur Steglitz-Zehlendorf – bereits seit 2002 im Bezirk unter etwas anderer Konstellation erfolgreich vermittelnde Einrichtung – ist eine dieser berlinweit neu aufgestellten professionellen Anlauf- und Beratungsstellen, die zum Thema freiwilliges Ehrenamt zahlreiche Organisationen, Engagierte und Akteure zu vernetzen hilft und denjenigen, die dazugehören möchten, wichtige Informationen liefert. Sie steht als Bezirks-Projekt seit Oktober 2022 unter der Trägerschaft des Diakonische Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf e. V. Umgesetzt wird ihre Arbeit in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz Berlin Süd-West gGmbH und dem Mittelhof e. V. Wichtige und fachkundige Kooperationspartnerin und Unterstützerin der Arbeit der Freiwilligenagentur ist die Ehrenamtsbeauftragte des Bezirks, Nina Scholz.
Menschen, die sich gerne im Bezirk freiwillig engagieren möchten und auf der Suche nach einer passenden Einsatzstelle sind, finden aktuell im Bezirk drei Beratungsstellen:
Hauptberatungsstelle mit Standort Steglitz ist das Diakonische Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf e. V. in der Johanna-Stegen-Straße 8 in 12167 Berlin, Telefon 224 45 96 79 oder E-Mail steglitz@freiwilligenagentur.info.
Am Standort Südwest im Infocenter der DRK in der Düppelstraße 36 in 12163 Berlin erhalten Interessierte unter Telefon 790 11 30 oder E-Mail suedwest@freiwilligenagentur.info ebenfalls Information oder Gesprächstermin.
Und auch am Zehlendorfer Standort in der Villa Mittelhof des Mittelhof e. V. in der Königstraße 42-43 finden Interessierte unter Telefon 80 19 75 33 oder e-Mail zehlendorf@freiwilligenagentur.info Beratung und Unterstützung.
Birgit Dörr arbeitet als Projektkoordinatorin in der Freiwilligenagentur am Standort Steglitz. Sie erklärt: „Wir versuchen das ehrenamtliche Engagement in allen Bereichen des Bezirks und in den Kirchengemeinden zu unterstützen. Wir beraten Interessierte zu Möglichkeiten, sich freiwillig zu engagieren und unterstützen gleichzeitig Organisationen, die Angebote für Freiwillige haben. Wir bieten übrigens auch regelmäßig mobile Beratung „Rund ums Ehrenamt“ im Café Sammeltasse des Diakonievereins Lankwitz.“ Die Projektkoordinatorin setzt sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Annika Brink mit ihrer Arbeit für die Stärkung des freiwilligen Ehrenamtes ein. Die Kolleginnen teilen sich in Steglitz eine Stelle. – Eine gelungene Konstellation, die beiden Engagierten Handlungsraum für ihr jeweiliges Schwerpunktgebiet lässt: Annika Brink, die zusammen mit Birgit Dörr die Projektkoordination der Freiwilligenagentur inne hat, ist Ansprechpartnerin für alle zentralen Fragen rund um die Freiwilligenagentur. Sie ist verantwortlich für die Beratung von Einsatzstellen, für die Koordination der Engagement-Angebote im Bezirk und arbeitet an der Vernetzung der Berliner Freiwilligenagenturen. Zur Freiwilligenagentur ist sie durch ihr soziologisches Studium und dem wissenschaftlichen und politischen Interesse an Teilhabe und Solidarität gekommen.
Birgit Dörr an ihrer Projektseite bringt jahrelange Erfahrung im Coaching und in der Leitung von Workshops für Organisationen mit. Sie ist außerdem Projektbetreuerin von
„Känguru hilft und begleitet“ – dieses Projekt unterstützt Eltern rund um die Geburt mittels ehrenamtlicher Familienpaten, die diese für ein paar Stunden in der Woche entlasten – und kümmert sich um nachbarschaftliche Unterstützung von jungen Familien.
Dass die beiden Kolleginnen altersmäßig rund 25 Jahre auseinanderliegen, wirke sich ausgesprochen erfolgreich auf ihre Tätigkeit aus, wie Birgit Dörr betont. So sind mit ihnen zwei passende Ansprechpartnerinnen für Fragen und Belange aller Altersgruppen vertreten, die sich bestens ergänzen. Unterstützt werden sie in der Freiwilligenagentur von Steglitz-Zehlendorf an den zwei weiteren Beratungsstellen von nicht weniger engagierten Mitarbeitenden des Mittelhof e. V. und des DRK.
