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Der Bierpinsel – eine unendliche Geschichte?

Steglitzer Wahrzeichen steht schon seit Jahren leer

Da war er noch rot – der Bierpinsel im Jahr 2007. Heute ist er bunter.
Da war er noch rot – der Bierpinsel im Jahr 2007. Heute ist er bunter.
Erschienen in Gazette Steglitz September 2023
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Schon die Anfänge gestalteten sich nicht einfach. Der markante Bierpinsel wurde ab 1966 von dem Architektenpaar Ralf Schüler (1930 – 2011) und Ursulina Schüler-Witte (1933 – 2022) als Erstlingswerk entworfen. Der damalige Senat wünschte sich eine „Stadtmarke“ am U-Bahnhof Schloßstraße und der Tiburtiusbrücke. Mit den Plänen für Bahnhof und Brücke war ebenfalls das Architekturbüro Schüler & Witte beauftragt. Die Tiburtiusbrücke wurde 1972 fertig, der Bahnhof 1974 eröffnet. Für den Bierpinsel – offiziell als Turmrestaurant Steglitz erbaut – wurde im Mai 1972 der Grundstein gelegt. Im Frühjahr 1974 war der Rohbau fast fertiggestellt. Doch die Bauherren – zwei westdeutsche Unternehmer – bekamen finanzielle Probleme, sodass im März 1974 der Baustopp verhängt wurde. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft übernahm das Projekt an der prominenten Stelle, so konnte es im Juni 1975 weitergehen. Das Gebäude im Pop-Art-Stil mit seinen markanten roten Fassadenelementen sollte im August 1976 eröffnet werden, was ein Brand verhinderte. Auch die Suche nach einem Pächter hatte gedauert, doch als die Berliner Kindl-Brauerei den Eröffnungstag am 13. Oktober 1976 mit Freibier feierte, bekam der Bierpinsel seinen neuen Namen von den Berlinern.

Restaurant mit Aussicht

Kaffee und Steak mit Aussicht auf die Dächer Berlins wurden zunächst eine Erfolgsgeschichte. Für zusätzliche Werbung sorgte eine Sendung, die der RIAS direkt aus dem 47 Meter hohen Bierpinsel ausstrahlte. Eine Besonderheit war die erste Salatbar Berlins. So war ein Besuch im Bierpinsel ein Highlight für West-Berliner. 1980 übernahm die Wienerwald-Kette – damals ein beliebtes Restaurant, das sich auf Gerichte mit Hähnchen spezialisiert hatte – das Gebäude. „Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald“ war ihr eingängiger Werbespruch. Das Engagement dauerte nicht lange. 1982 kam das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten und verließ den Bierpinsel. In den kommenden Jahrzehnten wechselten die Betreiber häufig, bis das Gebäude 2002 vorübergehend geschlossen wurde. Mittlerweile gab es einen Sanierungsstau, der das „Abenteuer Bierpinsel“ für mögliche Investoren nicht attraktiver machte. Die leuchtend rote Außenfassade war mittlerweile ziemlich ausgeblichen. Nach der Wiedereröffnung gab es im Haus mal eine Diskothek, mal eine Sportsbar, mal ein Kultur-Café. Seit 2006 steht das Gebäude leer. 2010 ließ die damalige Eigentümerin die Fassade von vier internationalen Streetart-Künstlern mit Graffiti versehen. Das kam bei der Architektin Ursulina Schüttler-Witte nicht gut an. Sie pochte auf ihre Urheberrechte und verlangte, dass die ursprüngliche Farbe wiederhergestellt werden soll. Als Kompromiss durften die Graffiti ein Jahr an der Fassade bleiben. Tatsächlich sind sie bis heute zu sehen. 2017 wurde der Turm in die Denkmalliste aufgenommen und steht seitdem unter Denkmalschutz. 2021 bekam der Bierpinsel mit dem Berliner Immobilienunternehmen Immoma einen neuen Eigentümer. Nach den notwendigen Sanierungsarbeiten, deren Kosten sich in Höhe von mehreren Millionen bewegen dürften, sollen Büros und Gastronomie einziehen. Vielleicht erscheint dann auch die rote Farbe wieder.

Verwahrloste Umgebung

In jüngster Zeit war keine Gastronomie im Turm, sondern die fortschreitende Verwahrlosung rund um den Bierpinsel ein großes Thema. Unter der benachbarten Tiburtiusbrücke stehen die Zelte von Obdachlosen. Rundherum türmt sich Müll. Die Notdurft der Zeltbewohner ist ebenfalls ein Problem, das sich durch den Gestank unter der Brücke bemerkbar macht. Das Areal wird von den Passanten gemieden. Urban Aykal, Bezirksstadtrat für Ordnung, Straßen und Grünflächen ließ bereits im vergangenen Jahr die Beleuchtung unter der Brücke wieder instand setzen. Gemeinsam mit der BSR will er die Themen Müll und Reinigung angehen.

Titelbild

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