Gazette Verbrauchermagazin

Gemeinsames Kochen auf der Domäne Dahlem

Frisch Geschnippeltes macht Appetit auf Fair

Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Dezember/Januar 2023
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Draußen strahlte die Herbstsonne, und auch in der Lehr- und Erlebnisküche „Die Kochkiste“ der Domäne Dahlem gab es an diesem LebensMittelPunkt viele strahlende Gesichter angesichts der leckeren Zutaten, die Bio und Fair für gemeinsames Schnippeln, Kochen und schließlich Genießen bereitstanden. Eingeladen zu diesem besonderen Kochevent auf dem Bio-Bauernhof hatte die Projektgruppe Regionalinkubator Berlin Südwest der Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf und die bezirkliche Fairtrade-Steuerungsgruppe. – Mit dem Ziel, als zum zweiten Mal ausgezeichneter Fairtrade-Bezirk sich weiterhin mit viel Elan dafür einzusetzen, den Fairen Handel auf lokaler Ebene zu fördern. Gemeinsam mit drei anderen Berliner Bezirken war der Fairtrade-Bezirk Steglitz-Zehlendorf bei der Lebensmittelkampagne „Appetit auf fair“ des Aktionsbündnisses Fairer Handel Berlin und den LebensMittelPunkten dabei. Nadine Berger, Geschäftsführerin beim Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin, erklärt dazu: „Mit den Kochevents in den LebensMittelPunkten machen wir erfahrbar, wie sich die lokale und globale Dimension nachhaltiger Ernährung zusammendenken und -schmecken lässt. Wir zeigen, wie gerettete und regionale Lebensmittel und fair gehandelte Produkte sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich ganz wunderbar beim täglichen Kochen ergänzen.“ Auch für 2024 sind weitere „Appetit auf fair“- Kochtermine in den Berliner Bezirken in Überlegung und ist eine stärkere Zusammenarbeit mit den jeweiligen Wirtschaftsförderungen angedacht.

Wenn der Bio-Kohl mit der Fairen Linse

Rund 30 Kochfreudige – weibliche in der Mehrzahl – waren in dem „Kochstudio für alle“ auf der Domäne während der Herbstferien aus verschiedenen Generationen zusammengekommen, darunter auch junge Teilnehmende wie Julia und Sofia mit Mutter Sonja, die regelmäßig gemeinsam in der heimischen Küche am Herd stehen. Bevor es dann richtig losging, gab es von Laura Jäger vom Aktionsbündnis erst einmal eine informative Einführung zum Thema Fair Trade und den Weltläden in der Nachbarschaft, in denen Fair gehandelte Zutaten gekauft werden können. Unter www.weltladen-in-berlin.de sind sie zu finden.

Die Teilnehmenden hatten indessen bereits neugierig die auf den Tischen platzierten Zutatenkörbe inspiziert, gruppierten sich nun – mit und ohne Rezept – in für Vor,- Haupt- und Nachspeise zuständige Kochgruppen, die sich ihren Menüpunkt frei wählen konnten. Die Zutatenauswahl war groß, da standen aus Fairem Handel u. a. Linsen, Agavendicksaft, Bananen, Schokolade, Nüsse und Kerne, Reis, Hafer, Kokosmilch und vieles mehr zur Verfügung. – Nicht zu vergessen die knackig-frischen Produkte vom Acker der Domäne, die nur darauf warteten, schonend verarbeitet auf die Teller zu kommen: Eisbergpalme, Sellerie, Rote Bete, Herbstäpfel, Kürbis, Kartoffeln, Blumenkohl und Zwiebeln, um nur einige zu nennen.

Austausch, Begegnung ...

Den teilnehmenden Wirtschaftsförderern und Initiatoren Michael Pawlik, Till-Steffen Busse und Lalida Große hat so viel Ackerfrische dann auch Appetit auf eine Suppe „Gemüse-Domäne-Spezial“ gemacht, Backtalent Till-Steffen konzentriert sich aber lieber auf seine Kürbis- und Schokokuchen. Nun gehts ans Schälen, Schnippeln, Rühren, Kochen.