Birgit Dörr verrät, welchen Satz sie und ihre Kollegen häufig von Interessierten zu hören bekommen: „Ich will freiwillig etwas tun, weiß aber nicht was.“ – Also gilt es erst einmal zu erkunden, welche Interessen, Begabungen oder beruflichen Vorkenntnisse diese Menschen mitbringen. Meist sind sie über 55 Jahre, im Vorruhestand oder Ruhestand, etwa 1/3 der Interessierten sind jünger, meist Studierende. Doch auch Menschen, die noch voll im Berufsleben stehen, etwa um die 40 sind, Familie haben und auf der Karriereleiter treppauf gehen, wollen daneben freiwillig etwas tun. „Das geht durchaus“, erklärt Birgit Dörr, „denn es müssen ja keine acht Stunden hintereinander sein. Regelmäßiges 2-3-Stunden-Engagement wäre da schon ganz toll.“ So vermittelt die Freiwilligenagentur im Bezirk an sie gerne Patenschaften, da die jungen und alten „Patenkinder“ oft terminflexibel sind. Auch die Vermittlung von Ehrenamtlichen im Bezirk in andere Einrichtungen wie Hospize und Krankenhäuser, an den „Wendekreis“ für Patenschaften oder zur Unterstützung im Gesundheitsbereich sowie zu Übersetzertätigkeiten im Migrantenbereich ist Aufgabe der Freiwilligenagentur. Immerhin liegen aus 117 Einrichtungen mehr als 200 Angebote für Interessierte vor. Gesucht im Bezirk werden Lese- ebenso wie Nachhilfepaten und Ehrenamtliche für die Besuchsdienste, bei denen stets großer Bedarf besteht. „Doch wir schauen immer genau, was passt“, so Birgit Dörr. Da möchte ein Rentner beispielsweise freiwillige Gartenarbeit leisten: Doch viel lieber in einer Kita in Kinderbegleitung als alleine in einem Privatgarten. – Aber es kann auch umgekehrt sein. So gilt es für die Beratenden, immer genau zuzuhören und nachzufragen, um Missverständnisse zu vermeiden und um am Ende gleichermaßen zufriedene Unterstützer wie Unterstützte vorweisen zu können.
Bei so vielen Projekten und Einrichtungen aus unterschiedlichsten Bereichen in Steglitz-Zehlendorf gibt es also reichlich verschiedene Möglichkeiten, sich im freiwilligen Ehrenamt für das Gemeinwohl einzusetzen. Die Freiwilligenagentur freut sich auf Interessenten und unterstützt deren Hilfsbereitschaft gerne.
Übrigens: In diesem Jahr finden wieder berlinweit vom 8.-17. September die Freiwilligentage statt. Auch in Steglitz-Zehlendorf laden der Paritätische Wohlfahrtsverband, der Tagesspiegel und die Freiwilligenagentur Steglitz-Zehlendorf Interessierte zu spannenden Mitmachaktionen mit tollen Menschen und Einblicken in Kiez-Projekte ein. Dabei können potentielle Freiwillige ganz unkompliziert ein Engagement auf Probe antreten und Teil der Engagement-Community werden sowie gemeinsam ein Zeichen für freiwilliges Engagement und ein solidarisches Berlin setzen.
Wer will – auch Einrichtungen und Projekte können teilnehmen – kann sich in der Engagementkarte eine bestehende Aktion in seiner näheren Umgebung suchen oder selbst eine eigene Aktion ausdenken und anmelden.
Bei Fragen, Anmeldung oder den Vorbereitungen hilft die Freiwilligenagentur Steglitz-Zehlendorf gerne weiter und steht mit Rat und Tat zu Verfügung. Kontakt und Informationen unter www.freiwilligenagentur.info
Auf der Seite der Freiwilligentage erhalten Sie weitere Informationen rund um die Anmeldung und die Aktionen „Gemeinsame Sache Berlin“ unter www.freiwilligenagentur.info/freiwilligentage-2023/
Jacqueline Loren
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