Gazette Verbrauchermagazin

Hutmanufaktur Petra Benz

Historische Hutformen mit zeitgenössischem Charme

Petra Benz und ihre Hüte. Foto: Hutmanufaktur Petra Benz
Petra Benz und ihre Hüte. Foto: Hutmanufaktur Petra Benz
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Oktober 2023
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Ein Hutkauf war von jeher etwas ganz Besonderes: Doch was noch bis in die 60er-Jahre für die gutgekleidete Dame und den eleganten Herrn unverzichtbar war, geriet mit Baseball Cap, mit Tuch- und schnell wechselnder Frisurenmode zunehmend in Vergessenheit. Gut, dass es da Menschen wie Petra Benz gibt, die mit ihrem Handwerk der Hutmacherin dazu beitragen, dass der Hut wieder an Ansehen gewinnt und ebenso im Alltag wie zu besonderen Anlässen als Tüpfelchen auf dem i des modebewussten Menschen ganz selbstverständlich seinen Platz auf dessen Kopf einnimmt. Ihr kleiner Laden an der Nassauischen Straße liegt inmitten herrschaftlicher Altbauten, die schon vor 100 Jahren so manchen Hut in ihren Treppenfluren gesehen haben dürften. – Ein geeigneterer Ort für eine Hutmanufaktur ist also kaum vorstellbar: Historische Hutformen werden hier mit viel Liebe zu Handwerk, Mode und Menschen mit dem frischem Charme von heute belebt, in die Jahre gekommene Kopfbedeckungen achtsam aufgearbeitet oder repariert, Klassiker und Sonderanfertigungen ganz nach Kundenwunsch und -brieftasche entwickelt. Und das Alles zu fairen bezahlbaren Preisen. In der ruhigen Seitenstraße ist die Hutmanufaktur Petra Benz längst zum Geheimtipp für Liebhaberinnen und Liebhaber von Hüten und individuellen Kopfbedeckungen geworden, die hier im Workshop unter fachkundiger Anleitung sogar selbst gefertigt werden können. Und auch zum Privat-Verleih sowie für FiIm- und Theaterproduktion liegen etliche Modelle bereit und locken Accessoires vom Handschuh bis zur Hutnadel. Behütende Familien- und Erbstücke, für die man keine Verwendung mehr hat, sind im Laden stets willkommen.

Interessierte jeden Alters erwartet im Laden bei Petra Benz also weitaus mehr als ein bloßes Hutangebot.

Hut-Oase mit Geschichte(n)

Bereits das liebevoll dekorierte Schaufenster und der Vorgarten der Manufaktur zeigen, welch Herzensangelegenheit ihr innewohnt: Im dicht bestückten Schaufenster Requisiten wie alte Spiegel, Uhren und Handtaschen aus den 20er-, 40er- und 50er-Jahre stimmen den Kunden „behutsam“ auf das ein, was ihn im Laden dann in ganzer Hut-Bandbreite erwartet. Dass für die gebürtige Schwäbin Petra Benz dabei die Nachhaltigkeit ganz vorne steht, beweisen Reparaturwerkstatt und Vintage-Abteilung, die auch bewährten Kopfbedeckungen vergangener Jahre eine wertschätzende zweite Chance geben.

„Da kommen die Damen mit schöner Jacke, schicken Schuhen und passender Handtasche modebewusst daher – aber am Kopf hört es dann auf“, scherzt Hutträgerin Petra Benz, die mit ihrer Dienstleistung dem Hut den Wiedereinzug in unsere Gesellschaft ebnen und Modebewusstsein nicht am Kopf enden lassen will. Für diese Berufung bringt sie viel Leidenschaft und ebenso viel Fachkenntnis mit, was sie zur weit überlegenen Konkurrentin so manchen Online Handels werden lässt.

Ist der Kunde durch die Ladentür ins Land der unbegrenzten Hut-Möglichkeiten eingetreten, begrüßen ihn zur Linken zuerst die Vintage-Handtaschen-Kreationen, die bereits etliche Jahrzehnte hinter sich ließen, ohne dabei an Charme zu verlieren: Leder, Seide, mit Perlen oder Pailletten, jede Hutkreation unterstreichen sie in gelungenem Zusammenspiel und haben – wie die Manufakturbesitzerin selbst – doch so viel Interessantes zu erzählen. Leihen oder kaufen, reparieren oder selbst fertigen – der Kunde hat die Wahl.

Von Fascinator bis Trauerhut

In einer weiteren Vitrine verzücken unterschiedlichste Fascinator-Hutformen: Gestecke aus einem Hauch zarten Stoffs, geschmückt mit Federn, Perlen oder Pailletten. Mittels Kamm, Schließe oder Haarreif sind sie am Haar zu befestigen – und verleihen jeder Frau unweigerlich etwas Königliches.