Dazwischen werden vom Küchenteam leckere Grünkohlchips zur Stärkung gereicht: Frisch aus dem Ofen, nur verfeinert mit Olivenöl, Pfeffer, Salz – natürlich aus Fairem Handel. Schwierigkeiten macht dann doch manchen Teilnehmern der Herd, der so ganz anders als das heimische Kochgerät funktioniert. Doch Kochen verbindet, schnelle Hilfe kommt vom Kochnachbarn oder von Kochkisten-Leiterin Corinna, Fachfrau für Bildung und nachhaltige Ernährung, die der Hygiene wegen besonders auf regelmäßiges Händewaschen achtet. Sonja, Sofia und Julia haben sich für die Müsliriegel aus eigener Fairer Herstellung entschieden, quetschen Hafer, mahlen Kerne. Der Agavendicksaft klebt mächtig.

Doch als das Blech mit der Müsliplatte aus dem Ofen kommt, kann sich das durchaus sehen lassen, auch wenn Sofia beim Schneiden stöhnt: „Das bröckelt ja ganz schön.“ – Kein Wunder, eigentlich müsste die Platte vor dem Schneiden noch eine Zeit im Kühlschrank fest werden. Doch nach dem ersten Probestück fällt Julias Qualitätsprüfung durchaus positiv aus: „Schmeckt aber toll!“ Indessen schneidet Inge, wie alle hier gelbbeschürzt, noch immer seelenruhig Rote Bete. Regelmäßig ist sie bei den Kochevents der Domäne Dahlem dabei und erzählt: „Früher habe ich jeden Tag und gerne für die ganze Familie gekocht. Jetzt bin ich alleine, da lohnt es sich kaum. – Also koche ich hier, wo ich Gleichgesinnte und Unterhaltung finde – und immer noch etwas dazulerne.“

Vegetarische „Küche für alle“ mit geretteten Lebensmitteln und hofeigenen Bio-Produkten ergänzt, findet auf der Domäne Dahlem als LebensMittelPunkt regelmäßig immer am letzten Mittwoch im Monat kostenfrei unter einem ausgewählten Thema statt. Verbindliche Anmeldung  per E-Mail unter altenpohl@domaene-dahlem.de. Ziel dabei ist es, Menschen aller Generationen an einen Tisch zu bringen, neues auszuprobieren, Erfahrungen zu teilen und traditionelles Wissen und Kulturtechniken rund um die Zubereitung und Haltbarmachung von Lebensmitteln zu bewahren.

... und Fairer Genuss

„Wo ist mein Kuchen“, hallt es durch das Kochstudio. Den hat jemand aus dem Ofen genommen und so vor dem sicheren Verbrennungstod gerettet. Nach rund zwei Stunden Kocheinsatz machen sich kurz vor dem Servieren der fertigen Speisen appetitliche Küchendüfte, aber auch Hektik breit: Ist auch alles gelungen, der Reis vielleicht doch zu fest, und warum matscht die Banane eigentlich so? Aber dann, wie von Zauberhand, wandert ein fertiger Menüpunkt nach dem anderen mit passendem Aufsteller auf das improvisierte Küchenbufett:

Kürbiscurry, Bananenreis mit Fairen Rosinen, geretteter Kichererbsenreis, Kürbiskuchen mit Fairem Zimt und Fairen Nelken verfeinert, Schokorührkuchen – und Schoko-Müsliriegel – das Menü ist komplett.

Die Gemüsesuppe der Wirtschaftsförderung findet viele Fans, auch Till-Steffens Schokokuchen, noch etwas zu heiß zum Essen, ist fluffig-lecker. Alle probieren durcheinander, überlegen, was man besser, noch Fairer machen könnte – und haben ein gutes Gewissen dabei. Für daheim gibt‘s noch ein Rezeptbüchlein mit.

Ein ebenso gelungenes wie nachhaltiges Kochevent war es, ist man sich einig. Der Bezirk sollte öfter dazu einladen.

Informationen und Angebote der Domäne Dahlem unter www.domaene-dahlem.de

Informationen zum Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin unter www.fairerhandel.berlin

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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