Gazette Verbrauchermagazin

Wenn der Fisch die Pflanze füttert

Mit spezieller Aquaponik produziert ECF regionale Barsche und Basilikum

ECF-Gründer Christian Echternacht (l.) und Nicolas Leschke. Foto: ECF
ECF-Gründer Christian Echternacht (l.) und Nicolas Leschke. Foto: ECF
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Oktober 2023
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Apotheke am Bayerischen PlatzCReativbad GmbH

Die Malzfabrik in der Bessemerstraße in Schöneberg ist bekannt für spannende Start-ups und zeitgemäße Unternehmen. Auch die ECF Farm Berlin, die mit Urban Farming frische Lebensmittel aus der Region produziert, hat hier ihren Standort. Auf dem weitläufigen Gelände in direkter Nachbarschaft zu ECF-Gewächshäusern für Basilikum und Containerbecken für Buntbarsche quaken anerkennend die Teich-Frösche, und Buddy Bear steht einladend am Empfang für Charming Farming in der Stadt.

Nicolas Leschke, Mitgründer des Unternehmens ECF, beschäftigt sich seit über 12 Jahren mit dem Thema Planung und Bau modernster Urbaner Aquaponik-Anlagen und ist mit seinem Team und einer 1.800 Quadratmeter großen Anlage seit 2015 in der Malzfabrik ansässig. Die relativ bescheidenen Büros mit dabei viel Platz für die beiden Bürohunde zeigen, dass es dem 10-köpfigen Team hier weniger auf Außenwirkung als auf die Sache an sich ankommt: Auf nachhaltiges Urban Farming mitten in der Stadt für eine ressourcenschonende Produktion von regionalen frischen Lebensmittel mit möglichst kurzen Transportwegen und Kühlketten. Dabei setzt das Unternehmen ECF auf die Grundwasser-, Düngemittel- und CO2-sparende Methode der Aquaponik, die Fischzucht mit Gemüseanbau direkt kombiniert. 2021 erhielt es dafür bereits den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Derzeit produziert ECF in Berlin Hauptstadt-Barsche und Hauptstadt-Basilikum für Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Catering und bietet die Produkte auch Online bzw. im regelmäßigen Hofverkauf der Malzfabrik an. Darüber hinaus bietet es seine weiterentwickelten Aquaponik-Anlagen weltweit an.

Kreislaufwirtschaft Fisch düngt Pflanze

Als Aquaponik bezeichnet man ein Verfahren, das die Aufzucht von Wassertieren wie Fischen und Garnelen in Becken mit der Hydroponik, der Kultivierung von Nutzpflanzen wie Gemüse und Kräutern im Wasser, kombiniert. Dabei sind nitrifizierende Bakterien zur Umwandlung von giftigem Ammoniak als Stoffwechselendprodukt der Fische in den Pflanzen als Nährstoff dienende Nitrate beteiligt. Exkremente aus der Fischzucht werden also als Nährstoffe für Pflanzen verwendet. So erfolgt der für die Pflanzenaufzucht nötige Nährstoffeintrag im Wesentlichen über das Fischfutter. „Entsorgung“ der überflüssigen Nährstoffe, die bei intensiver Fischzucht sonst ein großes Problem ist, übernehmen die Pflanzen. – Ein Kreislauf, in dem jeder Teil vom anderen profitiert.

Da Referenzen für diese Methode noch weitgehend fehlten, setzte ECF auf eigene Erfahrungen und entwickelte daraus weiter seine eigene ECF-Aquaponik: Während bei der konventionellen Methode Fische und Pflanzen in einem gemeinsamen Wasserkreislauf produziert werden, setzt ECF auf zwei gekoppelte und ressourcenschonende Kreisläufe: Auf den Aquakultur-Kreislauf für die Fischproduktion und den Hydroponik-Kreislauf für die Pflanzenproduktion. Drei Vorteile hat dieses ausgefeilte Verfahren:

  1. ermöglicht es die Einstellung zwei unterschiedlicher, auf den jeweiligen Kreislauf optimierter pH-Werte.
  2. können in der Hydroponik für die Pflanzen wichtige Mineralien in Form von Substitutionsdünger hinzugegebn werden, ohne den Fischen zu schaden, und
  3. wird bei diesem von ECF genutzten Aquaponik-Verfahren das Wasser doppelt verwendet und werden die Fischausscheidungen als Dünger für die Pflanzen genutzt. Einfach erklärt:

Fischzucht und Gewächshaus verbindet ein Wasserkreislauf. So wird über die Anlagendächer aufgefangenes Regenwasser in die Fischbecken geleitet. Die Fische bringen mit ihren Exkrementen Ammonium ins Wasser ein, das Bakterien in das natürliche Düngemittel Nitrat umwandeln. Wenn die Pflanzen dann mit dem Fischwasser bewässert werden, verbrauchen sie die Nährstoffe und reinigen so das Wasser, das aus der Verdunstung im Treibhaus wieder aufgefangen wird und zusammen mit frischem Regenwasser schließlich in die Fischbecken gelangt. Das in der Fischzucht freiwerdende CO2 kann in die Pflanzenzucht geleitet und dort als Zusatzdünger von den Pflanzen verwertet und neutralisiert werden. 

Pioniere auf erfolgreichem Weg

Da anfangs Referenzen und Erfahrungsträger für Aquaponik noch nahezu fehlten, probierte ECF selbst aus, welches System am besten funktioniert. – Experimentieren mit Erfolg. „Wir haben es mit Gemüse, Paprika- und Tomatenanbau, dann mit Basilikum ausprobiert, aber auch andere Kräuter eignen sich sehr gut“, erklärt Nicolas Leschke, Betriebswirt aus Frankfurt, der schon weltweit unterwegs war, um nachhaltige Geschäftsmodelle – seine ganze Leidenschaft – zu entwickeln, und der eine intakte Umwelt zu schätzen weiß. Sein Einsatz dafür beschränkt sich nicht auf sein Geschäftsmodell: Jeden Tag fährt er mit dem Elektrorad von der Rummelsburger Bucht in die Malzfabrik. Er und sein Geschäftspartner Christian Echternacht machten die Erfahrung, dass sie sehr gut im Planen, Bauen und Produzieren sind, doch auch der Abverkauf klappen muss. Mit ihrem bewährten Hochleistungssystem gelingt es ihnen nun, mit einem Produkt, dem Hauptstadt-Basilikum, die Region abzudecken. 730.000 Basilikum-Pflanzen – in Papier statt in Plastiktopf – und 5.000 Kilo Barsch produziert die Anlage pro Jahr. Barsche sind hier in der Region Teil der Kette, aber die Infrastruktur zur großen Vermarktung sei hier noch nicht gegeben, erklärt Leschke. Geeignet für Aquaponik sind auch andere Süßwasser- bzw. Warmwasserfische, von denen es Besatzfische gibt. Den Barschen in der ECF Farm geht’s gut, seit 12 Jahren keine Krankheiten, keine Medikamente. Auch die Veterinäre, die regelmäßig Proben nehmen, freut‘s. „Das zeigt, dass beste Lebensbedingungen in den Becken herrschen, die Immunabwehr funktioniert und wir wohl auf dem richtigen Weg sind“, betont der Geschäftsführer nicht ohne Stolz. Ein Weg, der längst weit über Berlin hinaus reicht und erfolgreich Station in Belgien und der Schweiz gemacht hat.

Die ECF-Anlage ist ein ausgeklügeltes System höchster Technologie, an deren reibungslosen Funktion Fischwirte, Gärtner, Ingenieure, Architekten beteiligt sind.

Das Aquaponik-System von ECF ist auf bestem Weg. Inzwischen baut und verkauft Leschke seine Aquaponik-Farmsysteme maßgeschneidert, schlüsselfertig mit dazugehöriger Schulung: So baute ECF in Wiesbaden gerade für REWE Green Farming eine gebäudeintegrierte Dachfarm als europaweit erste für einen Supermarkt. – Ein großer Schritt für die nächste Generation europäischer Supermärkte, in der ECF das Tempo in Richtung Nachhaltigkeit mit angibt.

Weitere Informationen zu ECF Farmsystems, Aquaponik und ECF-Hofverkauf in der Malzfabrik unter www.ecf-farmsystems.com

Jacqueline Lorenz

ECF Farmsystems GmbH

in der Malzfabrik

Bessemerstraße 20
12103 Berlin

Titelbild

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