Strohhüte für Groß und Klein, Schiebermützen, Damen- und Herrenhüte mit oder ohne UV-Schutz, Kappen hinter Glas, Zylinder, Melonen, Caprio-Mützen – und wieder in Mode kommende Trauerhüte; nichts, was es nicht gibt, präsentiert sich seit sieben Jahren im Atelier an der Nassauischen Straße, aufgelockert von Abendhandschuhen, Federn und bunten Accessoires. Jede Laden-Ecke wird geschickt genutzt: Im hinteren Bereich die Werkstatt mit Klavier, darüber auf dem „Hochdeck“ Sitzecke, Cello, Schutzengel. Dass Musikliebhaberin Petra Benz, die mit großem Kunstverständnis und sehr bodenständig aufwuchs, hier ihren Wunschberuf aus ganzem Herzen „lebt“, ist unverkennbar. Hinter dem Atelier liegt ihr Wohnbereich, den bereits ihre Vorgängerin, die das Geschäft als Wollladen betrieb, zum Wohnen nutzte. Filz, Hut-Formen, Handwerkszeug präsentieren sich im Atelier dabei nicht weniger beeindruckend und schmückend als die fertigen Hutmodelle.

Dazwischen Erinnerungsstücke wie die ersten Ballettschuhe der Tochter: All das gibt so viel Persönliches von Petra Benz preis, dass der Besucher der Manufaktur sich ihr sofort zugehörig fühlen muss. – Dieses ganz persönliche und warme Ambiente schafft Vertrauen und könnte kein besserer Start für ein gelungenes Kundengespräch sein: Petra Benz weiß es mit derselben Herzlichkeit und Empathie zu führen, die sie schon als Kind bei der Holzhandel-Kundschaft ihres Vaters so beliebt werden ließ. – Nachfragen, Eingehen auf Kundenwünsche und nachhaltiges Denken, wodurch möglichst lange tragbare Hutkreationen ihren festen Platz im Leben ihrer Kunden erhalten sollen, all das beherrscht Hutmacherin Petra Benz brillant aus ihrer langjährigen Erfahrung mit unterschiedlichsten Menschen.

Aus dem Nähkästchen geplaudert

Bereits als Kind hatten es Petra Hüte angetan. Erste Einblicke in das Handwerk der Hutmacherin erhielt sie in ihrer Tübinger Heimat: Ihre Großtante führte ein Hutgeschäft, für Petra war früh klar, dass sie einmal Modistin lernen würde. Das Gefühl für Mode und Eleganz hatte sie zusätzlich von einer Oma mitbekommen, die Direktrice für Miederwaren war. Doch wie so oft im Leben kam es erst einmal anders: Statt der erträumten Modisten-Ausbildung am Staatstheater Stuttgart erwarteten Petra erfolgreiche Zwischenstationen in Gastronomie, Hotellerie und Touristik, die sie nach Italien, in die Schweiz und schließlich nach Berlin führten. Verantwortungsvolle Leitungstätigkeiten, Familiengründung – auch Petra Benz blieben Schicksalsschläge im Leben nicht erspart. Doch ihre Liebe zur Hutmacherei blieb stets tief in ihr, sodass sie die so lang angestrebte Ausbildung zur Hutmacherin bei einer „Meisterin ihres Faches“ schließlich doch noch umsetzte und dort fundiertes Fachwissen in Theorie und Praxis erwarb. Zuerst nur von Daheim aus in der Hutkreation tätig, griff Petra Benz sofort zu, als sich die Gelegenheit zum eigenen Atelier bot, und lebt nun in der Wilmersdorfer Hutmanufaktur ihren lang gehegten Traum mit ganzem Herzen.

Urlaub macht Petra Benz eine Woche pro Jahr – dann meist in Florenz, wo sie im Kauf von Stroh-Rohlingen und Bändern als Zubehör für ihre Manufaktur schwelgt. „Früher, vor dem Brexit erhielt ich diese Dinge sehr gut in England“, erklärt sie, doch das war einmal.

Auf den Hut gekommen

Wie umfangreich und langwierig die Hutherstellung an sich ist, können Kunden im Atelier selbst erfahren. Filzzuschneiden, Dämpfen, Anpassen und immer wieder Nähen, Nähen, Nähen. Dazu gesellt sich eine gehörige Portion Geduld, bis das gute Stück fertig ist: die Mellusin-Kappe aus flauschig-weichem Filz für den Winter verspricht warme Ohren, der 20er-Jahre Hut für die Themen-Party manches Kompliment. Und das zukünftige Ehepaar, das hier im Workshop seine Hochzeitshüte mit viel Mühe und guten Worten von Petra Benz selbst gefertigt hat, wird die guten Stücke bestimmt ihr Eheleben lang in Ehren halten. Beliebt sind auch die Workshop-Gutscheine zum Verschenken: Den Beschenkten versprechen sie einen kreativen Sonntag im Atelier, an dessen Ende der persönliche Traumhut steht. – Dazu gibt es viele tolle Ideen, Ratschläge und die versierte Hilfestellung von Petra Benz. Sie nennt eine positive Nebenwirkung: „Nach dem Dämpfen während des Trocknens gehen die Teilnehmenden oft ins benachbarte Café – und verlassen es nicht selten als neue Freunde. – Zusammengeführt durch meinen Workshop.“ Und so hofft die Verfechterin der modischen Kopfbedeckung, dass ihrer Hutmanufaktur noch viele gut behütete Menschen hervorbringt, die ihren Hut gerne nehmen.

Jacqueline Lorenz

Hutmanufaktur Petra Benz

Nassauische Str. 11-12
10717 Berlin

www.hutmanufaktur-petrabenz.de

Titelbild

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